Nach dem lauten Abgang der Grünen-Spitze haben sich mit Franziska Brantner und Felix Banaszak schnell mögliche Kandidaten für die Nachfolge gefunden. Die Aufgaben, vor denen sie stehen, sind groß.
Die Lage der Grünen ist alles andere als gut: Bei der Europa- wie auch den Landtagswahlen blieben Erfolge aus. In Thüringen und Brandenburg ist die Partei nicht nur aus der Regierung, sondern komplett aus dem Parlament geflogen. Die Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour haben Konsequenzen gezogen und ihren Rücktritt angekündigt. Beim Parteitag im November werden sie sich nicht zur Wiederwahl stellen.
Schnell machten die Namen möglicher Nachfolger die Runde, letztlich gelten jetzt
Brantner will selbstbewusste Partei
Sie sehe im Falle einer Wahl ihre Hauptaufgabe darin, die Partei neu auszurichten, zu mobilisieren und die Anbindung an die Menschen zu verbessern. Die Grünen sollten eine Partei sein, die Menschen um sich herum versammelt. Brantner wirbt für Selbstbewusstsein und dafür, Angriffen härter zu begegnen.
Aktuell werden die Grünen aus vielen Richtungen immer wieder attackiert. Sahra Wagenknecht (BSW) sprach etwa von der "gefährlichsten Partei". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legt ein klares Veto gegen eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene ein und CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz nannte die Grünen den "Hauptgegner" in der Bundesregierung.
Brantner macht Teil der Grünen klare Ansage
Wichtig sei Brantner außerdem, Deutschlands Wirtschaft voranzubringen. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung müsse hierfür "zügig" umgesetzt werden. "Sie soll dazu beitragen, Deutschland wirtschaftlich wieder auf Kurs zu bringen", sagt sie im Interview mit dem "Spiegel". Klar sei der Grünen obendrein, dass eine gerechte Verteilung von Steuerlast und Vermögen wichtig sei für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Wahlkampf will sie deshalb auf Gerechtigkeit und Fairness setzen.
Die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium stellt klar, dass sie sich nicht "verleugnen" werde – auch nicht vor dem linken Teil ihrer Partei. Die Vertraute von Wirtschaftsminister Robert Habeck gehört dem konservativeren Teil der Grünen an. "Aber ich habe in all diesen Jahren gelernt, dass unsere Partei nur dann stark ist, wenn wir zusammenhalten und gemeinsam nach vorne kämpfen."
Eine deutliche Ansage für Teile ihrer Partei macht die designierte Kandidatin für den Vorsitz ebenfalls: "Mein Anspruch ist es, die Wünsche der vielen ernst zu nehmen – und nicht nur für eine kleine Nische Politik zu machen." Ihr Ziel: Die Grünen sollen auch für jene wählbar werden, "bei denen wir momentan noch unter Ideologieverdacht stehen". Nur recht haben und nichts bewirken sei nicht ihr Ding. (ras)
Verwendete Quellen:
- Spiegel.de: "Ich bin nicht das Sprachrohr von Robert Habeck" (Kostenpflichtig)
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