• Friedrich Merz hat seine Partei offen und scharf kritisiert.
  • Die CDU stecke in einer schweren Krise und sie sei "in ihrem Charakter als Volkspartei gefährdet".
  • Vor allem was die Zustimmung der Bevölkerung angeht, habe die Partei Verluste zu verzeichnen.

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Der Bewerber für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, sieht seine Partei in einer bedrohlichen Lage. "Die CDU steckt tatsächlich in einer schweren Krise, und sie ist in ihrem Charakter als Volkspartei gefährdet", sagte Merz der "Bild am Sonntag".

"Wir haben bei keinem Thema mehr die Meinungsführerschaft, nicht einmal mehr in der Wirtschaftspolitik", führte Merz aus. "Wir haben in keiner Altersgruppe mehr den höchsten Wähleranteil, nicht einmal mehr bei den über 60-Jährigen."

Merz gibt sich siegessicher bei Rennen um CDU-Vorsitz

Merz, der bereits zweimal vergeblich für den CDU-Vorsitz kandidierte, gab sich in der "BamS" überzeugt, dass er sich dieses Mal gegen die zwei Mitbewerber Norbert Röttgen und Helge Braun durchsetzen werde. "Die Lage ist diesmal völlig anders", hob der frühere Unionsfraktionschef hervor. "Wir sind in der Opposition und die Mitglieder werden beteiligt an der Entscheidung."

Wenn er Parteichef würde, will Merz die CDU auf eine möglichst kurze Oppositionszeit vorbereiten. Die Partei müsse "darauf vorbereitet sein, jederzeit die Verantwortung als Regierung zu übernehmen. Das kann früher passieren als in vier Jahren, das kann aber auch sehr viel länger dauern."

Für einen CDU-Chef gilt aus Merz' Sicht außerdem, dass er grundsätzlich immer in der Lage sein müsse, "auch das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen". Die Frage, ob er bei der regulär 2025 stattfindenden Bundestagswahl CDU-Kanzlerkandidat werde, stelle sich aber "jetzt nicht".

CDU soll familienfreundlicher werden

Als eine Priorität für den Fall seiner Wahl zum CDU-Chef kündigte Merz in der "BamS" an: "Zuallererst wird die CDU mit mir als Vorsitzenden ein sehr familienfreundlicher Arbeitgeber werden."

Auszeiten, die sich junge Mütter und Väter für ihre Kinder nehmen, dürften "nicht länger als Karriereknick im Lebenslauf gesehen werden". Nötig sei zudem "eine ordentliche Kinderbetreuung überall im beruflichen Umfeld, auch in unserer Parteizentrale".

Merz sagte zu, in der CDU "die langen Nachtsitzungen abzuschaffen und die Wochenenden so weit es irgendwie geht frei zu halten, vor allem den Sonntag". Er versuche "heute mehr denn je, unsere Welt auch durch die Augen unserer Kinder zu betrachten". Für seine eigenen Kinder habe er leider "zu wenig Zeit" gehabt. "Und das möchte ich meinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen heute anders ermöglichen", versicherte Merz in der "BamS".

Die drei Bewerber um den CDU-Vorsitz stellen sich ab kommender Woche der Parteibasis vor. Den Auftakt macht Merz in einer Video-Schalte am Montagabend. Es folgen Ex-Bundesumweltminister Röttgen am Mittwoch und Kanzleramtschef Braun am Donnerstag. Am 1. Dezember stellen sich dann alle drei zusammen den Fragen der CDU-Mitglieder.

Die CDU will nach dem historisch schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl ihren neuen Parteivorsitzenden erstmals durch ihre derzeit rund 400.000 Mitglieder bestimmen lassen. Nach dem Votum der Basis soll der Nachfolger von Armin Laschet formell auf einem Parteitag am 21. und 22. Januar in Hannover gewählt werden. (afp/thp)

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