Mit dem Video "Die Zerstörung der CDU" startete YouTuber Rezo eine riesige Debatte um den Einfluss von Influencern auf die Politik. Selbst eine Beeinflussung des Europawahl-Ergebnisses wird dem YouTuber unterstellt. Über Rezo selbst ist allerdings wenig bekannt, wir stellen ihn und weitere wichtige politisch aktive YouTuber vor.

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Es ist der große Aufreger dieses bisherigen Politik-Sommers: Unmittelbar vor der Europawahl Ende Mai stellte YouTuber Rezo sein Video "Die Zerstörung der CDU" ins Netz und traf damit offensichtlich einen Nerv.

Mittlerweile wurde das Video 14,5 Millionen Mal angeklickt (alle Zahlen in diesem Text Stand 6. Juni), die unglücklichen Reaktionen der CDU im Allgemeinen und von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer im Besonderen bestimmen nach wie vor die Schlagzeilen.

In dem 55-minütigen Video kritisiert Rezo vor allem die Klimapolitik der Regierungsparteien CDU, CSU und SPD, auch mit FDP und AfD rechnet er ab. Es kann natürlich nur darüber spekuliert werden, inwiefern das Video tatsächlich einen Einfluss auf den Wahlausgang hatte, doch während CDU und SPD massiv an Stimmen verloren, verdoppelten die Grünen mit 20,5 Prozent ihr Ergebnis von der letzten Europawahl – vom "Rezo-Effekt" war die Rede.

Rezos Name ist nicht bekannt

Plötzlich wurde Rezo - der Mann mit den blauen Haaren - zur Galionsfigur des politischen Widerstands der jungen Generation, wirklich viel ist über ihn aber nicht bekannt. Nach eigenen Angaben wurde er am 14. August 1992 als Sohn einer Pfarrersfamilie geboren, er schloss sein Informatik-Studium in Dortmund mit dem Master ab und lebt in Aachen. Sein vollständiger Name ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Auf seinem Hauptkanal "Rezo" hat er rund 1,6 Millionen Follower, auf seinem Zweitkanal "Rezo ja lol ey", auf dem das CDU-Video veröffentlicht wurde, nochmals rund 920.000. Wie viele seiner Influencer-Kollegen tat sich Rezo lange nicht politisch hervor, seine Videos drehen sich vor allem um Musik und typische YouTube-Challenges.

Aber wer sind die einflussreichsten Politik-YouTuber? Wir stellen die wichtigsten vor.

Diese YouTuber sollten Sie kennen

LeFloid (mehr als 3 Millionen Abonnenten auf seinem Hauptkanal bei YouTube)

Ein Polit-YouTuber mit großer Reichweite ist LeFloid, der mit bürgerlichem Namen Florian Diedrich heißt. Zweimal wöchentlich stellt er "LeNews" online, eine Art Nachrichtensendung, in der der 31-Jährige Politik und Weltgeschehen teilweise bissig kommentiert.

LeFloid betreibt mehrere Kanäle, auf denen es um Videospiele, aber auch um Essen und Rezepte geht. Die größte Reichweite hat der Vater von Zwillingen aber mit seinen Politik-Videos, die teilweise auch mehrere tausendmal kommentiert werden. Hiermit erreicht LeFloid nicht nur das ganz junge Publikum, immer wieder melden sich auch ältere Zuschauer zu Wort.

Seine Popularität verdankt der YouTuber, der in Berlin Psychologie und Rehabilitationspädagogik studiert hat, unter anderem einem Interview mit Angela Merkel, dass er im Juli 2015 führen durfte.

Felix von der Laden (mehr als 3,2 Millionen Abonnenten auf YouTube)

Vor allem Gaming-Videos machten von der Laden auf YouTube berühmt, seine Clips drehen sich auch um Reisen und Motorsport. Allerdings ist der 24-Jährige auch politisch aktiv, er drehte bei Klima-Demos und engagierte sich bei den Protesten gegen den Artikel 13, bei dem es um Haftungsfragen bei Urheberrechtsverstößen im Netz geht.

