Die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich steht vor der Tür, die Sicherheitsvorkehrungen laufen auf Hochtouren. Die Behörden wollen mit allen verfügbaren Mitteln mögliche Terroranschläge verhindern. Ein extrem schwieriges Unterfangen. Denn als Gegner tritt eine geheime Spezial-Einheit des so genannten "Islamischen Staats" (IS) auf den Plan.
Der Terror hat längst Einzug in Europa gehalten. Spätestens seit den Anschlägen von Paris und Brüssel sind die Sicherheitsbehörden in höchster Alarmbereitschaft und versuchen, bestmögliche Vorkehrungen zu treffen. Im Vorfeld der EM 2016 in Frankreich gab es bereits Warnungen.
Geheime Spezial-Einheit des IS
Die Geheimdienste stoßen dabei immer wieder auf eine Spezial-Einheit des sogenannten "Islamischen Staats" (IS), die sich mutmaßlich "Externe Operationen" nennt. Zu ihren Aufgaben sollen das Rekrutieren, die Ausbildung potenzieller Attentäter sowie das Planen von Anschlägen speziell im Westen gehören.
Nachrichtendienste gehen mittlerweile von einer Art Büro für Auslandsoperationen aus, das der IS betreiben soll.
Europol-Chef Rob Wainwright äußerte sich nun offiziell dazu: "Wir wissen aus den zahlreichen Ermittlungen, die Europol unterstützt hat, dass der IS ein Team, ein Kommando für externe Operationen in Syrien gegründet hat, wahrscheinlich in Rakka (Anm. d. Red.: Rakka ist die IS-Hochburg), das ausgeklügelte Anschläge im Westen trainiert und plant."
IS sucht nach westlichen Terror-Kandidaten
Dabei sind als Rekruten vor allem Europäer für diese Spezial-Einheit interessant. Terror-Experte und Oberst a. D. der Luftwaffe, Jörg H. Trauboth, erklärt den Grund: "Jeder neue spektakuläre Anschlag sorgt für neuen Zulauf von Jugendlichen aus vor allem europäischen Nationen, zumal ISIS wegen der Geländeverluste und des Rückgangs der Finanzmittel unter steigendem Druck steht."
Nach aktuellen Informationen des Recherche-Netzwerkes von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" sucht der IS dabei mittlerweile auch ganz gezielt nach Deutschen, die nach ihrer Rückkehr in die Heimat Terroranschläge verüben sollen.
Der Kopf der Spezial-Einheit des IS
Viel ist über die Spezial-Einheit "Externe Operationen" noch nicht bekannt, der IS hat ihre Existenz nicht offiziell bestätigt. Sie operiert im Geheimen. Die US-Regierung ist jedoch davon überzeugt, den Kopf der Einheit zu kennen: Abu Muhammad al-Adnani. Er ist Syrer, Propaganda-Chef des IS und ranghohes Führungsmitglied.
Al-Adnani ist für den "Islamischen Staat" der Hauptverbindungsmann für die Veröffentlichung von offiziellen Mitteilungen, darunter auch der Bekanntmachung über die Bildung eines islamischen Kalifats im Juni 2014.
Muhammad al-Adnani: Karriere beim IS
Al-Adnani gilt als einer der ersten ausländischen Kämpfer, der gegen das Koalitionsheer im Irak an der Seite des "Islamischen Staates" gekämpft hatte, bevor er zum IS-Sprecher wurde.
Das US-Außenministerium stufte ihn am 18. August 2014 als SDGT (Specially Designated Global Terrorist) ein - er steht also auf der Liste der weltweit agierenden Top-Terroristen.
Laut Informationen von Europol sollen bis zu 5.000 Dschihadisten aus Europa nach Syrien und in den Irak gezogen sein, um sich in Terrorcamps ausbilden zu lassen.
Einige von ihnen sollen inzwischen nach Europa zurückgekehrt sein. Denn: Hauptgegner des IS sind nun nicht mehr nur die USA, sondern vor allem Europa – speziell Frankreich. Doch auch Deutschland rückt ins Visier.
"Für den IS sind wir der Feind", bestätigte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maßen bereits 2015 im "Tagesspiegel". "Es besteht also eine ernstzunehmende Anschlagsgefahr."
"Größte Terrorgefahr seit Jahrzehnten"
Europol-Chef Wainwright teilt diese Einschätzung: "Europa steht momentan vor der größten Terrorgefahr seit mehr als zehn Jahren", erklärte er in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Es ist zu erwarten, dass der IS oder andere religiöse Terrorgruppen einen Anschlag irgendwo in Europa verüben werden – mit dem Ziel, hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung zu erreichen." Demzufolge wäre "Externe Operationen" in Europa bereits aktiv.
Bereits am 22. September 2014 hatte Abu Muhammad al-Adnani per Videobotschaft über Twitter Muslime in aller Welt aufgerufen, Ungläubige zu töten. Für die schweren Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris soll al-Adnani nach neuesten Erkenntnissen die Fäden gezogen haben, berichtet der Deutschlandfunk. Abdelhamid Abaooud war demnach nur Befehlsempfänger.
Im Hintergrund, so vermuten die Geheimdienste, plane al-Adnanis Einheit "Externe Operationen" bereits neue Anschläge. Auf den IS-Terror-Planer ist ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
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