- Am späten Sonntagabend trafen sich CSU-Chef Söder und CDU-Chef Laschet im Bundestagsgebäude.
- Alle Blicke richteten sich gebannt nach Berlin - doch am Ende des Treffens gab es kein Ergebnis. Die Entscheidung im Machtkampf zieht sich damit weiter hin.
- Update 11:04 Uhr: Während Laschet am Montagmorgen in Berlin weitere Gespräche mit Unionsvertretern führte, soll Söder bereits wieder auf dem Weg zurück nach Bayern sein.
Nach einem ergebnislosen Treffen von Armin Laschet und Markus Söder in der Nacht auf Montag ist der Machtkampf um die Kanzlerkandidatur der Union weiter offen.
Die beiden Vorsitzenden von CDU und CSU hatten sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am späten Sonntagabend zusammen mit ihren engsten Vertrauten für knapp dreieinhalb Stunden im Bundestagsgebäude getroffen. Über die dort besprochenen Inhalte und den weiteren Ablauf war zunächst nichts zu erfahren.
Das Treffen in Berlin bildete den vorläufigen Höhepunkt im Unionsstreit, der sich seit einer Woche immer mehr zuspitzt. CDU-Chef
Armin Laschet führte am Montagmorgen in Berlin Gespräche über das weitere Vorgehen bei der Kanzlerkandidatensuche. Nach Angaben eines dpa-Fotografen standen Laschets Limousinen zunächst vor der hessischen Landesvertretung, welche er dann aber bereits um 09:20 Uhr kommentarlos mit unbekanntem Ziel verließ.
Mit wem sich Laschet in der Landesvertretung beraten hat und über die Inhalte der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. Kurz nach Laschet verließ auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak das Gebäude. Auf die Frage eines Reporters, wie es nun weiter gehe, sagte er nur: "Es geht immer gut weiter."
K-Frage setzt Union unter Druck
Sollten Söder und Laschet auch an diesem Montag keine Einigung erzielen, könnte es auf eine Entscheidung in der Bundestagsfraktion am Dienstag hinauslaufen. Derzeit deuten alle Zeichen in diese Richtung.
Denn wie die dpa aus dem Umfeld des bayerischen Ministerpräsidenten erfuhr, ist für diesen Montag nicht mit einer Entscheidung Söders zu rechnen. Es wird demnach auch keinen Rückzug Söders in der Frage geben.
Die CSU-Spitze will am Montag über den Stand der Dinge und das weitere Vorgehen beraten. Um 13.00 Uhr werde es Beratungen des CSU-Präsidiums geben, erfuhr die dpa aus Parteikreisen. Um 14:00 Uhr wollen Söder und Generalsekretär Markus Blume eine Pressekonferenz geben.
Die Union steht nicht nur wegen der internen Folgen des Streits fünf Monate vor der Bundestagswahl maximal unter Druck, möglichst schnell eine Entscheidung zu finden. Hinzu kommt, dass die Grünen - nach aktuellen Umfragen stärkste Kraft hinter der Union - an diesem Montag ihren Kanzlerkandidaten oder ihre Kanzlerkandidatin präsentieren wollen: entweder Parteichefin Annalena Baerbock oder Parteichef Robert Habeck..
K-Frage: Nachwuchs von CDU und CSU stellt sich hinter Söder
Wenige Stunden vor dem Treffen von Söder und Laschet am Sonntagabend hatte sich die Junge Union (JU) mit großer Mehrheit hinter Söder gestellt und damit den Druck auf Laschet erhöht. "Die beiden Kandidaten hatten genug Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Dies ist nicht geschehen und jetzt sehen wir uns gezwungen, uns zu positionieren. Dies ist mit deutlicher Mehrheit für Markus Söder erfolgt", erklärte JU-Chef Tilman Kuban.
In der Konferenz der JU-Landeschefs hatten sich nach Angaben der Jungen Union 14 von 18 Landesvorsitzenden für Söder ausgesprochen. Sollte sich am Ende tatsächlich der bayerische Ministerpräsident durchsetzen, wäre Laschet nur knapp drei Monate nach seiner Wahl zum CDU-Chef hochgradig angeschlagen.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki äußerte sich "fassungslos" über das Geschehen in der CDU. "Eine Partei, die in großen Teilen oder in ihrer ganzen Breite erklärt, wir können mit unserem Vorsitzenden keine Wahl gewinnen, muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen", sagte er am Sonntagabend im "Bild"-Politik-Talk "Die richtigen Fragen".
Weder Söder noch Laschet wollen den anderen vorlassen
Das gesamte Wochenende hatten Söder und Laschet in streng geheimen Beratungen um eine Lösung gerungen, eine Einigung gelang aber nicht. Über den Verlauf der Gespräche drangen zunächst keine Details an die Öffentlichkeit. Aus Unionskreisen war nur zu hören, Laschet und Söder seien in guten und konstruktiven Gesprächen miteinander.
Auch die Berliner CDU bekräftigte am Sonntag ihre Unterstützung für Söder. Die Mitglieder des Präsidiums und die Kreisvorsitzenden hätten das einstimmige Meinungsbild des CDU-Präsidiums vom vergangenen Montag bestätigt, erklärte Landeschef Kai Wegner. "Markus Söder hat eine breite Unterstützung auch in der Basis der CDU Berlin."
In Niedersachsen beriet am Sonntagabend der CDU-Landesvorstand mit den Bezirks- und Kreisvorsitzenden in einer Online-Sondersitzung über die verfahrene Lage. Über das Ergebnis wurde aber auch hier zunächst nichts bekannt, alle Teilnehmer verabredeten nach dpa-Informationen Stillschweigen. Die CDU hat bundesweit 325 Kreisverbände, 27 Bezirks-, 17 Landes- und über 10.000 Ortsverbände.
Wird die Unionsfraktion am Ende den Kandidaten bestimmen?
Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß sagte der "Rheinischen Post" (Sonntag): Sollte es zum Wochenstart keine Entscheidung geben, müsse die Fraktion als einziges gemeinsames Unionsgremium entscheiden.
Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) warnte aber vor einer Abstimmung in der Fraktion: "Was wir jetzt brauchen, ist eine gemeinsame Lösung und keine Kampfabstimmung in der Fraktion. Ansonsten drohen Gräben aufgerissen zu werden, die sich nur schwer wieder zuschütten lassen", sagte er der Funke Mediengruppe.
Am Sonntag vor einer Woche hatten sich Laschet und Söder erstmals zur Übernahme der Kanzlerkandidatur bereiterklärt. In der Folge stellten sich die Spitzengremien von CDU und CSU jeweils hinter ihre Parteichefs. Am Dienstag traten beide in der Bundestagsfraktion auf, wo es nach Teilnehmerangaben mehr Zuspruch für Söders gab. © dpa
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