Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will, dass die Bundeswehr wieder stärker als Teil der Gesellschaft wahrgenommen wird. Deshalb sollen die Soldaten und Soldatinnen schon ab 2020 umsonst mit Bus und Bahn fahren dürfen. Doch weil die Deutsche Bahn Probleme bei den Kosten für das Projekt sieht, droht dem Projekt eine Pleite.
Wenn es nach Verteidigungsministerin
Schon im März hatten sich Bundesverkehrsminister
Doch laut Informationen von "Spiegel Online", drohen die Pläne zu scheitern. Wie das Medium unter Berufung auf "Bahn-Kreise" berichtet, sei sowohl der geplante Startschuss Anfang 2020, als auch das Projekt als Ganzes in Gefahr. Vor allem bei den Kosten für die Beförderung der Soldaten gebe es demnach Probleme.
Gratis-Fahrten für Soldaten: Veranschlagte Kosten sind viel zu niedrig
Zum einen wolle die Bahn die Soldaten nur gratis in Zügen mitfahren lassen, für welche sie auch normalen Kunden stark im Preis gesenkte Sparpreis-Tickets anbietet. Dabei handelt es sich im Normalfall um weniger stark ausgelastete Züge.
Zum anderen sei für die Umsetzung ein eigenes Bundeswehr-Buchungssystem notwendig. Dieses müsse über mehrere Jahre hinweg extra entwickelt werden und würde Kosten in Höhe von 26 Millionen Euro verursachen.
Die Bahn kalkuliere außerdem mit 400.000 bis 800.000 Freifahrten, die pro Jahr von den Soldaten in Anspruch genommen werden würden. Dafür veranschlagt sie 38 Millionen Euro.
Das ist fast doppelt so viel, wie die 20 Millionen, die die Bundeswehr pro Jahr angesetzt hatte. Denn bei dem Projekt geht es nicht um Freifahrten im eigentlichen Sinne: Die Soldaten könnten nur umsonst fahren, weil die Bundeswehr für den Transport bezahlt.
Bei einem Auftritt im "Morgenmagazin" des ZDF bestätigte Kramp-Karrenbauer, dass aktuelle Berichte den derzeitigen Verhandlungsstand wiedergeben würden.
"Wir wollen sehr zügig zu einer Lösung kommen mit der Bahn, in der klar ist, wenn jemand mit Uniform und Dienstausweis Bahn fährt, dann soll er das auch frei machen können."
Es gehe dabei um Anerkennung und darum, deutlich zu machen, wofür die Soldatinnen und Soldaten stünden. "Ich glaube, das Minimum, was sie erwarten können von uns, ist, dass sie die Bahn frei nutzen können."
Unverständnis für Bahn und das Projekt
Beim Wehrbeauftragten des Bundestags, Hans-Peter Bartel (SPD), stößt das Ringen um die Gratis-Bahnfahrten für Soldaten derweil auf Unverständnis. "Von 450 Bundesbürgern ist einer Soldat. Wenn man für deren besonderen Dienst eine besondere Wertschätzung der Nation zum Ausdruck bringen will, kann das ja wohl nicht an der Frage der Kostenrechnung eines besonders staatsnahen Unternehmens scheitern", sagte Bartels den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).
"Der Bahnvorstand sollte da in eigener Verantwortung entgegenkommend sein. Ein symbolischer Kostenbeitrag aus dem Verteidigungshaushalt sollte reichen. Der Bund zahlt schließlich schon zig Milliarden für den Ausbau des Schienennetzes."
Der Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner nannte den Vorgang hingegen "absurd bis peinlich": Es sei irritierend, dass niemand die Kapazitäten der Bahn durchgerechnet habe, bevor Kramp-Karrenbauer und vor ihr ihre Amtsvorgängerin
Verwendete Quellen:
- Afp
- Deutsche Presse-Agentur
- Spiegel Online: Kramp-Karrenbauers PrestigeprojektBahn und Bundeswehr streiten über Freifahrten für Soldaten
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