Die Verbände von Praxisärzten, Kliniken und Apotheken haben den Kurs der Bundesregierung scharf kritisiert und warnen vor negativen Folgen für Gesundheitsangebote vor Ort. Es sei zu sehen, dass die Versorgung "in allen Bereich den Bach runtergeht", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, am Donnerstag in Berlin.
Reformen von Minister
Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wies erneut auf akute Finanznöte hin. Krankenhäuser müssten wegen mangelnder Erlöse derzeit Geld mitbringen, um die Versorgung sicherzustellen. Um Insolvenzen abzuwenden, würden Einschränkungen geplant. Zu befürchten sei eine schleichende Entwicklung, dass Menschen gerade auf dem Land spürten, dass die soziale Daseinsfürsorge schlechter werde. Die Branche werde nicht mit Krankenhausbetten Autobahnauffahrten blockieren, machte Gaß in Anspielung auf Traktorenproteste deutlich. Es laufe nun aber eine Protestaktion mit Plakaten an.
Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, beklagte zusehends mehr nicht lieferbare Arzneimittel und bürokratische Hürden. Eine technisch holprige Einführung elektronischer Rezepte zehre an der Geduld von Patientinnen und Patienten. Immer mehr Menschen müssten längere Wege zurücklegen, da die Apothekenzahl weiter sinke. Der Chef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Martin Hendges, kritisierte, die "Kostendämpfungspolitik" Lauterbachs hinterlasse tiefe Einschnitte. Er nannte als Beispiel zurückgegangene Behandlungen von Parodontitis.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte: "Es scheint inzwischen zum üblichen Ton einiger gesundheitspolitischer Funktionäre zu gehören, stets den unmittelbar bevorstehenden Untergang des gesamten Gesundheitswesens heraufzubeschwören und mit erhobenem Zeigefinger die Politik zu finanzieller Hilfe aufzufordern."
Man könne aber nicht eine Politik fortsetzen, die weiter nur Symptombekämpfung durch Finanzhilfen betreibe, anstatt Probleme bei der Wurzel anzugehen. Nach Gesetzen zur Digitalisierung würden noch vor dem Sommer weitere Reformen auf den Weg gebracht. Dabei gehe es darum, mit dem zur Verfügung stehenden Geld effizienter umzugehen, Bürokratie abzubauen und die Versorgung stärker an tatsächlichen Patientinnen- und Patientenbedürfnissen auszurichten. © dpa
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