Greta Thunberg ist zarte 16 Jahre alt, aber schon eine weltweit bekannte Klima-Aktivistin. Doch für ihre Protestaktion "Schulstreik für das Klima" bekommt die Schwedin nicht nur Anerkennung und Aufmerksamkeit, sondern auch Hass. Auf Facebook hat sich Thunberg nun ausführlich mit den Anfeindungen auseinandergesetzt und mit Gerüchten aufgeräumt.
Was
Doch wo öffentliche Aufmerksamkeit ist, da sind Hass und Häme meist nicht weit. Das gilt insbesondere dann, wenn es um emotional geführte Debatten geht, zum Beispiel Klimaschutz.
Und so erreicht auch Greta Thunberg eine Flut aus Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken, seit ihre Protestaktion "Schulstreik für das Klima" über Stockholm hinaus bekannt wurde.
Greta wehrt sich gegen ihre Hater
Viele Menschen finden nicht gut, dass sie für ihre Protestaktionen die Schule schwänzt. Außerdem sei sie auch kein besserer Mensch als jeder andere, schließlich hat sie auf ihrer 32-Stunden-Zugfahrt nach Davos ein Toastbrot aus einer Plastikverpackung gegessen - für eine angebliche Umweltaktivistin ein No-Go, finden die Kritiker.
Darüber hinaus muss sich die Schülerin Beleidigungen und Anfeindungen gefallen lassen, die kaum auszuhalten sind. Sie sei "psychisch gestört", "gebrainwasht", eine Marionette ihrer Eltern. Sie werde von Öko-Aktivisten aus dem Hintergrund gelenkt, benutzt und bezahlt.
Auf die Idee, dass eine 16 Jahre alte Schülerin die blanke Panik packt, wenn Wissenschaftler vor einer drohenden Klimakatastrophe warnen, und sie sich genötigt fühlt, deswegen auf die Straße zu gehen, weil die Weltpolitik nichts dagegen unternimmt, ist für diese Menschen offenbar undenkbar.
Deshalb hat sich Greta Thunberg am Wochenende nun in einem ausführlichen Facebook-Post zu den Vorwürfen geäußert und ihre Sicht der Dinge erklärt.
"Ich bin absolut unabhängig"
Auf den Vorwurf, sie sei eine Marionette ihrer Eltern oder anderen Mächten im Hintergrund, entgegnet sie: "Außer mir selbst steht niemand hinter mir."
Ihre Eltern seien keine Klima-Aktivisten gewesen, bevor sie sie darauf aufmerksam gemacht habe. Von ihren Plänen und der Idee des Schulstreiks seien die auch alles andere als begeistert gewesen. "Sie sagten, wenn ich das tue, müsse ich das ganz alleine machen und ohne Unterstützung von ihnen."
Zwar habe es vor ihrem ersten Schulstreik Kontakt zu Bo Thorén und anderen Umweltaktivisten gegeben, mehr als ein paar Telefonate und loses Brainstorming über mögliche Aktionen sei daraus aber nicht entstanden.
Die Idee des Schulstreiks habe sie aber – auch aus Mangel an interessierten Mitstreitern – alleine entwickelt, geplant und schließlich durchgezogen.
"Ich bin absolut unabhängig und vertrete nur mich. Und ich mache das, was ich mache, völlig kostenlos." Sie habe weder Geld erhalten noch das Versprechen auf künftige Zuwendungen in irgendeiner Form. "Und natürlich bleibt es so. […] Diese Idee ist völlig absurd", schreibt sie weiter.
Für ihre öffentlichen Auftritte hole sie sich inzwischen Hilfe von Wissenschaftlern, "damit ich keine falschen Fakten verbreite oder Dinge, die missverstanden werden können".
Davon abgesehen schreibe sie ihre Reden, wie etwa die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, aber komplett selbst.
Damit reagiert sie auf den Vorwurf, ihre Texte und Reden klängen viel zu erwachsen, als dass sie von ihr selbst verfasst sein könnten. "Glaubt ihr nicht, dass eine 16-Jährige für sich selbst sprechen kann?"
"Asperger ist der Grund, warum ich so vorgegangen bin"
Dass sie alleine, in kompletter Eigenregie und ohne eine Aktivistengruppe loszog, bringt die 16-Jährige auch mit ihrer Diagnose Asperger-Syndrom in Zusammenhang.
Die Entwicklungsstörung nehmen manche Kritiker zum Anlass, um ihr die Zurechnungsfähigkeit abzusprechen – oder sie gleich als "Psychopathin" zu verunglimpfen.
Eine an Asperger erkrankte Person könne unmöglich eine solche Aktion auf die Beine stellen, sagen sie. Doch Thunberg widerspricht entschieden.
Die Diagnose sei gerade der Grund, warum sie so vorgegangen sei. "Wenn ich 'normal' und sozial wäre, hätte ich mich in einer Organisation angeschlossen oder selbst eine Organisation gegründet. Da ich aber nicht so gut in sozialen Dingen bin, habe ich es stattdessen so [alleine] gemacht."
In einer Sache gibt sie Kritikern Recht
Von vielen wird Greta Thunberg für ihre klaren Worte auf Facebook gefeiert. Ihre schlimmsten Widersacher wird sie damit zwar nicht überzeugen können, doch das ist der 16-Jährigen egal.
In einem Interview mit dem "Spiegel" sagte sie kürzlich: "Es ist ein gutes Zeichen, dass sie über mich schreiben und mich hassen. Denn das zeigt, dass sie mich als Bedrohung ansehen."
In einer Sache gibt sie ihren Kritikern aber Recht: Auch sie selbst findet, dass Kinder und Jugendliche freitags nicht auf der Straße, sondern in der Schule sein sollten.
"Da aber fast niemand etwas tut und unsere Zukunft gefährdet ist, haben wir das Gefühl, dass wir weitermachen müssen."
Also wird Greta Thunberg weiterhin jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm ausharren, mindestens bis Schweden das Pariser Klimaabkommen erfüllt. (jwo)
Verwendete Quellen:
- Spiegel Online: "Interview mit Greta Thunberg: 'Es ist ein gutes Zeichen, dass sie mich hassen'"
- dpa
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