Kinder bleiben ein Armutsrisiko für Eltern, die ihren Nachwuchs alleine großziehen. Außerdem steigt die Zahl der Väter und Mütter, die ohne Partner mit mindestens einem Kind leben.
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: In Deutschland leben immer mehr Alleinerziehende – teils in prekären finanziellen Verhältnissen.
Im vergangenen Jahr waren es 1,5 Millionen Väter und Mütter, die ohne Partner ihre Kinder großziehen. Das sind 200.000 mehr als noch vor 20 Jahren.
Damit gibt es in rund jedem fünften Familienhaushalt nur einen Elternteil, in neun von zehn Fällen handelt es sich um eine alleinerziehende Mutter.
Insgesamt wachsen 2,4 Millionen Kinder in einem Haushalt mit einem alleinerziehenden Elternteil auf.
Von Armut bedroht
Alarmierend: Alleinerziehende leben trotz leichter Verbesserungen weiterhin häufig unter prekären finanziellen Bedingungen.
Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist in den vergangenen Jahren zwar leicht gesunken – es liegt aber noch immer weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Gleichwohl sank die Armutsgefährdungsquote von Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten in den vergangenen Jahren deutlich, von 37 Prozent im Jahr 2011 auf 33 Prozent (Bevölkerungsdurchschnitt: 16 Prozent) im Jahr 2016.
In Haushalten, in denen zwei Erwachsene mit Kindern leben, waren allerdings nur 11 Prozent von Armut bedroht.
Unter Statistikern gelten Personen immer dann als armutsgefährdet, wenn ihnen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung stehen.
Dieser statistische Wert hat für die Betroffenen ganz konkrete Auswirkungen: So können sich 39 Prozent der Alleinerziehenden noch nicht einmal eine einwöchige Urlaubsreise mit ihren Kindern leisten.
Im Vergleich dazu müssen von der der Gesamtbevölkerung nur 19 Prozent ihren Jahresurlaub unfreiwillig zu Hause verbringen.
Gerade auf dem Arbeitsmarkt sei es schwierig für alleinerziehende Mütter. 27 Prozent von ihnen waren 2017 ohne Beschäftigung. Mehr als die Hälfte davon – 55 Prozent – war aber an der Aufnahme einer Arbeit interessiert.
Als Hinderungsgrund gaben die Frauen familiäre oder persönliche Gründe an, ein großes Problem sind fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder.
Zum Vergleich: Von den in einer Partnerschaft lebenden nicht-erwerbstätigen Müttern wollten nur 29 Prozent eine Arbeit aufnehmen.
VdK fordert familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
Insgesamt habe sich die Lage der Alleinerziehenden in den vergangenen Jahren verbessert, konstatierte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel, bei der Vorstellung des Berichts "Alleinerziehende in Deutschland 2017" in Berlin.
"Da ist schon viel geschehen", sagte er und verwies unter anderem auf den Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Angebote zur Teilzeitarbeit. Es gebe aber noch Luft nach oben: "Ich glaube, da kann noch mehr getan werden."
Auch die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sprach von Verbesserungen für Alleinerziehende in den vergangenen Jahren. "Trotzdem bleibt die Situation Alleinerziehender prekär." Bentele forderte eine bessere und bezahlbare Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle.
Um Alleinerziehende zu unterstützen, plant Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mehrere Projekte. Dazu gehören eine Reform des Kinderzuschlags für einkommensschwache Familien sowie ein Gesetz für eine verbesserte Kita-Betreuung.
"Gerade Alleinerziehende sind angewiesen auf gute Kitas und Kindertagespflege", erklärte Giffey. "Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird nur dann gehen, wenn es gute Betreuungsmöglichkeiten gibt."
(fab/dpa/AFP)
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