Zahlreiche IS-Kämpfer sitzen derzeit noch in Syrien in den Gefängnissen. Darunter sind auch einige deutsche Staatsbürger, die zurück nach Deutschland kommen könnten.

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Nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad in Syrien droht Deutschland nach Angaben des Islamismus-Experten Guido Steinberg eine unkontrollierte Rückkehr von derzeit noch in syrischen Gefängnissen inhaftierten IS-Kämpfern.

"Die Gefahr, dass die Lage nächstes Jahr unsicherer wird und Terroristen aus den Gefängnissen freikommen, ist sehr real", sagte der Experte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) dem Magazin "Stern".

USA und Deutschland wollen in Syrien Präsenz zeigen – aber wie lange?

US-Präsident Joe Biden habe zwar den Einsatz amerikanischer Truppen gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zugesagt. Doch schon ab Ende Januar könnte der dann als Staatschef amtierende Donald Trump US-Truppen abziehen.

Auch Deutschland will weiter in der Region Präsenz zeigen. So sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), mal wolle sich verstärkt engagieren. "Wir dürfen uns keinesfalls zurückziehen", sagte Pistorius in Bagdad in einem vorab aufgezeichneten Interview für die ARD-"Tagesthemen". "Durch den Sturz Assads in Syrien ist nicht klar, in welche Richtung sich die Region, in welche Richtung Syrien sich entwickelt."

"In den kurdischen Gefängnissen unter US-Aufsicht sitzen etwa 9.000 Kämpfer, davon rund 2.000 Ausländer", sagte Steinberg. Zu diesen ausländischen Kämpfern zählten um die 30, die aus Deutschland gekommen sind, darunter etwa 25 deutsche Staatsbürger. "Das sind ziemlich viele", fuhr Steinberg fort.

Mit den Ereignissen der vergangenen Tage in Damaskus und dem Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl Anfang November sei die Gefahr "enorm gewachsen", dass diese freikämen, sagte der Experte weiter. "Die ausländischen Kämpfer hätten schon vor Jahren in ihre Heimatländer zurückgeführt und dort vor Gericht gestellt werden müssen."

Deutsche IS-Kämpfer könnten zurückkommen

So hätten es etwas die USA und die Kurden immer wieder gefordert, fuhr Steinberg fort. Die letzten beiden Bundesregierungen aber hätten "versucht, das Problem auszusitzen". Bald könnte es für eine kontrollierte Rückführung zu spät sein – wenn die Terroristen wieder auf freiem Fuß seien. Manche könnten nach Deutschland zurückkehren, sagte Steinberg.

US-Außenminister Antony Blinken betonte allerdings, dass die Koalition zur Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihre Aufgabe weiterhin erfüllen könne. Hintergrund sind Kämpfe zwischen Türkei-nahen Milizen und Kurdenmilizen, die von den USA unterstützt werden. Die Türkei will deren Einfluss schwächen.

Das von den USA unterstützte, kurdisch angeführte SDF-Bündnis spielte eine entscheidende Rolle beim militärischen Sieg über die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien im Jahr 2019.

Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten nach ihrer am 27. November begonnenen Großoffensive am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad setzte sich ins Ausland ab. (afp/dpa/bearbeitet von the)

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