Sandra Maischberger machte am Mittwochabend (11. Oktober) erneut den Terror auf Israel und die Herausforderung der Ampel-Regierung zum Thema ihrer Sendung. Zu Gast war Vizekanzler Robert Habeck. Der sorgte zwischenzeitlich mit einem bildlichen Vergleich für Stille im Studio.

Eine Kritik
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In Israel sitzt der Schock nach dem Hamas-Angriff vom Wochenende noch immer tief. Regierung und Opposition bilden eine Notstandsregierung, eine Bodenoffensive im Gazastreifen soll bevorstehen.

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Zeitweise war der Norden des Landes in den Alarmzustand versetzt worden, nachdem man eine "Infiltration aus dem Libanon in den israelischen Luftraum" vermutete.

Das ist das Thema bei "Maischberger"

Zu groß und zu drängend ist das Thema, als dass Sandra Maischberger es von der Agenda hätte wischen können: Deshalb ging es am Mittwochabend, wie auch am Tag davor, erneut um den Terror gegen Israel. Im Fokus stand die israelische Gegenoffensive in Gaza.

Ebenso ging es um die Fragen: Wie gehen die Menschen in Israel mit dem Terror um? Wie groß ist die Sorge vor einem Flächenbrand? Mit Vizekanzler Robert Habeck kamen dann aber auch andere Themen auf den Tisch: der Krieg in der Ukraine, die Energiewende und die Wirtschaftskrise.

Das sind die Gäste

Robert Habeck (Grüne): "Die Dinge, die wir jetzt zu entscheiden haben, ergeben sich aus den Problemen der Wirklichkeit", meinte der Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister. Die wirtschaftliche Lage sei anstrengend, die Energiekrise drohte massiv zu sein. Deshalb müsse die Klimakrise jetzt bewältigt werden.

Zur Zukunft der Regierung sagte er: "Die Flinte jetzt ins Korn zu werfen, erscheint mir für alle Partner jetzt zu früh und auch falsch." Später versprach Habeck, der nächste Winter werde ohne Versorgung durch Kohlekraftwerke laufen. "Ja, so wird es sein", antwortete er auf Maischbergers Frage.

Urban Priol: Der Kabarettist berichtete von seinem Urlaub in Kanada: Wenn es dort ein Problem gebe, heiße es: "'Wie lösen wir es?' Hierzulande hingegen heißt es: 'Wem können wir es in die Schuhe schieben?'", kritisierte Priol. Als es um das Heizungsgesetz ging, sagte er: "Die Kommunikation war grottenschlecht. Vielleicht braucht es so eine Art Sendung-mit-der-Maus für Erwachsene."

Helene Bubrowski: "Es gibt diese schrecklichen Gewöhnungseffekte und da hat ein neuer Krieg erst einmal mehr Aufmerksamkeit", so die Journalistin von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über die Kriege in der Ukraine und in Israel. Die Ukraine würde sich zu Recht Sorgen machen, dass die Welt erschlafft und ermüdet und nicht so viel hilft, wie früher. Das betreffe vor allem die Unterstützung der USA.

Susanne Gaschke: Die Journalistin der "Neuen Zürcher Zeitung" analysierte: Habeck habe die Grünen zur Mitte der Gesellschaft hin geöffnet. In der derzeitigen Koalition erschienen die Grünen vielen Menschen trotz allem sehr dominant. Es gebe Kommunikationsprobleme.

Später sagte sie: "Es geht bei Einwanderung auch um ein kulturelles Problem. Wir wollen keine Antisemitismus-Orgie hier bei uns, wir wollen keine Frauenfeindlichkeit und wir wollen auch nicht so gerne, dass Kinder auf dem Schulhof angemacht werden im Ramadan, wenn sie trotzdem ihr Butterbrot essen."

Gil Yaron: Der aus Tel Aviv zugeschaltete Arzt und Autor berichtete: "Man fühlt sich ständig bedroht." Wenn man unterwegs sei, frage man sich ständig, wo der nächste mögliche Unterschlupf sei, wenn eine Sirene aufheult. "Man möchte die Hamas völlig entwaffnen und jegliche Gefahr, die von dieser Terrororganisation ausgeht, zunichtemachen", so Yaron.

