Viele Medien spekulierten darüber, ob Supermärkte eine 2G-Regel einführen und folglich dort nur noch Geimpfte oder Genesene einkaufen könnten. Einen richtigen Grund für diese Annahme gab es aber nie.
"2G-Regel im Supermarkt kommt – Einkaufen für Ungeimpfte vor dem Aus?", lautete kürzlich die Überschrift eines Online-Artikels der "Frankfurter Rundschau". Es ist nur einer von vielen Medienberichten, in denen angedeutet wird, Supermärkte würden die sogenannte 2G-Regel einführen. Dann könnten dort nur noch Menschen einkaufen, die gegen COVID-19 geimpft oder von der Krankheit genesen sind.
Anlass für die Debatte war eine Änderung der Corona-Verordnung in Hessen. Dort wurde die Erlaubnis, eine 2G-Regel einzuführen, auf den gesamten Einzelhandel ausgeweitet, somit auch auf Supermärkte. Allerdings hatte diese Änderung nie zum Ziel, 2G im Supermarkt einzuführen.
CORRECTIV.Faktencheck hat alle 16 Bundesländer und die großen Supermarktketten Netto, Real, Edeka, Kaufland, Rewe, Lidl und Aldi am 18. Oktober per E-Mail kontaktiert. Das Ergebnis: Es gibt keine Pläne, 2G in Supermärkten einzuführen, weder in Hessen noch anderswo in Deutschland. In fast allen Bundesländern ist eine 2G-Option für Supermärkte explizit nicht vorgesehen. Manche Bundesländer haben sogar bisher überhaupt keine 2G-Option für den Einzelhandel.
Ausweitung der 2G-Option ist Reaktion auf Urteil des Verwaltungsgerichts
Die sogenannte 3G-Regel wurde bundesweit ab 23. August 2021 zum Beispiel für Besuche im Krankenhaus oder Innengastronomien eingeführt, sie galt aber nie für Supermärkte. 3G steht für geimpft, genesen oder getestet. Manche Bundesländer haben inzwischen für bestimmte Bereiche eine 2G-Option geschaffen (geimpft oder genesen), zum Beispiel für Restaurants. Sie können die 2G-Regel individuell beschließen und sind dann von anderen Corona-Maßnahmen wie der Maskenpflicht befreit. Für Supermärkte war aber auch diese Regelung bisher nicht vorgesehen.
Hessen ist jetzt eine Ausnahme. Allerdings nicht, weil man dort vorhatte, 2G im Supermarkt einzuführen. Eine Sprecherin der Hessischen Landesregierung teilte uns auf Anfrage mit, die Ausweitung der 2G-Option auf den gesamten Einzelhandel sei die Reaktion auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt am Main. Es habe die bisherige hessische Regelung zur 2G-Option "aus Gleichbehandlungsgründen als unzureichend eingestuft".
In dem Urteil vom 29. September ging es um ein Geschäft für Grillartikel. Dessen Betreiberin hatte geklagt, weil sie die 2G-Option nicht nutzen durfte. Nach der Änderung dürfen nun theoretisch alle Einzelhändler in Hessen 2G einführen. Da dies freiwillig sei, erwarte man aber "keine umfassende Umsetzung in der Praxis", schreibt uns die Sprecherin der hessischen Landesregierung. Insbesondere nicht bei Lebensmittelgeschäften oder Geschäften des täglichen Bedarfs. "Das sieht auch der Handelsverband so, mit dem wir laufend im Austausch sind."
In fast keinem Bundesland möglich, 2G im Supermarkt einzuführen
Jedes Bundesland hat seine eigene Corona-Verordnung. Auf unsere Nachfrage teilten fast alle Länder mit, es sei dort nicht möglich, 2G im Supermarkt einzuführen und so etwas sei auch nicht geplant. Nach unseren Recherchen können außer in Hessen lediglich in Niedersachsen Supermärkte theoretisch auf der Grundlage der aktuellen Corona-Verordnungen eine 2G-Regel einführen. Ein Pressesprecher des Ministeriums für Soziales und Gesundheit in Niedersachsen, Oliver Grimm, sagte uns aber am Telefon, es gebe keine Anzeichen dafür, dass Supermärkte das planen.
Das bestätigt sich auch durch unsere Umfrage bei den großen Supermarkt- und Discounter-Ketten: Keines der Unternehmen will diese Option nutzen. Es gebe keine Pläne für 2G-Regeln in Supermärkten, teilten Netto, Real, Edeka, Kaufland, Rewe, Lidl und Aldi übereinstimmend mit. Die Aufgabe der Supermärkte sei die Grundversorgung, schrieben uns zum Beispiel Aldi und Kaufland. Daher wolle man außer der üblichen Abstandsregeln und der Maskenpflicht keine weitere Maßnahmen einführen.
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