Von der Laden, der sein Studium der Medienwissenschaften in Köln abbrach, setzt sich für Fair Trade ein und reiste durch Afrika. Für das ZDF berichtete er von den Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 und über die Bundestagswahl 2017 und wurde dafür mit dem Bayrischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sein Publikum schätzte er in einem Interview mit dem "Spiegel" auf 16 bis 25 Jahre ein, bei Gaming-Themen seien auch viele Kinder dabei.

Julien Bam (mehr als 5 Millionen Abonnenten bei YouTube)

Die Videos von Julien Bam drehen sich um Tanzen und Musik, ihre Ästhetik gleicht denen von Werbevideos. Bam, der eigentlich Julien Zheng Zheng Kho Budorovits heißt, erklärte in seinen Videos mehrfach, dass er sich seine Fähigkeiten als Videoproduzent selbst beigebracht habe.

Seine enorme Reichweite nutzt der 30-Jährige gelegentlich, um politische Videos einzustreuen. Etwa bei einer Reise in die Slums von Bangladesch, die Bam in Zusammenarbeit mit Unicef realisierte. Auch in die Debatte um Artikel 13 schaltete sich der zuvor eher unpolitische Bam ein, im Februar 2017 nahm er für die SPD an der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten teil.

MrWissen2Go (rund 992.000 Abonnenten bei YouTube)

Der Journalist Mirko Drotschmann steckt hinter "MrWissen2Go", er ist einer der wenigen Influencer, die sich fast ausschließlich mit Politik und zeitgeschichtlichen Themen auseinandersetzen. Einmal wöchentlich liefert der YouTuber einen Rückblick auf die Nachrichten der letzten Tage. Früher arbeitete der 33-Jährige für die Kinder-Nachrichtensendung "Logo" des ZDF, im ähnlichen Stil sind seine YouTube-Videos konzipiert.

Drotschmann erklärte beispielsweise den Politik-Skandal in Österreich, seine Einschätzung zu Rezos Auswirkung auf die Europawahl sammelte 1,2 Millionen Klicks.

Lisa Sophie Laurent (rund 340.000 Abonnenten bei YouTube)

Hauptsächlich bietet Lisa Sophie Laurent Comedy und Lebenshilfe für ein junges, weibliches Publikum an. Allerdings geht es bei der 25-Jährigen auch oft um vegane Lebensweise, immer wieder finden sich politische Videos auf ihrem Kanal, die aber meistens deutlich schlechter klicken als die bunten Themen.

Auch Laurent durfte 2017 die Bundeskanzlerin interviewen, Mitte Mai stellte sie ein Video online, dass zur Teilnahme an der Europawahl aufforderte.

Tilo Jung (rund 309.000 Abonnenten bei YouTube)

"Jung & Naiv - Politik für Desinteressierte". Hier ist der Name Programm. Der Journalist und Podcaster Tilo Jung etablierte das Format, in dem er den unbedarften Reporter gibt und Politikern möglichst einfache Fragen stellt. Auf seinem YouTube-Kanal lädt Jung die Videos ungekürzt hoch, oft mehr als eineinhalb Stunden lang. Wirklich desinteressiert sollte man also nicht sein, um die Videos zu konsumieren.

Der 33-Jährige, der seine journalistische Karriere als Reporter beim Nordkurier und Mitarbeiter bei Radio eins begann, berichtet auch von der Bundespressekonferenz. Dort verblüfft er mit seinen ungewöhnlichen Fragen die Regierungssprecher ("Befürchten Sie, dass Bayern sich in Richtung Österreich abspalten könnte?"), auch andere Journalisten reagieren teilweise genervt auf Jungs Fragen, da sich die Pressekonferenzen dadurch in die Länge ziehen. Tatsächlich ist Jung aber der einzige, der die Bundespressekonferenzen in voller Länge ins Netz stellt, was ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist.

Verwendete Quellen:

  • Spiegel: Titelstory "Rezoluzzer"
  • Ausgestrahlt.tv: Alles außer Tagesschau
  • Vice.com: Wir haben Rezo und Felix von der Laden gefragt, ob YouTube jetzt die Politik regelt
  • Spiegel Online: Felix von der Laden im Interview
  • Zeit.de: Die mit den vielen Klicks
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