Die Differenzen sind enorm, die Aussichten auf Fortschritte in wichtigen globalen Fragen ziemlich gering: Der G20-Gipfel in Osaka beginnt unter keinen besonders guten Vorzeichen. Das sind die Streitpunkte in Japan.

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Zwei Tage lang haben die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsmächte Zeit, sich beim G20-Gipfel über die Probleme dieser Welt auszutauschen - und vielleicht sogar das eine oder andere Problem einer Lösung näher zu bringen.

Die eigentlichen Gipfelberatungen im großen Kreis werden im japanischen Osaka gar nicht so entscheidend sein. Die wirklich wichtigen Dinge werden in den zahlreichen Einzelgesprächen ausgehandelt. Und zu bereden gibt es viel.

Das sind die Hauptthemen in Osaka

Handelskrieg zwischen den USA und China

Seit einem Jahr liefern sich die USA und China einen erbitterten Handelskrieg. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt überziehen sich gegenseitig mit Sonderzöllen.

Elf Verhandlungsrunden haben keinen Durchbruch gebracht. Am Samstag starten US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping einen neuen Versuch. Ihr Treffen gilt als das wichtigste dieses Gipfels.

China warnte die USA im Vorfeld des Gipfels bereits eindringlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation: Durch die Offensive der USA sähen beide Länder ihre Beziehungen "auf den Weg zu einer möglichen ausgewachsenen Konfrontation abrutschen", hieß es am Freitag in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Das Treffen der beiden Präsidenten sei deswegen eine "einmalige Gelegenheit", die Handelsgespräche wieder in Gang zu bringen. China wolle keinen Handelskrieg, fürchte ihn aber auch nicht und werde ihn wenn nötig bis zum Ende kämpfen, unterstrich der Kommentar die chinesische Position.

Golf-Krise und Konflikt mit dem Iran

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich in den vergangenen Wochen immer weiter hochgeschaukelt.

Trump hatte die USA vor gut einem Jahr einseitig aus dem Atomabkommen mit dem Iran herausgelöst, das 2015 von seinem Vorgänger Barack Obama und den vier weiteren Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschland mit dem Iran ausgehandelt war. Irans Verhalten etwa bei der Entwicklung von ballistischen Raketen oder der Unterstützung von Terror widerstrebe dem Geist des Abkommens, hatte Trump argumentiert.

Seitdem hat er Sanktionen gegen das Land wieder eingeführt und nochmals deutlich verstärkt, was der Iran nicht unbeantwortet ließ: Mutmaßliche Angriffe auf Handelsschiffe im Persischen Golf und der Abschuss einer US-Drohne durch den Iran haben die Krise sogar an den Rand eines Krieges gebracht.

"Hoffentlich wird es am Ende gut gehen", sagte Trump zum Auftakt des Gipfels. "Wenn es das tut - großartig. Wenn es das nicht tut, werden Sie davon hören."

Gleichzeitig räumte er dem Land mehr Zeit bei der Konfliktlösung ein: "Wir haben viel Zeit. Es gibt keine Eile, sie können sich Zeit lassen", sagte Trump am Freitag (Ortszeit) am Rande eines bilateralen Treffens beim G20-Gipfel mit Indiens Präsidenten Narendra Modi. "Es gibt absolut keinen Zeitdruck."

Umweltaktivisten bergen Geisternetze aus der Ostsee

Umweltschützer haben drei Geisternetze aus der Ostsee geborgen. "Schätzungen zufolge landen alleine in der Ostsee jedes Jahr 5.000 bis 10.000 Fischernetze oder Netzteile", sagte die Meeresbiologin Gabriele Dederer der Deutschen Presse-Agentur. © ProSiebenSat.1

Nordkorea-Krise

Vier Monate nach dem Scheitern des zweiten Gipfels zwischen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind die Gespräche über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm festgefahren. Südkoreas Präsident Moon Jae verriet in Osaka aber, dass "hinter den Kulissen" Gespräche über einen dritten Gipfel bereits laufen.

Moon zeigte sich überzeugt, dass die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Verhandlungen über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm gegeben seien: "Ich glaube an Kims Entschlossenheit zur Denuklearisierung." Damit ist die atomare Abrüstung Nordkoreas gemeint.

Trump reist noch am Samstag nach Südkorea weiter und wird dort möglicherweise die Grenze zu Nordkorea besuchen.

Streitthema Klimaschutz

Schon bei den vergangenen beiden G20-Gipfeln gab es beim Thema Klimaschutz einen Dissens zwischen den USA und den anderen 19 Ländern. Der Grund: Trump ist aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen. Andere - vor allem die Europäer - kämpfen für eine starke Formulierung im Gipfelkommuniqué.

Die Europäische Union will keine Formulierung zum Klima akzeptieren, die hinter vorherige Kommuniqués zurückfällt. "Ich denke, dass wir eine starke Erklärung zum Klimawandel brauchen", sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

Beim vergangenen Gipfel in Buenos Aires hatten sich die Gipfelteilnehmer im Dezember mit Ausnahme von Trump zur "uneingeschränkten Umsetzung" des Pariser Klimaabkommens bekannt und festgehalten, dass der Vertrag "unumkehrbar" sei.

Plastikmüll in den Meeren

Ein Thema, das zwar nicht im Vordergrund des Gipfels steht, aber trotzdem viele Menschen interessiert. Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere und ein Teil davon schließlich auch in die Nahrungskette. Gastgeber Japan rangiert beim Einwegplastik pro Kopf weltweit an zweiter Stelle nach den USA - und hat das Thema nun selbst auf die Tagesordnung gesetzt.

EU-Postengeschacher

Der Streit um die Besetzung der fünf Spitzenposten in der EU dürfte die Europäer am Rande des Gipfels beschäftigten. "Ich habe das Gefühl, dass wir näher an einer Lösung sind", gab sich EU-Ratspräsident Donald Tusk am Freitag zu Beginn des Gipfels optimistisch.

Bei dem kniffligen Personalpaket geht es um die Nachfolge von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sowie vier weitere Spitzenposten. Am Sonntag oder Montag soll bei einem EU-Gipfel in Brüssel die Entscheidung darüber fallen.

Die Christdemokraten wollen, dass ihr Europawahl-Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU) Junckers Job bekommt und argumentieren, dass die Europäische Volkspartei (EVP) bei der EU-Wahl die meisten Stimmen bekommen hat. Liberale und Sozialdemokraten wollen diese Argumentation jedoch nicht akzeptieren.

Die Beratungen im großen Kreis der Staats- und Regierungschefs zu diesem Thema waren beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche ergebnislos zu Ende gegangen. Nun gibt es am Sonntag ein weiteres 28er-Treffen in Brüssel.

Spekulationen, dass es bereits vorher in Japan Klarheit geben könnte, erteilte Tusk eine Absage. "Erwarten sie keinen weißen Rauch hier in Osaka", sagte der EU-Ratspräsident. (mgb/dpa)

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