Mit ihren Aussagen provozierte sie einen Eklat: Jutta Ditfurth bringt CDU-Politiker Wolfgang Bosbach beim Polit-Talk "Maischberger" dazu, die Runde zu verlassen. Die Aktivistin kämpft seit Jahrzehnten leidenschaftlich für ihre politischen Ansichten - und war einst eine Politgröße bei den Grünen.
Es war eine Sendung, die nicht nur Moderatorin Sandra Maischberger lange in Erinnerung bleiben wird.
Ihre Talk-Gäste diskutieren hitzig über die G20-Krawalle in Hamburg und deren Auswirkungen. Mit dabei: CDU-Politiker
Ditfurth attackiert - Bosbach platzt der Kragen
Letztere ist in der ARD-Sendung im verbalen Angriffsmodus. Sie attackiert den Hamburger Hauptkommissar Joachim Lenders, spricht bezogen auf die Szenen aus Hamburg von einem "Polizeistaat". Zudem verteidigt sie die Protestierenden aus dem linken Camp in Altona.
Kurz vor Ende der Sendung platzt Bosbach schließlich der Kragen. "Frau Ditfurth ist persönlich, vom Verhalten und von ihrer - in Anführungszeichen - Argumentation unerträglich. Das muss ich mir nicht geben", sagt der CDU-Politiker. Er verlässt die Runde.
Doch wer ist die Frau, die mit ihren Aussagen für so viel Aufsehen sorgt und gar einen Polit-Profi wie Bosbach zur Weißglut bringt?
Ditfurth entstammt adligem Elternhaus
Jutta Ditfurth ist nicht nur politische Aktivistin, sondern auch Soziologin und Autorin, die bereits weltweit für Zeitungen und Magazine geschrieben hat. Auch heute noch verfasst sie politische Kommentare und Romane sowie Sach- und Drehbücher.
Sie entstammt einem adligen Elternhaus und wird 1951 als Jutta Gerta Armgard von Ditfurth in Würzburg geboren.
Ihr Vater ist Journalist, ihre Mutter Fotografin. Doch Ditfurth entscheidet sich früh für einen konträren Lebensweg und trennt sich 1978 vom "von" in ihrem Namen.
Jahrelang Teil des Bundesvorstands der Grünen
Anfang 1980 gehört Ditfurth zu den Mitbegründerinnen der Grünen. Sie bezeichnet sich selbst als Radikalökologin und Feministin, gehört dem linken Flügel der Partei an. Mitte bis Ende der 1980er-Jahre ist sie Teil des dreiköpfigen Bundesvorstands und Bundespressesprecherin.
Bei den Grünen reibt sie sich gerne mit dem Ober-Realo und späteren Außenminister Joschka Fischer.
Als die Partei nach der empfindlichen Wahlniederlage 1990 - die Grünen scheitern im alten Bundesgebiet an der Fünf-Prozent-Hürde - eine realpolitische Wende einschlägt, verlässt sie im Folgejahr die Partei aus Protest gegen die vermeintliche "Rechtsentwicklung".
Sie gründet mit ihren Lebenspartner eine eigene Partei, die ökologische Linke, und gibt bis zum Jahr 1999 die Zeitschrift "Ökolinx" heraus.
Bei den Europawahlen 1999 kandidiert sie in Griechenland für das linke Bündnis (NAR). Es ist ihr Protest gegen die deutsche rot-grüne Beteiligung am Nato-Krieg gegen Jugoslawien.
Im Jahr 2000 gründet sie in Hessen die Wählervereinigung "ÖkoLinX-Antirassistische Liste" mit und zieht 2001 als einzige Vertreterin in das Frankfurter Stadtparlament ein. Zwischendurch legt sie ihr Mandat nieder, 2011 wird sie dann erneut in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt.
Kampf gegen Antisemitismus
Bereits vor dem "
2014 bezeichnet sie in der 3sat-Sendung "Kulturzeit" den Journalisten Jürgen Elsässer als "glühenden Antisemiten und Schwulenfeind", woraufhin sich ein Rechtsprozess entwickelt.
Elsässer ist politischer Aktivist, der von der radikalen Linken immer weiter nach rechts driftet und auch bei Pegida und dem Leipziger Ableger Legida auftritt.
Ihren Kampf gegen Antisemitismus führt Ditfurth leidenschaftlich fort. Zusammen mit dem Musiker Thees Uhlmann, Berlins Kultursenator Klaus Lederer und dutzenden weiteren Persönlichkeiten fordert sie in einem offenen Brief die Ausstrahlung der umstrittenen Arte-Dokumentation "Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa".
Letztlich entscheidet sich Arte, den Film auszustrahlen.
Mit ihrem Auftritt bei "Maischberger" zeigt Ditfurth, dass sie auch in Zukunft ihre politische Position offensiv vertreten wird.
Vor zwei Jahren zitiert der SWR Ditfurth in der Talk-Sendung "Nachtcafé" mit den Worten: "Ruhig werde ich erst in der Kiste, vorher nicht."
Genau das musste Bosbach am Mittwochabend erfahren. (tfr)
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