Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Bedeutung einer eigenständigen deutschen und europäischen Chipproduktion hervorgehoben. Es sei wichtig, zumindest einen Teil der in Deutschland benötigten Halbleiter "hier auch zu produzieren", sagte Habeck am Donnerstag beim Besuch der Infineon-Halbleiterfabrik in Dresden. "Es soll gar nicht alles sein", fügte er hinzu - vor allem die für die Herstellung nötigen Kompetenzen und Fachkräfte müssten aber erhalten bleiben.
Der Besuch Habecks erfolgte im Rahmen des zweiten Teils seiner Sommertour mit mehreren Stationen in Sachsen. Infineon erweitert seinen Standort in Dresden derzeit durch den Bau einer neuen "Smart Power Fab", die 2026 die Produktion aufnehmen soll. Hergestellt werden sollen dort Halbleiter insbesondere für die Gewinnung erneuerbarer Energien, aber auch für Elektromobilität und Rechenzentren. Die Bundesregierung fördert die neue Anlage mit rund einer Milliarde Euro bei einem Investitionsvolumen von insgesamt rund fünf Milliarden Euro. Etwa 1.000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
Es gehe darum, "Förderung nicht mit der Gießkanne über das Land zu verteilen, sondern darum, "Biotope" für Hochtechnologie in Deutschland zu schaffen, sagte
Die neuen Produktionsanlagen sorgten auch für ein Gegengewicht zur Dominanz von China bei der Halbleiterversorgung, sagte Habeck weiter. Mit Blick auf die wenige Stunden zuvor vorgestellte neue China-Strategie der Bundesregierung betonte der Minister, die Bundesregierung wolle den wechselseitigen Handel weiter intensivieren, dabei aber auch "nicht naiv sein". Aus chinesischer Sicht spielten hier "immer auch Macht und Interessen" eine Rolle.
"Wir müssen bei Schlüsseltechnologien unabhängiger und stärker werden", sagte auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die im Rahmen ihrer Deutschlandreise ebenfalls in Sachsen unterwegs war und den Besuch bei Infineon gemeinsam mit Habeck absolvierte. Den Bau der neuen Fabrik in Dresden nannte auch sie "eine wichtige und gute Nachricht". Baerbock verwies auf den gerade erst auf den Weg gebrachten European Chips Act, der die staatliche Unterstützung solcher Investitionen erleichtert.
Infineon-Vorstandschef Jochen Hanebeck nannte die Investition seines Unternehmens in Dresden "einen Beitrag, die technologische Souveränität Europas zu stärken" und "Innovation voranzubringen". Er lobte dabei die "konstruktive Zusammenarbeit" mit der Bundesregierung: "Wir ziehen an einem Strang." Hanebeck machte deutlich, dass es nicht sinnvoll sei, eine deutsche oder europäische Autarkie bei Halbleitern anzustreben. Dies sei "nicht vorstellbar". Es sei aber sinnvoll, "Abhängigkeiten zu reduzieren", sagte auch er. Ergänzend forderte er von der Regierung eine "Rohstoffstrategie", um auch in diesem Bereich Abhängigkeiten abzubauen. © AFP
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