Im ersten Halbjahr 2024 kamen weniger Geflüchtete nach Europa als noch im Jahr zuvor. Die Zahl ist aber anhaltend hoch. Ein Großteil davon sind Kriegsflüchtlinge.
Die Zahl der Asylbewerber in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz ist im ersten Halbjahr leicht zurückgegangen, liegt aber weiterhin bei mehr als einer halben Million. Von Januar bis Ende Juni zählte die Asylagentur der Europäischen Union insgesamt 513.000 neue Anträge, wie die Behörde an ihrem Sitz auf der Mittelmeerinsel Malta mitteilte. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 bedeutet dies ein Minus von 6.000.
Die Statistik umfasst die Zahlen aus allen EU-Staaten sowie Norwegen und der Schweiz, die beide nicht zur Union gehören. Die meisten Anträge aller 29 Staaten wurden wieder in Deutschland registriert: 124.000, also fast ein Viertel der Gesamtzahl. Allerdings gingen der EU-Agentur zufolge bei den deutschen Behörden etwa 30.000 Anträge weniger ein als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Fürs gesamte Gebiet rechnet die EUAA (European Union Agency for Asylum) bis zum Jahresende wieder mit mehr als einer Million Anträgen.
Kriegsflüchtlinge sind die größte Gruppe
Die meisten Asylsuchenden kamen nach Angaben der Agentur abermals aus dem Bürgerkriegsland Syrien (71.000, ein Plus von sieben Prozent), gefolgt von Afghanistan (45.000, -18 %). Aus Venezuela stellten 37.000 Menschen einen Antrag – fast alle davon in Spanien. Nicht eingerechnet sind bei diesen Zahlen etwa 4,5 Millionen Menschen aus der Ukraine, die infolge des russischen Angriffskriegs Zuflucht in der EU gesucht haben und temporären Schutz bekamen.
Die Zahlen für Deutschland unterscheiden sich geringfügig von den Angaben des zuständigen Bundesamts in Nürnberg. Im EU-weiten Vergleich lag Spanien im ersten Halbjahr bei den absoluten Zahlen auf dem zweiten Platz mit 88.000 Anträgen, einem nahezu stabilen Wert. Auf Platz drei folgte knapp dahinter Italien mit 85.000 Anträgen, einem deutlichen Plus von etwa einem Drittel. Pro Kopf der Bevölkerung hat das kleine Zypern die meisten Anträge (insgesamt 4.900). Die Zahlen aus Großbritannien, das nicht mehr zur EU gehört, sind in der Statistik nicht berücksichtigt.
GEAS und Grenzkontrollen gegen illegale Einwanderung
Im Vergleich zu früheren Jahren wurden deutlich mehr Anträge bewilligt. Die sogenannte Anerkennungsquote in erster Instanz lag demnach bei 46 Prozent. Der Umgang mit Migranten, die nach Europa wollen, gehört seit Jahrzehnten zu den großen Streitthemen der europäischen Politik. Ende vergangenen Jahres beschloss die EU eine weitreichende Reform ihres gemeinsamen Asylsystems (GEAS) mit erheblichen Verschärfungen für illegale Einwanderer. Künftig sollen Menschen, die kaum Chancen auf Anerkennung haben, beschleunigte Verfahren an den EU-Außengrenzen durchlaufen.
Zudem hat die Bundesregierung eine Verschärfung der Grenzkontrollen beschlossen. Seit Mitternacht kontrollieren Beamte an den Grenzen zu Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, wie die Bundespolizei bestätigte und Reporter der Deutschen Presse-Agentur beobachteten. Im Laufe des heutigen Tages sollen auch Kontrollen im Norden an der Grenze zu Dänemark eingerichtet werden.
Die zusätzlichen Kontrollen sollen zunächst sechs Monate andauern, um die Zahl unerlaubter Einreisen stärker einzudämmen. Der Pendler- und Reiseverkehr soll möglichst wenig beeinträchtigt werden – die Kontrollen sind stichprobenartig, nicht alle Fahrzeuge werden angehalten.
Grenzkontrollen sind im Schengen-Raum eigentlich nicht vorgesehen. Bisher kontrollierte die Bundespolizei nur an den Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz und zuletzt wegen der Olympischen Spielen in Paris auch Frankreich. Rechtlich möglich sind die weiteren Kontrollen seit Mitternacht. (dpa/bearbeitet von the)
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