Die Zahl der Auszubildenden in der Pflege ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das dürfte noch nicht reichen, um den großen Fachkräftemangel in dem Bereich zu bekämpfen. Trotzdem spricht die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung von einem "riesigen Erfolg".
Im vergangenen Jahr ist das Interesse an Pflegeberufen offenbar gestiegen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt am Dienstag veröffentlicht hat. Demnach stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Pflegefachkräfte 2024 gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent oder 5.100 auf rund 59.500 Neuverträge.
74 Prozent der Auszubildenden in der Pflege waren im vergangenen Jahr Frauen. Allerdings interessieren sich inzwischen auch mehr Männer für den Beruf. Im Jahr 2020 betrug der Frauenanteil noch 76 Prozent. Die Zahl aller männlichen Auszubildenden stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 38.400.
Große Personallücke droht
An der Gesamtzahl der Pflegeauszubildenden in Deutschland ändert der Aufwärtstrend bei den Neuverträgen aber wenig. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren 2024 rund 147.100 Menschen in einer Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Im Vorjahr waren es mit 146.900 fast genau so viele. Dabei sind Pflegeheime, Krankenhäuser und auch die Gesamtgesellschaft dringend auf mehr Fachkräfte in dem Bereich angewiesen.
Die geburtenstarken Jahrgänge werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen – und irgendwann auch in das Alter mit einem höheren Risiko der Pflegebedürftigkeit kommen. Diese Entwicklung wird auch die aktuellen Pflegekräfte selbst betreffen. Die Bertelsmann-Stiftung schätzt, dass bis 2030 etwa 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen werden, wenn die Politik nicht gegensteuert. Der Deutsche Pflegerat geht von ähnlichen Zahlen aus.
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Pflegebevollmächtigte Claudia Moll: "Müssen motivierte Ausbildungsanfänger auch halten"
Die Pflegebevollmächtige der scheidenden Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), wertet die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts trotzdem als "riesigen Erfolg". "Bei den jungen Menschen scheint angekommen zu sein, dass Pflege ein toller Beruf ist. Mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten, Aufstiegschancen und guter Bezahlung", sagte sie unserer Redaktion.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete führte die Zahlen auch auf eine Ausbildungsreform zurück. Allgemein ist es Ziel der Bundesregierung, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Zum Beispiel durch mehr Kompetenzen und eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte.
Besonders erfreulich ist laut Moll, dass offenbar verstärkt junge Männer den Beruf ergreifen – und sich so das Image des klassischen Frauenberufs wandele. "Wichtig ist jetzt, dass es uns auch gelingt, all die motivierten Ausbildungsanfänger zu halten und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen", sagte Moll. "Das ist noch einmal eine große Herausforderung für die Schulen und Ausbildungsstätten."
Verwendete Quellen
- Statistisches Bundesamt: 9 % mehr neue Auszubildende zur Pflegefachperson im Jahr 2024
- Stellungnahme von Claudia Moll