Scholz als Kanzlerkandidat trotz schwacher Umfragewerte?

Eine relative Mehrheit der Deutschen hält Boris Pistorius für den geeigneteren SPD-Kanzlerkandidaten. Das ergab eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.

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Nach dem Bruch der Ampel-Koalition finden die Bundestagswahlen früher als geplant statt. Für die SPD-Spitze scheint bereits festzustehen: Olaf Scholz soll erneut als Kanzlerkandidat antreten. Die Parteiführung stellt sich geschlossen hinter den amtierenden Bundeskanzler.

In der Bevölkerung sieht das anders aus. Viele Bürgerinnen und Bürger zweifeln an Scholz' Kanzlerqualitäten und bevorzugen stattdessen einen anderen: Verteidigungsminister Boris Pistorius. Im ZDF-Politbarometer landet er regelmäßig bei den Beliebtheitswerten ganz oben. Viele sehen in ihm auch den besseren SPD-Kanzlerkandidaten. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.

Viele sehen Pistorius als besseren Kanzlerkandidaten

Im Befragungszeitraum vom 19.11. bis 21.11.2024 wurden 5.030 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Frage lautete: "Wen halten Sie für den geeigneteren Kanzlerkandidaten der SPD, eher Olaf Scholz oder eher Boris Pistorius?"

Während Olaf Scholz lediglich 16 Prozent der Befragten von sich überzeugen kann, erreicht Verteidigungsminister Boris Pistorius mit 48 Prozent deutlich höhere Zustimmungswerte. 7 Prozent sehen beide als gleichermaßen geeignet an, während 29 Prozent unentschlossen sind.

Pistorius punktet parteiübergreifend bei den Wählern

Bei potenziellen SPD-Wählerinnen und -Wählern zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Hier sprechen sich laut der Civey-Umfrage nur 28 Prozent für Scholz aus, während 49 Prozent Pistorius bevorzugen. Weitere 19 Prozent halten beide für gleichermaßen geeignet.

Noch deutlicher fällt der Zuspruch für Pistorius unter den Anhängern anderer Parteien aus. Bei den Grünen-Wählerinnen und -Wählern favorisieren nur 13 Prozent Scholz, während 67 Prozent Pistorius den Vorzug geben. Ähnlich sieht es bei CDU/CSU-Anhängerinnen und -Anhängern aus: Scholz kommt hier lediglich auf 10 Prozent, während 57 Prozent Pistorius als geeigneter betrachten.

Ein Blick auf die Altersgruppen verdeutlicht ebenfalls die hohe Zustimmung zu Pistorius. Von den 18-Jährigen bis hin zu den über 65-Jährigen wird er durchweg als geeigneter wahrgenommen. Scholz schneidet in keiner Alterskategorie besser ab.

Auch geschlechterspezifisch zeigt sich ein klares Bild: 16 Prozent der Männer und Frauen stimmen für Scholz. Pistorius hingegen ist besonders bei Männern mit 51 Prozent Zustimmung beliebt, wenngleich auch 44 Prozent der Frauen ihn für den besseren Kandidaten halten.

Ist die Wahl bereits auf Scholz gefallen?

Nichtsdestoweniger scheint die Entscheidung innerhalb der SPD längst gefallen zu sein. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Olaf Scholz erneut als Kanzlerkandidat antreten wird. Wie der Tagesspiegel berichtet, stehe Pistorius gar nicht mehr zur Verfügung. Der Verteidigungsminister habe sich aus freien Stücken zurückgezogen. "Er lässt sich nicht verbrennen. Warum sollte er das auch?“, zitiert die Zeitung eine Quelle aus SPD-Kreisen.

Die Parteiführung zeigt sich entsprechend entschlossen. Saskia Esken hält eine vorzeitige Entscheidung des Parteivorstands zur K-Frage für "nicht unbedingt notwendig", da Scholz als Kanzler bereits gesetzt sei. SPD-Generalsekretär Mathias Miersch bestätigte gegenüber unserer Redaktion: "Olaf Scholz ist Bundeskanzler und wird auch wieder Kanzlerkandidat der SPD." Innerhalb der SPD sei laut dem Tagesspiegel für diesen Freitag bereits von einer "Krönungsmesse für Scholz“ die Rede.

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