Während sich manche Bistümer zumindest vordergründig um eine Offenlegung ihrer Finanzen bemühen, ist die Höhe des kirchlichen Gesamtvermögens in Deutschland weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis.
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt." So heißt es im Markus Evangelium, Kapitel 10, Vers 25. Blickt man auf den heute veröffentlichten Vermögenswert des Bistums München und Freising, so stellt sich einmal mehr die Frage, ob es nicht vor allem die Mitglieder des kirchlichen Verwaltungsapparates selbst sind, die sich von den Worten Jesu gänzlich unbeeindruckt zeigen.
5,5 Milliarden Euro – auf diese Summe beläuft sich der gigantische Vermögenswert des katholischen Erzbistums, das heute erstmals seine Zahlen offenlegte. Damit ist München nach derzeitigem Stand vor Paderborn (4 Milliarden) und Köln (3,4 Milliarden) die reichste Diözese in Deutschland.
Die Kirche bemüht sich um Transparenz! Wirklich?
Seit der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst für stolze 31 Millionen Euro ein neues Bischofshaus inklusive beleuchteter Treppenstufen und Zierfischteich baute, ist die katholische Kirche in Erklärungsnot. Die Gläubigen wollen wissen, wie es um die Finanzen steht, und vor allem, was mit dem Geld passiert. Deshalb haben sich manche der 27 finanziell eigenständigen Bistümer entschlossen, ihre Finanzen offenzulegen, auch wenn sie dazu kirchenrechtlich nicht verpflichtet sind.
Im Falle des Erzbistums München wurden dafür zunächst alle kirchlichen Gebäude, Grundstücke, Kunstgegenstände, Verträge, Anlagen und Kapitalrücklagen bewertet. Mit dem Ergebnis: Über 3,3Milliarden Euro verfügt das Erzbistum tatsächlich selbst, in Form von Immobilienvermögen (1,3 Milliarden), Finanzanlagen (1,5 Milliarden) und liquiden Mitteln (440 Millionen Euro).
Dazu kommen die Vermögenswerte von drei Stiftungen, die über jeweils deutlich mehr als 600 Millionen Euro verfügen und sich um die Seelsorge-Arbeit, die Wohlfahrtspflege und Bildungsarbeit kümmern sollen. 236,6 Millionen Euro gehören der Emeritenanstalt, die für die Zahlung der Priesterpensionen zuständig ist. Und der Erzbischöfliche Stuhl von Kardinal Reinhard Marx verfügt über weitere 56,3 Millionen Euro.
27 Euro für den Kölner Dom
Welch schwache Aussagekraft diese Zahlen allerdings haben, zeigt das Beispiel der Berechnungen des Erzbistums Köln eindrucksvoll. Mit läppischen 27 Euro bezifferte es den Wert des Kölner Doms, setzt davon einen symbolischen Euro für den Wert des Gebäudes und je einen weiteren für jede der 26 Grundstücksparzellen an, an denen das Wahrzeichen und Weltkulturerbe liegt.
Wer nun glaubt, das Kölner Erzbistum habe sein Vermögen schlichtweg heruntergerechnet, täuscht: 3,4 Milliarden Euro beträgt der gesamte Vermögenswert. Und der größte Anteil davon steckt in Wertpapieren und eben ausgerechnet – Immobilien.
Wie reich ist die Kirche wirklich?
Unabhängig von den einzelnen finanziellen Bewertungen steht die Frage, welche Vermögenswerte tatsächlich in den veröffentlichten Zahlen enthalten sind. Die 5,5 Milliarden Euro aus München nämlich beziffern nicht etwa das gesamte kirchliche Vermögen der Region, sondern lediglich solche Vermögenswerte, die direkt im Erzbistum liegen. Weder Kirchenstiftungen der einzelnen Pfarrgemeinden sind dabei inbegriffen, noch jene der Ordensgemeinschaften wie Benediktinern oder Jesuiten.
Fazit: Wie hoch der der tatsächliche Vermögenswert eines Bistums also genau ist, ist auf Basis der Veröffentlichungen noch nicht annähernd zu durchschauen – weder für München, noch für Deutschland.
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