Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich für Reformen bei der Besteuerung von Unternehmen ausgesprochen. "Auch ich sehe, dass wir in der Summe eine Unternehmensbesteuerung haben, die international nicht mehr wettbewerbsfähig und investitionsfreundlich genug ist", sagte der Grünen-Politiker der "Welt am Sonntag". "Genau deshalb sollten wir überlegen, wie wir zum Beispiel Steuererleichterungen, Steueranreize für Investitionen in der Perspektive finanzieren, um die Kräfte wirklich zu entfesseln." Es gebe leider "extrem enge finanzielle Spielräume" bei Bund, Ländern und Kommunen. "Und ja, wir werden sicherlich sparen müssen, auch beim Haushalt 2025", sagte der Minister.
Habecks Kritik an Lindner
Habeck reagierte damit auf Kritik von Bundesfinanzminister
Lindner machte deutlich, dass auch er eine "Wirtschaftswende" für notwendig halte und deshalb bereit sei, "das Diskussionsangebot" von
Der FDP-Chef forderte stattdessen unter anderem "ein Dynamisierungspaket, um private Investitionen, Gründergeist und Wettbewerbsfähigkeit zu entfesseln". Zudem brauche es mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt, etwa durch weniger Bürokratie, und ein Klimaschutzgesetz, "das die planwirtschaftlichen Vorgaben überwindet". Außerdem forderte Lindner eine Energiepolitik, "die sich vor allem auf Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige Preise konzentriert".
Zustimmung zu Linder bei einem Punkt
Habeck sagte nun der "Welt am Sonntag": "Ich bin da bei Christian Lindner: Wir müssen mehr tun für Wachstum und wirtschaftliche Dynamik." Er arbeite deshalb gern mit Lindner an einem Dynamisierungspaket. Er habe dafür gerade erst Vorschläge in die gemeinsame Regierungsarbeit eingebracht.
Der Bundeswirtschaftsminister lehnt es aber ab, zur Finanzierung beim Bürgergeld zu sparen. Zwar gebe es wenig finanziellen Spielraum, "aber wenn wir wirklich Wucht entfalten wollen, um mit den USA mitzuhalten, geht das nicht mit einer Nullrunde beim Bürgergeld". Habeck bezieht sich damit auf Lindners Aussagen zu einer Nullrunde, die dieser 2025 beim Bürgergeld erwartet.
Habeck hatte am Donnerstag im Bundestag ein Sondervermögen ins Spiel gebracht, um strukturelle Probleme zu lösen. Er nannte zum Beispiel die Möglichkeit, Steuergutschriften und steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten zu schaffen.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr äußerte am Sonntag Freude, dass der Wirtschaftsminister FDP-Vorschläge nach Entlastungen für Unternehmen aufgreife. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Nachdem insbesondere der Mittelstand während der großen Koalition immer weiter belastet wurde, sollten wir jetzt auch eine Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik einleiten. Die umfassende Modernisierung unseres Standorts mit Entlastungen und dem Abbau von Bürokratie ist das beste Konjunkturprogramm."
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, zeigte sich erfreut. "Endlich erkennt der Wirtschaftsminister die unverhältnismäßig hohen Belastungen der deutschen Unternehmen an", sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt". "Die Abgabenlast sollte sich an einer Höhe orientieren, die in anderen Industriestaaten üblich ist", forderte er. © dpa
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