• Der Füllstand der deutschen Erdgasspeicher steigt - trotz des Lieferstopps aus Russland.
  • Das deutsche Erdgas kommt derzeit aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien.
  • Zum Jahreswechsel sollen drei Terminals mit verflüssigtem Erdgas zum Einsatz kommen.

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Die Erdgasspeicher in Deutschland werden trotz der Ende August eingestellten Gaslieferungen aus Russland und der beginnenden Heizperiode immer voller.

Der Füllstand lag zuletzt insgesamt bei 90,5 Prozent, wie die Bundesnetzagentur am Freitag in Bonn berichtete. Das waren 0,1 Prozentpunkte mehr als am Vortag. Die täglichen Gesamtfüllstandswerte nehmen seit dem 19. Juli kontinuierlich zu. Die Gasspeicher der EU waren zuletzt zu 86,7 Prozent gefüllt. Die Füllstandsangaben werden immer mit Verzögerung gemeldet.

Der Preis für europäisches Erdgas gibt nach

Der Preis für europäisches Erdgas im Großhandel gab erneut etwas nach. Am frühen Freitagnachmittag lag der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas mit knapp 182 Euro rund drei Prozent unter dem Vortagespreis. Der Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau. Zuletzt hatte im Oktober zu lieferndes Gas Ende Juli weniger gekostet.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. An kalten Wintertagen wurden in der Vergangenheit bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt.

Deutschland bezieht Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien

Derzeit erhält Deutschland Erdgas über Pipelines aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Zum Jahreswechsel sollen an Nord- und Ostseeküste insgesamt drei Terminals zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Betrieb genommen werden.

Der Füllstand des größten deutschen Speichers im niedersächsischen Rehden liegt derzeit bei knapp 75 Prozent. Wegen einer geplanten Wartung dieses Speichers wird dort seit dem 12. September nicht mehr ein- und ausgespeichert. Die Wartung soll an diesem Samstag (24. September) enden.

So reagiert Europa auf die steigenden Energiepreise

Überall in Europa sind die Energiepreise stark gestiegen und die Inflation erreicht Werte, die es seit Jahrzehnten nicht gab. Die Regierungen reagieren mit unterschiedlichsten Maßnahmen, um Bürger und Unternehmen zu entlasten. Ein Überblick:

  • Großbritannien: London deckelt für zwei Jahre die Energiekosten: Durchschnittshaushalte sollen dann jährlich höchstens 2.500 Pfund (rund 2.800 Euro) zahlen. Die Kosten für Strom und Gas für Unternehmen sollen auf die Hälfte des Marktpreises gekappt werden. Die konservative Regierung will zudem den Spitzensteuersatz von 45 auf 40 Prozent senken.
  • Spanien: Die sozialistische Regierung in Madrid geht in die entgegengesetzte Richtung: Sie hat ab Januar eine Reichensteuer angekündigt. Sie soll zwei Jahre lang auf "große Vermögen" erhoben werden, betroffen sind laut Regierung "nicht mehr als ein Prozent der Bevölkerung". Details wurden noch nicht genannt. Für Energieversorger wird außerdem ab 2023 eine Extrasteuer auf ihre Gewinne fällig. Zuvor gab es schon einen Tankrabatt, kostenlose Nahverkehrstickets, eine Erhöhung der Sozialhilfe und Stipendien für Studenten.
  • Frankreich: In Frankreich gilt vom kommenden Jahr an eine Preisbremse für Gas und Strom. Die Preise dürfen dann höchstens um 15 Prozent ansteigen, den Rest übernimmt der Staat. Dies soll den Anstieg der monatlichen Heizkosten auf etwa 25 Euro begrenzen. Etwa 40 Prozent der einkommensschwächeren Haushalte sollen zum Jahresende wie bereits im Vorjahr einen Energiescheck von 100 oder 200 Euro erhalten.
  • Italien: Der scheidende Regierungschef Mario Draghi hatte Mitte September weitere Entlastungsmaßnahmen angekündigt. Darunter sind Einmalzahlungen für Rentner und Geringverdiener, eine Verlängerung der Senkung der Energiesteuer und Unternehmenshilfen. Im Frühsommer gab es bereits einen Tankrabatt. Zur Gegenfinanzierung will Rom eine Steuer auf Zusatzgewinne von Energieunternehmen in Höhe von zehn Prozent erheben.

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  • Österreich: Im Nachbarland bekommt jeder Erwachsene eine Einmalzahlung von 500 Euro ausgezahlt - Kinder erhalten die Hälfte. Die Zahlung besteht aus dem Klimabonus von 250 Euro, der die Auswirkungen einer neuen CO2-Steuer für Unternehmen auf die Verbraucher abschwächen soll, und zusätzlich 250 Euro wegen der Preissteigerungen. Vier Millionen Geringverdiener-Haushalte erhielten zudem einen Gutschein von 150 Euro.
  • Niederlande: Den Haag will ab Januar die Energiesteuern senken, ebenso Verbrauchsteuern auf Kraftstoffe. Das Kindergeld soll erhöht werden. Der Mindestlohn soll um zehn Prozent steigen. Geplant ist eine Senkung der Einkommensteuer, von der Niedrigverdiener besonders profitieren.
  • Griechenland: Niedrigverdiener sollen im Dezember einmalig 250 Euro bekommen, einen Heizkostenzuschuss sollen mehr Haushalte als bislang erhalten. Seit Anfang des Jahres hat die Regierung acht Milliarden Euro zur Senkung der Strompreise aufgewandt. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat zudem eine Erhöhung der Renten und des Mindestlohns zugesagt. Auch Athen will eine Steuer auf Zusatzgewinne von Energieunternehmen erheben.

(dpa/AFP/hau)

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