(cfl/ak) - Die Bundeswehr hat ein Imageproblem: Nach dem Aussetzen der Wehrpflicht bleiben die Freiwilligen aus. Mit einem "Tag der offen Tür" wollte die General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall dem entgegenwirken und lud den potenziellen Nachwuchs zum makaberen Kriegsspiel, das an die braune Vergangenheit Deutschlands erinnert.
Stein des Anstoßes war ein Miniaturdorf, das zum Zwecke der Veranschaulichung eines Kriegs-Szenarios in der Bad Reichenhaller Kaserne für die kleinen Besucher aufgestellt wurde. Um die Szenerie möglichst realistisch zu gestalten, gab es auch ein Ortsschild, auf dem "Klein-Mitrovica" stand - das berichtet das "RABATZ-Bündins" auf ihrer Website.
Mitrovica, ein Ort im Kosovo, ist unweigerlich mit den Gräueltaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg verbunden. Im Jahr 1942 wurde dort ein KZ-ähnliches Lager von den Nazis errichtet, in dem vor allem Roma interniert wurden. Die Vorgänger der Bad Reichenhaller Gebirgsjäger waren während des Weltkriegs dort stationiert.
Das hinderte die Organisatoren in Bad Reichenhall aber anscheinend nicht daran für das Kinderprogramm im Mini-Dorf das Ortschild aufzustellen. Hier konnten es Mädchen und Jungen dann offenbar nach Herzenslust "krachen" lassen. Sie hätten unter Tarnnetze krabbeln und mit Gewehren auf Sperrholzhäuser schießen dürfen. Um die Häuserkampfszene noch realistischer zu gestalten, hatten die Organisatoren von der General-Konrad-Kaserne sogar Rauchbomben gezündet.
In der Kaserne waren an diesem Nachmittag auch Mitglieder des antifaschistischen Bündnisses "RABATZ" anwesend. Auf deren Website äußert sich Aktivistin Anne Jade zu dem Vorfall: "Die Bundeswehr versucht, schon kleinen Kindern Spaß an Waffen und militärischer Gewalt zu vermitteln. Mit der Namensgebung 'Mitrovica' verherrlicht sie im Kinderprogramm Pogrome."
Mittlerweile hat die Bundeswehr der Münchner "Abendzeitung" zufolge auf die Anschuldigungen reagiert. Presseoffizier Siegfried Houben sagte der Zeitung: "Was auf diesen Bildern zu sehen ist, könnte durchaus gegen unsere Regeln verstoßen haben." Jugendliche unter 18 Jahren dürften bei Veranstaltungen der Bundeswehr keinen Kontakt zu Waffen haben. Die Wahl des Ortsnamen "Klein-Mitrovica" nannte er "geschmacklos".
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