Julia Klöckners Auftritt am Herd an der Seite von Starkoch Johann Lafer sorgt für Aufregung. Die Welle schwappt aus den sozialen Netzwerken bis ins politische Berlin. Der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft wird unzulässige Werbung vorgeworfen - und das nicht zum ersten Mal.
Julia Klöckner hat gekocht. Was an sich wenig spektakulär klingt, wird intensiv diskutiert.
Denn:
Ein gefundenes Fressen, zunächst für Satiriker.
Böhmermann und Beisenherz nutzen Klöckners Vorlage
Klöckners Ministerium präsentierte zunächst per Tweet Klöckners und Lafers Speisekarte und bemühte sich anschließend, Druck vom Kessel zu nehmen. Es teilte mit:
- 1. Die Ministerin sei als Gast zu #KochenmitLafer @BILD TV eingeladen worden.
- 2. Aufzeichnung der Sendung sei am Dienstag gewesen.
- 3. Sponsoring sei weder im Vorfeld noch zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bekannt gewesen.
- 4. Einkauf und Warenauswahl seien durch Produktionsfirma und Koch erfolgt.
Bundesministerium übersieht in seiner Erklärung ein Detail
"Wenn die Aufzeichnung bereits am Dienstag war, warum hat Herr Lafer dann beim Einkaufen der Zutaten die BILD vom Donnerstag in der Hand?", fragte Kühnert über Twitter. Sein Schluss daraus: "Einer flunkert hier. Entweder das Blatt oder die Ministerin."
Erinnerungen an Klöckners Nestlé-Video kommen hoch
So oder so steckt Klöckner in Erklärungsnot - und das nicht zum ersten Mal in ihrer politischen Laufbahn. Dazu gehört unter anderem ihr umstrittenes Video mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch aus dem Juni 2019.
Damals würdigte Klöckner den weltweit tätigen Lebensmittel-Konzern dafür, den Zucker-, Salz- und Fettgehalt seiner Lebensmittel reduziert zu haben. Veröffentlicht wurde der Spot seinerzeit ebenfalls von Klöckners Bundesministerium. Auch damals kam der Vorwurf auf, Klöckner missbrauche ihr Amt für Schleichwerbung.
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg untersuchte den Fall und kam zum Schluss, es handele sich bei dem Video nicht um Wirtschaftswerbung. Die Ministerin habe sich nicht bei der Ausübung eines Gewerbes oder freien Berufs geäußert.
Zudem fand die Medienaufsicht keine Anhaltspunkte für eine werbende Absicht. Das Ministerium versicherte zudem, kein Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung von Nestlé erhalten zu haben.
Elf Monate später stehen Klöckner und ihr Ministerium wegen der fragwürdigen Verbindung zu Kaufland und der "Bild"-Zeitung nun erneut am Pranger.
Wolfgang Kubicki fordert Untersuchung
"Julia Klöckner wird dem zuständigen Ausschuss im Deutschen Bundestag hierzu Rede und Antwort stehen müssen", sagte Kubicki.
Laut Erklärung des Landwirtschaftsministeriums vom Sendetag sei es Ziel der Sendung gewesen, für die vielen Familien, die in Zeiten der Coronakrise vermehrt zuhause kochen, Tipps für ein "ausgewogenes Essen" zu geben - auch bei "kleinem Geldbeutel."
Zweites Ziel sei es gewesen, "ernährungspolitische Themen beim Kochen zu besprechen". Dazu zählten demnach Vermeidung von Lebensmittelabfällen, Wertschätzung regionaler Produkte und die Preisentwicklung von Obst und Gemüse. (hau/AFP)
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