Amerika soll wieder groß werden - so lautet der Wahlslogan von Donald Trump. Aber sollte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner wirklich ins Weiße Haus einziehen, würden die USA möglicherweise vor allem eines: sich blamieren.
Eigentlich habe er nichts gegen Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln, sagt
Das Amerika, das Donald Trump vorschwebt, will anscheinend vor allem eines sein: für sich. Das könnte klappen, wenn er sich auch als Präsident so undiplomatisch benehmen würde, wie er das in seinem Wahlkampf tut. "Trumps Amerika wäre eines, das außenpolitisch viele Alleingänge geht, es wäre ein militärisches Amerika", sagt der Politikwissenschaftlicher Christian Lammert von der Freien Universität Berlin.
Dazu passt auch Trumps wie gewohnt drastische Rhetorik gegenüber anderen Staaten: China und Japan etwa, das sind für ihn nicht in erster Linie Handelspartner, sondern Länder, die die USA "fertigmachen" wollen, indem sie Amerikanern Jobs wegnehmen. Trump will diese Jobs zurück in die USA holen. Sehr zur Freude, wie er glaubt, vor allem der Hispanics im Land. Seine Aussagen gegenüber mexikanische Einwanderern bleiben jedoch scharfzüngig: "Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger."
Auf Obamacare folgt "etwas Fantastisches"
Auch die US-Amerikaner sollen mehr bezahlen - für ihre Gesundheit. Die gerade erst eingeführte Gesundheitsreform des amtierenden Präsidenten will Trump wieder abschaffen. Mit ihr wurden unter anderem eine Versicherungspflicht und staatliche Zuschüsse für ärmere Menschen eingeführt. Trump werde "Obamacare" durch "etwas Fantastisches" ersetzen, sagte der Immobilientycoon dem US-Sender CNN. Damit sich auch Ärmere Behandlungen leisten können, wolle er "irgendeine Art intelligenter Übereinkunft mit Krankenhäusern im ganzen Land" treffen.
Abschaffen will Trump auch bestimmte Steuern wie die Körperschaftssteuer. Zudem sollen die Steuersätze für alle Einkommensklassen sinken, der Spitzensteuersatz von knapp 40 auf 15 Prozent. Das würde dem Staat Billionen Dollar Steuergelder kosten. Eine Antwort auf die Frage, wie diese wieder hereingeholt werden sollen, bleibe Trump allerdings schuldig - schrieb kürzlich das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes".
Programm oder Vision? Eher keine.
Trumps Programm scheint zu sein, dass er kein Programm hat. "Er bedient die rechte Klientel, seine Vorschläge haben politisch keine Substanz", sagt Lammert. "Trump ist ein Paradiesvogel, der sich im Verlauf des Wahlkampfes das eine oder andere Mal blamieren wird."
So bereits geschehen, als er vor ein paar Wochen die Handynummer eines seiner republikanischen Konkurrenten, Lindsey Graham, veröffentlichte. Trump nannte den Senator von South Carolina bei einer Veranstaltung einen Idioten und forderte die Wählerschaft auf, sich selbst davon zu überzeugen. Graham konterte ebenso öffentlichkeitswirksam und einigermaßen souverän: Als seine Mailbox mit Anrufen volllief, twitterte er "iPhone oder Android?"
Verärgert hat Trump zudem viele Amerikaner, als er sich abfällig über John McCain äußerte, den Präsidentschaftskandidaten von 2009. McCain war im Vietnam-Krieg in Kriegsgefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Über die Parteingrenzen hinweg genießt der Republikaner hohes Ansehen. Für Trump aber ist McCain wegen seiner Gefangenschaft kein "Kriegsheld", sondern ein "Gefangenenheld".
Ob die USA einen solch polternden Präsidenten haben wollen? Laut Umfragen liegt er unter den republikanischen Kandidaten momentan vorn. Christian Lammert glaubt aber, dass "sich das Thema spätestens nach den dritten Vorwahlen erledigt haben wird". Möglicherweise auch, weil ihm unterwegs das Geld ausgeht. "Beim Eintreiben von Wahlkamfspenden ist er nicht der Erfolgreichste - und ich bezweifle, dass er viel von seinem eigenen Vermögen in den Wahlkampf stecken wird."
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