Ein hoher politischer Beamter in Nordhessen stirbt nach einem Kopfschuss. Der Fall stellt die Ermittler vor viele Rätsel. Sie suchen fieberhaft nach Motiv und Täter. Vor seinem Tod wurde Walter Lübcke bedroht.
Nach dem tödlichen Schuss auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke dauern die Ermittlungen der 20-köpfigen Sonderkommission Soko "Liemecke" an.
Ob sich auf den Zeugenaufruf der Polizei schon Menschen gemeldet haben, die am späten Samstagabend oder in der Nacht zu Sonntag etwas Verdächtiges bemerkten, blieb am Dienstag unbekannt. Aus Ermittlerkreisen hieß es, dass am Dienstag wohl keine neuen Informationen veröffentlicht würden.
Polizei und Staatsanwaltschaft vermuten nach den bisherigen Erkenntnissen ein Verbrechen, haben aber noch keine konkreten Hinweise auf das Motiv und den Täter.
Walter Lükcke wurde über Jahre hinweg bedroht
Offenbar hatte der Politiker aber Feinde aus dem rechtsextremen Raum, berichtete die Tagesschau am Dienstag. Demnach sei Lübcke in den vergangenen Jahren immer wieder von bestimmten Gruppen bedroht worden, sagte der Stellvertretende Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber.
Eine davon seien die sogenannten Reichsbürger, "die sich vielfach in unverschämten Schreiben an uns wenden und auch Drohungen gegen den Präsidenten ausrichten", so Klüber.
Lübcke mit Schusswunde auf der eigenen Terrasse gefunden
Der 65-jährige CDU-Politiker Lübcke war in der Nacht zum Sonntag mit einer Schusswunde auf der Terrasse seines Wohnhauses in dem Dorf Wolfhagen-Istha gefunden worden.
Ersten Ermittlungen zufolge starb er an einem Schuss in den Kopf, der aus nächster Nähe abgefeuert wurde. Hinweise auf einen Suizid haben Polizei und Staatsanwaltschaft nicht gefunden. Eine Sonderkommission unter Leitung des hessischen Landeskriminalamts wurde eingesetzt, um die Tat aufzuklären. Auch das Bundeskriminalamt hilft bei der Auswertung von Spuren am Tatort.
Bereits 2015 stand Lübcke wegen Morddrohungen unter Polizeischutz
Ermittelt wird wegen eine Tötungsdelikts in alle Richtungen, eine heiße Spur gibt es bislang noch nicht. Oberstaatsanwalt Horst Streiff sagte bei einer Pressekonferenz am Montagabend auf die Frage, ob die Tat in Zusammenhang mit früheren Morddrohungen gegen Lübcke wegen dessen Haltung zu Flüchtlingen stehen könnte, dass es dazu bislang keine Erkenntnisse gebe.
2015 hatte Lübcke nach Medienberichten zeitweise wegen Morddrohungen unter Personenschutz gestanden, weil er sich gegen Schmährufe zur Aufnahme von Flüchtlingen gewehrt hatte und sagte, wer gewisse Werte des Zusammenlebens nicht teile, könne Deutschland verlassen.
Im gleichen Jahr war Lübckes Privatadresse im Internet auf dem rassistischen Blog "PI-News" veröffentlicht worden. Kommentatoren riefen dazu auf, beim Politiker vorbeizuschauen. Auch nach seinem Tod wird Lübcke von Rechtsextremen im Netz beleidigt und verhöhnt, wie Tweets belegen.
(msc/dpa)
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