Dschihadisten und ihre Verbündeten haben den Flughafen der syrischen Stadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht, das berichten Aktivisten. Außerdem kontrollieren sie mittlerweile "Dutzende" strategisch bedeutende Orte in den Provinzen Idlib und Hama. Die aktuelle Lage hat auch Moskau auf den Plan gerufen.
Die Dschihadistengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Gruppierungen haben nach Angaben von Aktivisten den Flughafen von Syriens zweitgrößter Stadt Aleppo sowie einige strategisch bedeutsame Orte in den benachbarten Provinzen Idlib und Hama unter ihre Kontrolle gebracht.
Nachdem die syrische Armee sich von dem Airport am südöstlichen Rand von Aleppo "zurückgezogen" habe, hätten die Dschihadisten dort die Kontrolle übernommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag.
Rebellen stoßen bei Vormarsch auf "keinerlei Widerstand"
Es ist demnach das erste Mal, dass die dschihadistischen Rebellen die Gewalt über eine derartige Anlage in Syrien haben. Außerdem kontrollierten sie mittlerweile "Dutzende" strategisch bedeutende Orte in den Provinzen Idlib und Hama, die an die Provinz Aleppo grenzen.
Bei ihrem Vormarsch dort seien sie auf "keinerlei Widerstand" gestoßen, erklärte die Beobachtungsstelle. Zuvor hatte sie bereits mitgeteilt, dass die HTS-Kämpfer und ihre Verbündeten den Großteil der Stadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht hätten.
Der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida HTS und dessen Verbündete hatten am Mittwoch eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der Regierung von Syriens Machthaber Baschar al-Assad gestartet. Bei den heftigsten Kämpfen seit 2020 wurden laut der Beobachtungsstelle bislang mehr als 320 Menschen getötet, darunter 44 Zivilisten.
Gut zu wissen
- Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Aleppo soll von russischen Luftangriffen getroffen worden sein
Das mit Assad verbündete Russland griff angesichts der sich zuspitzenden Lage in den Konflikt ein. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erörterte mit seinen Kollegen im Iran und der Türkei die aktuelle Situation. Die Minister Abbas Arraghchi (Iran) und Hakan Fidan (Türkei) hätten sich in ihren Gesprächen mit Lawrow besorgt über die Eskalation gezeigt, berichtete die russische Staatsagentur Tass.
Sie seien sich einig, "dass die gemeinsamen Bemühungen um eine Stabilisierung der Lage in Syrien intensiviert werden müssen". Zudem müsse die Lage im Rahmen des sogenannten Astana-Formats besprochen werden. In einer Mitteilung des russischen Außenministeriums heißt es dazu, dass die territoriale Integrität und Souveränität Syriens "entschlossen unterstützt" werde.
Gut zu wissen
- Nach dem militärischen Eingreifen Moskaus im syrischen Bürgerkrieg 2015 begannen trilaterale Gespräche der Schutzmächte Russland, Iran und Türkei, aus denen sich der Astana-Prozess entwickelte - benannt nach dem ersten Treffen in der Hauptstadt Kasachstans. Moskau und Teheran unterstützen Syriens Präsidenten Baschar Baschar Al-Assad, Ankara Teile der Opposition. Die Troika ist in den vergangenen Jahren von militärischen zu politischen Fragen in Syrien übergegangen.
Die Beobachtungsstelle erklärte am Samstagmorgen, dass Aleppo erstmals seit 2016 von russischen Luftangriffen getroffen worden sei. Die russische Armee teilte nach Angaben russischer Medien mit, dass sie zur Unterstützung der Regierung in Damaskus "extremistische" Gruppen in Syrien bombardiert habe. (afp/dpa/bearbeitet von ff)
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