Das Prestigeprojekt der Bahn, Stuttgart 21, erregt erneut nicht durch Erfolgsmeldungen, sondern durch Hiobsbotschaften Aufsehen. Das Bauvorhaben wird wohl teurer und nimmt mehr Zeit als geplant in Anspruch.
Stuttgart 21 wird erneut teurer. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Aufsichtsrats-Kreisen erfuhr, steigen die Kosten um 1,7 Milliarden Euro auf rund elf Milliarden Euro an. Grund für die Kostensteigerung seien vor allem gestiegene Baukosten, hieß es. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Ein Bahnsprecher wollte sich zu den Zahlen nicht äußern.
Die Kosten von Stuttgart 21 steigen weiter an
Zuletzt hatte die Bahn mit Gesamtkosten von 9,15 Milliarden Euro für das Projekt geplant, zuzüglich eines Puffers in Höhe von 640 Millionen Euro. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kostensteigerungen gegeben. Vor Gericht streiten sich die Projektpartner derzeit zudem, wer die Mehrkosten von S 21 bezahlen muss. In einem Finanzierungsvertrag aus dem Jahr 2009 ist nur die Verteilung von Kosten bis zu einer Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro geregelt.
Bei einer Sitzung des Lenkungskreises von Stuttgart 21 hatten die Projektpartner jüngst betont, mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen. "Die Indizien, dass wir den Kostenrahmen nicht halten werden können, haben sich so weit verdichtet, dass wir jetzt intern dringend darüber diskutieren müssen", sagte der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, am vergangenen Freitag. Es seien erhebliche Kostensteigerungen in allen Gewerken zu verzeichnen, so Huber. Mit der Kostenentwicklung des Projektes soll sich der Aufsichtsrat der Bahn am 18. Dezember befassen.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann sagte, bei einzelnen Ausschreibungen habe es Kostensteigerungen von 100 bis 200 Prozent gegeben. "Wir reißen die bisherigen Pläne auf jeden Fall", sagte der Grünen-Politiker.
Das Projekt Stuttgart 21 steht für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart, nicht nur für den Umbau des Hauptbahnhofs der Landeshauptstadt. Gebaut werden neue Bahnhöfe, Dutzende Kilometer Schienenwege und Tunnelröhren, Durchlässe sowie Brücken. Stuttgart 21 soll dazu beitragen, die Reisezeiten im Fern- und im Regionalverkehr erheblich zu verkürzen. Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm schließt neben Stuttgart 21 auch den Neubau der bereits eröffneten Strecke Wendlingen-Ulm ein.
Lesen Sie auch
- Ex-Chef der Deutschen Bahn Heinz Dürr mit 90 Jahren verstorben
- Nachhilfe in Schnelligkeit: Die Deutsche Bahn kann von anderen Staaten lernen
Eröffnungstermin kann nicht gehalten werden
Wie jetzt bekannt wurde, sollen nicht nur die Baukosten steigen. Auch der angepeilte Eröffnungstermin im Dezember 2025 soll nicht zu halten sein. Wie der "SWR" berichtet, soll aus Insiderkreisen bereits von 2026 oder sogar 2027 die Rede sein. Als Gründe werden Fehlplanungen der Bahn, Verzögerungen beim Innenausbau der Bahnhofshalle und Probleme mit einem Partner-Unternehmen, das bei der Digitalisierung des Bahnknotens Schwierigkeiten hat, genannt.
Besonders die Digitalisierung soll hier den Planern der Bahn Schwierigkeiten bereiten. Huber sagte auf einer Pressekonferenz vergangene Woche: "Der digitale Knoten Stuttgart ist der herausforderndste Punkt." Es müssten aktuell alle Reserven ausgeschöpft werden, damit die Testphasen auch wie geplant durchgeführt werden könnten. (dpa/the)
Verwendete Quellen
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.