Bauernprotest vor Holocaustgedenken. Die Absage der Gedenkstunde an den Holocaust in Magdeburg am Samstag aufgrund von Protesten der Landwirte sorgte für große Kritik.
Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) hat eine geplante zentrale Gedenkstunde zum nationalen Holocaustgedenktag abgesagt. Hintergrund seien angemeldete Bauernproteste für diesen Samstag auf dem Magdeburger Domplatz vor dem Parlamentsgebäude, teilte die Landtagsverwaltung am Donnerstag mit. Davon betroffen ist den Angaben zufolge auch die geplante Kranzniederlegung am Denkmal für die verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma. Beide Veranstaltungen sollen nachgeholt werden.
Kritik nach Absage von Holocaustgedenkstunde
Nach der Absage kam im Parlament kurzfristig der Ältestenrat zusammen. Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann sagte der Deutschen Presse-Agentur vor der Sitzung, die Absage sei "an Instinktlosigkeit kaum zu überbieten". Sie sprach von einem Alleingang Schellenbergers.
Für die SPD sei die Absage der Gedenkstunde "ein Unding", schreibt die "Mitteldeutsche Zeitung". Der SPD-Politiker Rüdiger Erben warf Schellenberger eigenmächtiges Handeln vor. Weiter führte der Sozialdemokrat aus, dass die Absage "unsensibel" und "stark zu kritisieren" sei.
Die Linke kritisierte nicht Schellenberger sondern die Bauern. "Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts kann erwartet werden, dass andere Interessen – so berechtigt sie seien – dahinter zurückstehen", sagte Linksfraktionschefin Eva von Angern der "Mitteldeutschen Zeitung".
Jetzt wurde auch bekannt, dass Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nicht auf der Bauernkundgebung sprechen wird. Wie die "Welt" auf Anfrage beim Staatsministerium erfahren hat, räumt der Unionspolitiker dem Gedenken eine höhere Priorität ein. Deshalb wird Haseloff bei der Kranzniederlegung in Wittenberg teilnehmen.
Mehrere Tausend Teilnehmer bei Demo erwartet
Zu den Bauernprotesten werden Schellenberger zufolge 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie rund 300 Traktoren erwartet. Es werde nicht möglich sein, für ein angemessenes Gedenken, eine ungehinderte An- und Abreise sowie eine vollständige Gewährleistung der Sicherheit der Teilnehmer Sorge zu tragen, erklärte der CDU-Politiker.
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen. An vielen Orten werden an diesem Tag zur Erinnerung Kränze niedergelegt. (dpa/the)
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