- In den vergangenen Monaten sind offenbar E-Mails und Kalendereinträge von Bundeskanzler Olaf Scholz aus seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister durchsucht worden.
- Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal und einem umstrittenen Verzicht auf die Steuerrückzahlung der Warburg-Bank.
Im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal sind einem Medienbericht zufolge E-Mails des heutigen Bundeskanzlers
Demnach erließ das Amtsgericht Köln am 30. März 2022 einen Durchsuchungsbeschluss für Scholz' offizielles Postfach in seiner Zeit als Erster Bürgermeister. Dem Bericht zufolge wurden laut dem Gerichtsbeschluss anschließend E-Mails, Kalendereinträge und Anhänge aus diesem Postfach seit dem 1. Januar 2015 bei einem IT-Dienstleister durchsucht. Scholz war bis März 2018 Erster Bürgermeister von Hamburg.
Zusammenhang mit Ermittlungen gegen SPD-Politiker Johannes Kahrs
Es sei bei der Durchsuchung um die Frage gegangen, ob und wie von der Politik Einfluss auf eine im November 2016 getroffene Entscheidung genommen wurde. Damals hatte die Hamburger Finanzbehörde auf eine Steuerrückforderung von 47 Millionen Euro gegen die Warburg-Bank im Kontext von Cum-Ex-Geschäften verzichtet. In dem Gerichtsbeschluss werde auch auf Treffen von Scholz mit dem damaligen Warburg-Chef Christian Olearius Bezug genommen.
Scholz hat bisher immer bestritten, Einfluss auf die Entscheidung der Finanzbehörde genommen zu haben. Der heutige Kanzler soll im August erneut vor einem Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft in der Sache aussagen.
Die Durchsuchung der Scholz-Mails soll im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und andere wegen des Anfangsverdachts der Begünstigung und der Beihilfe zur Steuerhinterziehung stehen, wie das "Abendblatt" berichtete. Bei Kahrs, der sich für Warburg eingesetzt haben soll, waren Medienberichten zufolge im Zuge von Durchsuchungen etwa 200.000 Euro in bar in einem Bankschließfach gefunden worden.
Sprecher von Scholz: "Es gibt nichts zu verbergen"
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, sagte dem "Hamburger Abendblatt" zu der Durchsuchung der Scholz-Mails: "Davon ist mir nichts bekannt. Es gibt auch nichts zu verbergen."
Mit Cum-Ex-Geschäften wird das Verschieben von Aktien rund um einen Dividenden-Stichtag bezeichnet, um sich Kapitalertragsteuer erstatten zu lassen, die gar nicht gezahlt wurde. Der Staat verlor so Milliardenbeträge. 2017 war der Skandal erstmals bekannt geworden. Der Bundesgerichtshof entschied vor einem Jahr, dass es sich bei Cum-Ex-Geschäften um strafbare Steuerhinterziehung handelt. Inzwischen laufen wegen solcher Geschäfte zahlreiche Ermittlungsverfahren gegen Banken oder frühere Mitarbeiter von Banken. (AFP/fab)
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