Wieder haben sich in der Silvesternacht hunderte junge Männer nordafrikanischer Herkunft in Köln getroffen. Ähnliches geschah auch in anderen Städten - zumindest in Nordrhein-Westfalen. Warum genau dort und ob die Zusammenkünfte abgesprochen waren.
In Köln gab es an Domplatte und Hauptbahnhof in der Silvesternacht diesmal keine Übergriffe - obwohl die Situation zeitweise bedrohlich gewesen sei und die Lage durchaus kippen hätte können, wie Polizeipräsident Jürgen Mathies sagte: "Die hohe Zahl der jungen Männer, die wir festgestellt haben, hat uns überrascht."
Dabei sei es ganz überwiegend um Nordafrikaner gegangen. Zu Hunderten kamen diese auch an diesem Silvesterabend am Kölner Hauptbahnhof zusammen. Wie schon ein Jahr zuvor.
Einsatzschwerpunkt in Köln
Doch im Gegensatz zu damals, als es zu reihenweise sexuellen Übergriffen an jungen Frauen kam, hatte die Polizei diesmal die Lage im Griff. Alleine in Köln waren 1.700 Beamte im Einsatz, hinzukamen 300 Beamte der Bundespolizei. Die Polizisten überprüften unter anderem die Identität von 650 Personen, schilderte Mathies.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte die Bundespolizei NRW, dass der Einsatzschwerpunkt in Köln gelegen habe. Ihre Beamten sprachen dort rund 900 Platzverweise aus und kontrollierten etwa 300 Personen. Diese kamen demnach nicht nur aus Maghreb-Staaten.
"Focus Online" hatte indes berichtet, dass zwischen 21:00 und 22:00 Uhr plötzlich an die tausend Personen nordafrikanischer Herkunft den Hauptbahnhof erreicht hatten. Etwa 99 Prozent der überprüften Personen stammten angeblich aus den Maghreb-Staaten Marokko, Tunesien und Algerien, hinzukamen Syrer und Afghanen.
Nicht nur in Köln, sondern auch in Essen, Dortmund, Düsseldorf oder Münster hätte die Polizei dem Bericht zufolge Gruppen nordafrikanischer Männer beobachtet. Wie die Landespolizei Duisburg mitteilte, seien in mehreren hundert Fällen Identitäten festgestellt worden.
Wieso ausgerechnet NRW-Städte?
Doch woher kamen diese Gruppen angereist? Dass nordrhein-westfälische Städte in den Fokus rücken, sei laut "Münchner Merkur" auch damit zu erklären, dass NRW bis Anfang 2016 gemäß Verteilungsschlüssel Hauptanlaufpunkt für Asylsuchende aus Marokko und Algerien war.
Was in NRW zu beobachten war, galt so auch längst nicht für alle deutschen Großstädte. Auf Nachfrage unserer Redaktion schilderten weder die Polizei in München noch in Frankfurt am Main größere Zusammenkünfte von Männern nordafrikanischer Herkunft.
Die Bundespolizei hatte die Kollegen in Frankfurt zwar darauf hingewiesen, dass 1.900 Personen vermutlich nordafrikanischer Herkunft auf dem Weg in die Mainmetropole waren. Wie die Polizei vor Ort mitteilte, verhielten diese sich jedoch weitgehend friedlich und nicht aggressiv.
Anders das Bild in Köln. "Im Laufe der frühen Silvesternacht zeichnete sich ab, dass in der Tat eine Vielzahl von größeren Gruppen, fast ausschließlich Männer, aus verschiedenen Großstadtbahnhöfen im Ruhrgebiet nach Köln und Düsseldorf reisten", so Polizeisprecher Jens Flören von der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin auf Nachfrage. "Bei den Männern wurden eine zunehmende Alkoholisierung und das Mitführen von Pyrotechnik festgestellt".
Die Situation drohte demnach in den Passagenbereichen des Bahnhofes unübersichtlicher zu werden. "Die Platzverweise waren unumgänglich, um eine ähnliche gefahrengeneigte Situation wie Silvester 2015 zu verhindern", so Flören.
Die Bundespolizei hielt deshalb auch einen Zug im Bahnhof Köln-Messe/Deutz an, in dem sich nahezu 300 junge, alkoholisierte Männer befanden, "die mit Eintreffen im Kölner Hauptbahnhof die dortige Situation verschärft hätten", erklärte der Polizeihauptkommissar weiter.
Haben sich die Männer verabredet?
Vor allem wegen der Größe der Gruppen wird vermutet, dass die Männer sich organisiert haben. Zu diesem Eindruck kam das Bundeskriminalamt bereits im Januar des Vorjahres, nach den Übergriffen.
Die "Kölnische Rundschau" berichtete, dass einige Nordafrikaner sogar aus dem Ausland angereist seien. Schon am Silvestermorgen hätten sich demnach größere Gruppen aus Frankreich und Österreich im Zug auf den Weg nach Köln gemacht.
Warum ausgerechnet Köln, ist bislang nicht klar: "Schlussendlich kann ich Ihnen bis dato noch keine Erklärung dafür geben, warum sich so viele größere Männergruppen insbesondere auf den Weg nach Köln gemacht haben", meinte Flören zu unserer Redaktion. Polizeipräsident Mathies vermutet: "Für sie scheint die Stadt ein Hot-Spot zu sein, wo Silvester gefeiert wird."
Offenbar gab es auch Absprachen. "Aufgrund von Smartphone-Chats haben wir herausgefunden, dass sich Gruppen von fahndungsrelevanten Personen abgesprochen haben, dass sie sich in Köln zu Silvester treffen wollen", sagte der Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, Wolfgang Wurm, zu "Focus Online".
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