Wenn Gregor Gysi und Dietmar Bartsch sich äußern, hat das bei der Linken noch immer Gewicht. Nach der Klatsche für ihre Partei bei den Wahlen sagen die beiden früheren Fraktionschefs: So kann es nicht weitergehen. Die Parteispitze darf sich angesprochen fühlen.

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Die früheren Linken-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Gregor Gysi fordern nach den verheerenden Wahlergebnissen einen Neustart an der Spitze ihrer Partei.

"Ich sage es hier ganz offen, wir brauchen eine strukturelle, politische und personelle Erneuerung", sagte Gysi am Dienstagabend mit Blick auf den Parteitag im Oktober. "Und wenn die nicht zustande kommt, sondern wir denken, wir machen weiter so, also wir bleiben bei 2,7 Prozent, auch anders übersetzt: Das würde natürlich eine Katastrophe." Bartsch sagte: "Die entscheidende Frage ist wirklich die, dass es eine Alternative gibt."

Die Linke wird seit 2022 vom Duo Janine Wissler und Martin Schirdewan geführt. Sie verbuchten seither eine Serie von Wahlniederlagen. Anfang Juni hatte die Linke bei der Europawahl nur noch 2,7 Prozent der Stimmen erreicht. Schirdewan hatte zuletzt deutlich gemacht, dass er über einen Rückzug beim Parteitag im Oktober nachdenkt. "Ich werde rechtzeitig darüber informieren, ob ich noch einmal antrete", sagte Schirdewan vergangene Woche dem "Tagesspiegel". Ein "Weiter so" könne es nicht geben.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Gysi und Bartsch - zwei Stimmen mit Gewicht

Bartsch und Gysi ließen offen, ob sie selbst noch einmal bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren. Das sei noch nicht entschieden, sagte Bartsch (66). Es hänge auch von der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Wahlrecht ab, sagte Gysi.

Dietmar Bartsch und Gregor Gysi
Inzwischen haben Bartsch (l.) und Gysi (r.) in der Partei keine Funktion mehr, gelten aber als Stimmen von Gewicht. © dpa / Kilian Genius/dpa

Der 76-Jährige hatte bei der Wahl 2021 eines von drei Direktmandaten gewonnen, das der Linken über die sogenannte Grundmandatsklausel den Einzug in den Bundestag in Fraktionsstärke ermöglichte. Die Ampel-Koalition hat das Wahlrecht geändert und diese Klausel abgeschafft. Ob das rechtens ist, prüfen derzeit die höchsten Richter in Karlsruhe.

Gysi und Bartsch waren zu unterschiedlichen Zeiten Fraktionschefs der Linken im Bundestag. Inzwischen haben sie in der Partei keine Funktion mehr, gelten aber als Stimmen von Gewicht. Die Linke hatte im Oktober mit Sahra Wagenknecht eine ihrer bekanntesten Politikerinnen verloren. Sie gründete das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und erzielte bei der Europawahl aus dem Stand 6,2 Prozent. (dpa/mbo)  © dpa

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