- Sabine Buder hat sich als einzige Frau in der CDU darum beworben, neue Vorsitzende zu werden.
- Ihre Kandidatur wurde allerdings von ihrem eigenen Kreisverband abgeschmettert.
- Im Interview mit unserer Redaktion erklärt die 37-Jährige, warum sie sich mehr Unterstützung erhofft hätte, was sie für das eigentliche Problem in der CDU hält und warum eine "bewusstseinserweiternde" Woche hinter ihr liegt.
Aufbruch, neues Personal, gerne auch mutige Frauen in Verantwortung - mit diesen Vorsätzen will die CDU wieder zu ihrem einstigen Status als Volkspartei zurückkehren. Kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist für eine Kandidatur für den CDU-Vorsitz standen mit
Für Sabine Buder jedenfalls kein Signal des Aufbruchs. "Wer die Uninspiriertheit und Mutlosigkeit der Politik beklagt, darf selbst kein Angsthase sein", lautet das Motto der 37-jährigen Tierärztin aus Biesenthal in Brandenburg. Also beschloss sie spontan und nur zwei Tage vor dem Ende der Bewerbungsfrist, sich selbst ins Rennen um die CDU-Spitze zu schicken. Ihr Kreisverband Kreisverband Märkisch Oderland versagte ihr allerdings die Unterstützung - bereits die zweite politische Enttäuschung dieses Jahres für Buder.
Im Bundestagswahlkampf kämpfte sie um ein Direktmandat. Mit 23,4 Prozent erzielte sie das beste Ergebnis der brandenburgischen Direktkandidaten der CDU, verlor ihren Wahlkreis dennoch knapp.
Buder ist erst seit drei Jahren CDU-Mitglied, brennt aber für Politik, weil sie etwas verändern will. Was sie antreibt, wieso sie mangelnde Unterstützung bei ihrer Kandidatur beklagt und warum die vergangenen Tage bewusstseinserweiternd für sie waren, hat sie uns im Interview verraten.
Frau Buder, entwickeln Sie häufiger spontan Ideen, die Ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellen könnten?
Sabine Buder: (lacht) Also die Idee, für den CDU-Bundesvorsitz zu kandidieren, kam mir zwar spontan. Aber es war keine Laune nach dem Motto: Mir ist gerade langweilig in meiner Tierarztpraxis, jetzt probiere ich mal etwas anderes. Es fällt mir tatsächlich schon eine Weile schwer, nicht ständig an Politik zu denken und ich grübele darüber, wie wir wieder Wahlen gewinnen können.
Was wollten Sie damit erreichen?
Es nervt mich, wie meine Partei aktuell in der Öffentlichkeit dasteht. Der proklamierte Neuanfang wird uns noch nicht so richtig abgenommen. Da wollte ich ein Zeichen setzen, dass die CDU sehr wohl bereit ist, diesmal Dinge anders zu machen und neu zu denken.
Ihre Kandidatur war also wirklich ernst gemeint?
Sehr ernst! Ich mache das doch nicht zum Spaß. Wenn wir nur noch dann Kandidaten ins Rennen schicken, wenn wir ganz sicher sind, dass daraus ein Mandat oder ein Amt hervorgeht, dann müssten wir unser Demokratieverständnis ernsthaft überdenken.
Dennoch kommt nicht jedes CDU-Mitglied nach drei Jahren Parteizugehörigkeit auf die Idee, für den Bundesvorsitz zu kandidieren.
Da haben Sie Recht. Das war ein Novum, und ich vermute, das war auch das Problem: die Chuzpe, nach so kurzer Mitgliedschaft schon Verantwortung übernehmen zu wollen und dadurch – bewusst oder unbewusst – die Hierarchien durcheinander zu wirbeln. Es ging nicht um mein Geschlecht, mein Alter oder meine Herkunft, das sind nur Nebenaspekte. Zumal ich diese Quotendiskussionen nicht hilfreich finde.
Was wäre besser?
Erstens, die Wählerstimmen als einzig relevante Maßeinheit zu akzeptieren. Und zweitens zuzugestehen, dass es jenseits von jahrelanger Parteimitgliedschaft auch andere Möglichkeiten gibt, sich für Parteipolitik und -ämter zu qualifizieren. Man kann sich nicht einerseits mehr junge Frauen in der Politik wünschen und dann andererseits kritisieren, dass sie es nicht geschafft haben, sich vorher schon einzubringen. Wie soll ich denn studieren, eine Doktorarbeit schreiben, vier Kinder in die Welt setzen und stubenrein erziehen, eine Tierarztpraxis gründen und nebenbei noch jeden Abend auf Parteiveranstaltungen gehen? Das funktioniert nicht.
Kritiker werfen Ihnen vor, bei Ihrer Bewerbung sei es nur um Selbstvermarktung gegangen. Was entgegnen Sie denen?
Dass Politik neben kompetenter Sacharbeit auch ein gewisses Maß an Selbstinszenierung braucht. Kennen Sie einen erfolgreichen Politiker ohne Tendenz zur Rampensau? Aber Politik sollte kein Selbstzweck sein. Wenn die öffentliche Aufmerksamkeit genutzt wird, um Herzensthemen nach vorne zur bringen, ist das aus meiner Sicht okay.
Welche sind das?
Für mich sind es die regionale Landwirtschaft und die Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung. Meine Leidenschaft für die Landwirtschaft ist der Grund, warum ich das alles mache. Außerdem möchte ich mich um unsere Region kümmern und darum, dass der Osten in einem anderen Licht erscheint. Und wenn ich noch einen Beitrag leisten könnte, dass dieses Land familien- und kinderfreundlicher wird, wäre das großartig.
Sie posteten auf Facebook, Sie hätten eine bewusstseinserweiternde Woche hinter sich. Inwiefern?
Wenn man die Landesvorsitzende der Frauen Union Brandenburg (Kristy Augustin , Anm. d. Red.) fragt, ob sie nicht Lust hat, mich bei der einzigen weiblichen Kandidatur für den CDU-Bundesvorsitz zu unterstützen, und dann eine Ablehnung erfährt, dann ist das natürlich bewusstseinserweiternd. Oder wenn man merkt, welche Wellen diese Bewerbung medial geschlagen hat. Ich habe da offensichtlich in eine Art Vakuum hineingestochen. Das Feedback auf meine Bewerbung war fast ausnahmslos positiv.
Die CDU hat also nur auf jemanden wie Sie gewartet?
Naja, die CDU hat wohl nicht unbedingt auf Sabine Buder gewartet. Aber ganz offensichtlich haben die Menschen im Land gehofft, dass die ausgetrampelten Pfade verlassen werden. Dieser Wirbel, der allein durch meine Absichtserklärung zu kandidieren, erzeugt wurde, zeigt, dass es Bedarf an einem vielfältigeren Angebot gibt. Die Leute haben keine Lust auf ein "Weiter so" – der gleiche Politikstil, nur künftig im wieder im Anzug statt im Kostüm, wird nicht reichen.
Und welchen der drei Kandidaten unterstützen Sie denn nun?
Meine Heimat wünscht sich, dass Friedrich Merz neuer Vorsitzender wird – und ich drücke ihm die Daumen.
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