- Der AfD-Europaparlamentarier Nicolaus Fest soll sich in einem internen Chat über den Tod von EU-Parlamentspräsident David Sassoli gefreut haben.
- Sowohl in der eigenen Partei als auch außerhalb werden Fests Aussagen scharf kritisiert – der 59-Jährige selbst hat sich aber von ihnen bisher nicht distanziert.
Europas Politik hat sich nach dem Tod von EU-Parlamentspräsident David Sassoli bestürzt gezeigt. Offiziell kondolierte auch der AfD-Co-Chef und Europaparlamentarier
"Der viel zu frühe Tod des EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli macht uns sehr betroffen", wird Meuthen in einer Stellungnahme der AfD-Politiker im EU-Parlament zitiert. "Sassoli war, über alle politischen Gräben hinweg, ein gerechter Parlamentspräsident und im persönlichen Umgang ein angenehmer Mensch. Sein Tod ist ein großer Verlust für das Europäische Parlament", erklärte Meuthen.
Keine Distanzierung von "Dreckschwein"-Aussage – Kritik von Parteichef Meuthen
Ganz anders wird allerdings innerhalb der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen Partei über Sassoli gesprochen, der in der Nacht zum Dienstag 65-jährig in einem italienischen Krankenhaus starb.
"Endlich ist dieses Dreckschwein weg", soll Nicolaus Fest laut "Tagesschau.de" in einer internen WhatsApp-Gruppe der AfD-EU-Abgeordneten geschrieben haben. "Ein Antidemokrat, eine Schande für jede parlamentarische Idee", bemerkte Fest demnach weiter. Er soll den Eintrag mittlerweile gelöscht haben. Der 59-Jährige war 2016 in die AfD eingetreten, seit der Europawahl 2019 sitzt er für die Partei im EU-Parlament. Der Jurist arbeitete zuvor lange als Journalist, vor allem bei der "Bild"-Zeitung und bei "Bild am Sonntag".
Auf Nachfrage von "Tagesschau.de" wollte sich Fest nicht von seinen Äußerungen distanzieren – er setzte sogar noch nach: Sassolis Sitzungsleitung sei "oftmals skandalös parteiisch" gewesen. AfD-Co-Chef Meuthen distanzierte sich hingegen von Fest und bezeichnete dessen Aussagen als "verstörend, tief abstoßend und unentschuldbar".
Auch die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley, kritisierte die Äußerungen Fests scharf. Diese "sind bezeichnend für jene Menschenverachtung, gegen die David immer entschieden gestanden hat", erklärte die SPD-Politikerin auf Twitter.
Lange Krankheitsgeschichte von Sassoli
Parlamentspräsident Sassoli war nach Angaben seines Sprechers am 26. Dezember "wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems" in ein Onkologie-Zentrum in Aviano im Nordosten Italiens eingeliefert worden. Seine offiziellen Termine wurden seitdem abgesagt.
Im September war er bereits wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt worden und konnte mehrere Wochen lang nicht seinen Aufgaben als EU-Parlamentspräsident nachgehen. Zuvor war er an Leukämie erkrankt gewesen. (afp/mf)
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