Das bedeute, dass man vor Ort sein müsse. Man müsse mit Soldaten im Gazastreifen sein, um zu verhindern, dass die Hamas Raketen auf Israel abfeuere. "Das wird fürchterlich", sagte er. Die Frage sei, wie es weitergehe, wenn der Gazastreifen besetzt sei. "Das ist eine Frage, die sich alle Israelis stellen", so Yaron.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Zwei Auslandsreisen hätten ihn verändert – Israel und die Ukraine, berichtete Habeck. "Danach habe ich das Land anders gesehen." Zur Lage in Israel sagte er: "Schlimmes wird sicherlich passieren." Die Israelis seien in einem beispiellosen Terrorakt angegriffen worden. "Das ist ein so brutaler Angriff auf diesen Staat, der sich immer angegriffen gefühlt hat. Wo sollten die Juden denn hingehen?", fragte der Grünen-Politiker.

Sie hätten sich einen Staat aufgebaut und es habe immer die Bedrohung gegeben, dass er ausgelöscht wird. Die Dimension sei unfassbar – "wäre das hochgerechnet auf Deutschland, wären die Verhältnisse die gleichen, wären das 10.000 Deutsche gewesen, die dort massakriert worden wären", sagte er und es wurde still im Studio.

Es drohe ein ganz schlimmes Szenario. Ein Einmarsch in den Gaza-Streifen werde viele weitere Tote nach sich ziehen. "Das werden schlimme Bilder werden, die wir sehen werden", sagte Habeck. Die Hamas kämpfe nicht für Palästina, sie löse nur weiteres Leid aus.

Baerbock: "Natürlich machen wir keine Terrorfinanzierung"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat den Verdacht, deutsche Hilfsgelder würden den Terror der Hamas in Israel mitfinanzieren, klar zurückgewiesen. Entwicklungsgelder sollen aber weiterhin fließen.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Es knirschte nur selten am Mittwochabend. Wirklich aneinander rasselte niemand. Gaschke und Bubrowski waren allerdings geteilter Meinung über die Rolle des Kanzlers bei der Unterstützung der Ukraine. Als es um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern ging, sagte Gaschke: "Ich kann ein Stück weit Olaf Scholz in seiner Rolle verstehen." Die deutsche Bevölkerung stehe nicht mit voller Begeisterung hinter der Ukraine-Unterstützung.

"So sehr man sich vom Herzen und der Empathie her schnellere Entscheidungen wünschen würde, wir dürfen nicht vergessen: Auf der anderen Seite steht ein potenziell wahnsinniger Diktator mit mindestens 6.000 Atomwaffen." Man wisse nicht, wann für ihn eine rote Linie überschritten sei.

Bubrowski entgegnete: "Natürlich sitzt im Kreml ein Wahnsinniger, den man nicht berechnen kann. Aber ich bin der Meinung, man sollte ihm auch nicht diese Machtposition geben, weil es vollkommen unberechenbar ist." Marschflugkörper "Ja" oder "Nein" – man wisse am Ende nicht, was den Unterschied mache. "Angst ist der falsche Ratgeber", war sie sich sicher und betonte: Die Ukraine habe sich bislang als zuverlässiger Partner erwiesen.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Sandra Maischberger bemühte sich am Mittwochabend vor allem um zwei Dinge: Emotionale Nähe zu Israel schaffen, als sie sich von Arzt Yaron berichten lies, wie beschwert Supermarkt-Besuche dieser Zeit ablaufen.

Andererseits war Maischberger darauf bedacht, die deutsche Ampel-Politik auf unterschiedlichen Ebenen zu analysieren: Fragen wie "Reden sich die Grünen die Lage schön?" und "Habeck ist abgestürzt in der Beliebtheitsskala – zurecht Ihrer Meinung nach?" gehörten ebenso dazu wie "Wird der Migrationspakt der Wurf sein, der die Ampel aus dem politischen Schussfeld nimmt?" und zur wirtschaftlichen Lage: "Glauben Sie, wir sind nächstes Jahr über den Berg?"

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Hat der Kanzler die Signale aus den Landtagswahlen verstanden? "Noch nicht so ganz", formulierte Gaschke wohl stellvertretend für die Runde. Der Migrationspakt weise aber in die richtige Richtung.

Einig waren sich die Gäste erneut über den kommunikativ schwierigen Regierungsstil und die Tatsache, dass die von der Ampel gesetzten Themen teilweise an der Realität der Bürgerinnen und Bürger vorbeigehen. Die wollen lieber über Migration, Infrastruktur und Bildung sprechen.

Verwendete Quellen:

  • ARD: Sendung "Sandra Maischberger " vom 11.10.2023









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