Der Brexit geht mich doch nichts an! So denken viele Menschen auf dem europäischen Festland. Doch so einfach ist es nicht: Experten rechnen mit erheblichen Einbußen - für jeden von uns. Steigende Preise, weniger Jobs: Die wichtigsten Folgen im Überblick.

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James Bond, Fish'n Chips, die Queen. All das gehört zu Großbritannien und damit auch irgendwie zu Europa. Bisher zumindest. Denn am Donnerstag stimmen die Briten in einer Volksabstimmung darüber ab, ob das Vereinigte Königreich weiter Mitglied der Europäischen Union bleiben soll. Der sogenannte Brexit, eine Wortschöpfung aus "Britain" (Großbritannien) und "Exit" (Ausstieg), erhitzt seit Monaten die Gemüter - auf der Insel und auf dem Kontinent. Wir erklären Ihnen, was für die EU-Länder auf dem Spiel steht. Und warum auch gerade die Deutschen vom Nein der Inselbewohner zu Europa betroffen wären.

1. Preise steigen, Jobs gehen verloren

Nach pessimistischen Schätzungen würden durch einen Brexit - bedingt durch Börsencrash, Euroabwertung sowie einer Rezession als seine Folgen - Billionen Euro vernichtet. Jeder der 508 Millionen EU-Bürger könnte im Schnitt knapp 13.000 Euro verlieren, hat die Tageszeitung "Die Welt" berechnet. Das entspricht einem VW-Polo, 60 PS, Basis-Variante. Der Star-Investor George Soros sagte kürzlich, der Brexit hätte schwerwiegende Folgen für jeden von uns - "sofort und dramatisch". Preise würden steigen, Jobs verloren gehen.

2. Deutschland als größter Verlierer

"Deutschland wäre wahrscheinlich der größte Verlierer eines Brexit, abgesehen von Großbritannien selbst", sagt Clemens Fuest, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo.

Der Brexit könnte die Bundesrepublik bis zu drei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung kosten, errechnete das Institut. Der Grund: Für Deutschland ist das Vereinigte Königreich der drittwichtigste Handelspartner überhaupt. Nach einem Brexit drohen teure Handelszölle und mehr Bürokratie. Wenn auf der Insel weniger deutsche Autos oder Elektronikartikel verkauft werden, muss hierzulande weniger produziert werden. Und dafür benötigt man weniger Arbeitnehmer. Aber auch für viele andere EU-Staaten ist Großbritannien ein enorm wichtiger Absatzmarkt.

3. Mehr Gelder nach Brüssel

Deutschland zahlt jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge nach Brüssel. Tritt Großbritannien aus, müsste Deutschland mehr Geld in den EU-Topf schmeißen. Laut Schätzungen bis zu 2,5 Milliarden Euro. Aber auch Frankreich (1,9 Milliarden), Italien (1,4) und Spanien (0,9) wären erheblich betroffen. Mögliche Folgen wären Steuererhöhungen oder eine Kürzung öffentlicher Investitionen, etwa in Schwimmbäder und Schulen.

4. Rückschlag für unsere Sicherheit

Die Polizei-Informationen, die Großbritannien an die EU-Partner sendet, seien zwar eher spärlich, aber von ausgesprochen hohem Nutzen, heißt es in Sicherheitskreisen. Im Zeitalter des Datenaustauschs wäre ein Brexit sicherheitspolitisch für ganz Europa ein Rückschlag.

Das Vereinigte Königreich wäre kein vollwertiges Mitglied der europäischen Polizeibehörde Europol mehr und würde den Zugang zu wichtigen Datenbanken der EU verlieren. Zugleich müssten die EU-Staaten mit weniger Informationen durch die Briten leben.

Die Krise im Nahen Osten, die Bedrohung durch die Terrormiliz IS, die Krise zwischen der EU und Russland: Mit Großbritannien sind diese und andere Herausforderungen leichter zu bewältigen. Außerdem säße nach dem Brexit nur noch ein EU-Staat im UN-Sicherheitsrat - Frankreich. Bei heiklen Abstimmungen zur Außen- und Sicherheitspolitik wäre das für Europa ein herber Verlust.

5. Gibt es auch positive Auswirkungen?

Ja, auch die liegen im Bereich des Möglichen. Zumindest in Teilbereichen. Der deutsche Finanzmarkt Frankfurt könnte profitieren, wenn sich Banken nach einem Brexit aus London zurückziehen und ihren Geschäften in der Mainmetropole nachgehen.

Die Londoner Analysten des US-Informationsdienstes IHS stellen in einer Studie die gewagte These auf, dass die EU langfristig vom Brexit profitieren könnte. Wie denn das? Sollen die Union weitere Länder als Folge des britischen "Nein!" verlassen, würde der Rest der EU harmonischer miteinander umgehen. Krisen würden schneller gelöst. Die Folge: geringere Kosten, weniger Bürokratie, geringere finanzielle Risiken. "Eine bescheidenere EU", schreiben die Londoner Analysten, "würde einiges an Attraktivität zurückgewinnen."

Die Wirtschaft, darin sind sich fast alle Experten einig, würde unter einem Brexit und seinen Folgen jedoch erheblich leiden. Und damit auch jeder einzelne EU-Bürger.

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