Mutmaßlicher Hackerangriff auf Hunderte deutsche Politiker. Einem Bericht zufolge wurden zahlreiche persönliche Informationen von Abgeordneten des Bundestags und verschiedener Landtage geleakt. Bis auf die AfD sind alle Parteien des Bundestags sowie zahlreiche Journalisten und Künstler betroffen.
Die massenhafte Veröffentlichung von Daten, die von Politikern auf Bundes- und Landesebene stammen sollen, sorgt für Aufregung.
Nach Informationen des rbb-Inforadios wurden große Mengen persönlicher Daten und Dokumente von Hunderten deutschen Politikern über Twitter veröffentlicht.
Wie die Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz Freitagmittag sagte, handelt es sich dabei aber um keine "sensiblen Daten".
Auch Angela Merkel von Leak betroffen
Von dem Leak ist auch Bundeskanzlerin
Die Leaks wurden dem rbb-Bericht zufolge am Donnerstagabend bemerkt und beschäftigen seitdem die Partei- und Fraktionsführungen. "Wir sind seit gestern Abend mit dem Thema befasst und kümmern uns darum, unsere Leute zu informieren", sagte ein Sprecher der SPD am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
"Ansonsten ist das natürlich eine Sache für die zuständigen Behörden. Wir stehen mit ihnen in Kontakt, die Behörden wurden von uns informiert."
Betroffen von dem Hackangriff seien alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD.
Handynummern und Adressen veröffentlicht - auch von Promis und Journalisten
Veröffentlicht wurden vor allem Handynummern und Adressen und zum Teil sehr persönliche Daten wie Kopien von Personalausweisen, Chats, Briefe, Rechnungen oder Kreditkarteninformationen.
Auch parteiinterne Dokumente wie Bewerbungsschreiben für Parteitage, parteiinterne Kommunikation oder Adress- und Mitgliederlisten seien ins Internet gestellt worden. Politisch brisante Dokumente sollen jedoch nicht darunter sein. Ob alle Daten authentisch sind, ist offen.
Unter den Opfern des Hackerangriffs sind der "Bild"-Zeitung zufolge auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Moderatoren Jan Böhmermann und Christian Ehring, Bands und Künstler wie der Deutsch-Rapper Materia und die Band K.I.Z, sowie Journalisten von ARD und ZDF.
Hackerangriff oder Datenleck?
Die Bundesregierung prüft inzwischen, ob die Daten wirklich durch einen Hackerangriff abgefischt wurden. Man hält es nach dpa-Informationen auch für möglich, dass jemand, der durch seine Tätigkeit Zugang zu sensiblen Daten hat, diese online gestellt haben könnte.
Fest stehe bereits, dass der Datenabfluss nicht über das Regierungsnetz erfolgt sei. Ein möglicher Angriffspunkt sei das Netz des Bundestages.
Die Bundesregierung hat die massenhafte Veröffentlichung teils sensibler Daten als "schwerwiegenden Angriff" gewertet. "Die Urheber wollen Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen beschädigen", erklärte Justizministerin Katarina Barley (SPD) am Freitag.
Zweifel an Echtheit der Daten
Zudem kommen inzwischen Zweifel an der Echtheit mancher Daten auf. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post ist unter anderem von dem Hackangriff betroffen. Seinen Worten nach sind aber nicht alle ihn betreffenden Daten echt.
"Es ist mindestens eine gefälschte Datei dabei. Die gehört mir nicht, sie wurde mir nie geschickt, und ich hab sie nicht gespeichert", sagte Post der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Diese werde aber in den Listen als seine Datei ausgewiesen.
Andere Informationen seien aber echt, so seien beispielsweise Kontoauszüge von ihm veröffentlicht worden. "Man fühlt sich ausgeliefert, ich bin ziemlich geschockt", sagte Post. Er wolle sich nun von einem Anwalt über mögliche rechtliche Schritte beraten lassen.
Twitter-Account verbreitet die Daten
Die Hintergründe des Hackerangriffs waren am Freitagmorgen noch völlig unklar. Der Inhaber des Twitter-Accounts, über den die Informationen verbreitet wurden, beschreibt sich selbst mit Begriffen wie Security Researching, Künstler, Satire und Ironie. Der Betreiber sitze in Hamburg.
Verbreitet wurden die Daten demnach bereits vor Weihnachten. Bemerkt worden sei dies aber erst am Donnerstagabend, berichtete der RBB.
Wer die Daten gestohlen hat, ist noch unklar. Die Angriffe liefen der "Bild"-Zeitung zufolge bis Ende Oktober 2018. Auch wann sie anfingen, ist demnach noch nicht geklärt. (am/dpa/AFP)
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