- Eine Affäre um Maskengeschäfte hat den CSU-Abgeordneten Nüßlein arg in Bedrängnis gebracht.
- Unionsfraktionschef Brinkhaus fordert den vollständigen Rückzug. Doch Nüßlein tritt nur aus der Fraktion aus.
- Die Union gerät kurz vor zwei Landtagswahlen in immer schwereres Fahrwasser.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein hat am Sonntagabend mit sofortiger Wirkung seinen Austritt aus der Unionsfraktion erklärt. Sein Bundestagsmandat will er aber bis zum Ende der Wahlperiode behalten - trotz laufender Korruptionsermittlungen und gegen den erklärten Willen der Fraktionsführung. Das kündigte Nüßlein in einer persönlichen Erklärung an, die sein Anwalt am Sonntagabend übermittelte.
"Die öffentliche Vorverurteilung meiner Person hat ein Maß erreicht, das für mich, aber vor allem auch für meine Partei unerträglich ist", heißt es darin. Es sei ihm "ein Herzensanliegen", jeglichen politischen Nachteil von seiner Partei abzuwenden. "Deshalb habe ich entschieden, dass ich aus der CDU/CSU-Fraktion mit sofortiger Wirkung austrete und habe soeben die Fraktionsführung hierüber informiert."
In dieser schwierigen Zeit gehe es nicht um persönliche Belange, sondern darum, für die Menschen Lösungen zu finden. "Dies soll durch eine Diskussion um meine Person nicht belastet sein. Gleichwohl werde ich das Mandat, das mir die Wähler 2017 übertragen haben, bis zum Ende dieser Wahlperiode mit bestmöglichen Einsatz ausüben", erklärte Nüßlein. "Dies verbinde ich mit der Erwartung, dass der derzeit gegen mich gerichtete Anfangsverdacht strafbarer Handlungen noch während meiner Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag widerlegt werden wird."
Nüßlein soll saftige Provision kassiert haben
Nüßlein soll - ebenso wie der Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel - Provisionen in sechsstelliger Höhe für die Vermittlung von Geschäften mit Corona-Schutzmasken kassiert haben. Gegen Nüßlein wird von der Münchner Generalstaatsanwaltschaft unter anderem wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern ermittelt. Der CSU-Politiker Nüßlein hatte bereits am Freitag mitteilen lassen, er lege sein Amt als Fraktionsvize der Union nieder und werde nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Der CDU-Abgeordnete Löbel kündigte dann am Sonntag an, sein Abgeordnetenmandat bis Ende August niederzulegen.
Unionsfraktionschef Ralf Brinkhaus reicht das nicht aus: "Ich fordere das, dass die beiden ihr Bundestagsmandat aufgeben", sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin". "Wir haben eine Handhabe, wer Mitglied in der Fraktion ist, wir haben keine Handhabe, wer Mitglied im Deutschen Bundestag ist", räumte er ein. Aber: "Das ist jetzt für beide Kollegen eine moralische Frage, wie sie damit umgehen. Es wäre besser für den Parlamentarismus, wenn sie ihr Bundestagsmandat aufgeben."
Union fällt in den Umfragen auf schlechtesten Wert seit einem Jahr
Eine Woche vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und inmitten der öffentlichen Diskussion um Corona-Pannen gerät die Union in immer schwereres Fahrwasser. Erstmals seit Ende März vergangenen Jahres rutschten CDU und CSU im "Sonntagstrend" der "Bild am Sonntag" um weitere zwei Prozentpunkte auf 32 Prozent und damit unter ihr Bundestagswahlergebnis von 32,9 Prozent. Die SPD erhielt bei der wöchentlichen Umfrage des Kantar-Instituts im Auftrag der Zeitung 16 Prozent und blieb damit unverändert, ebenso die Linke (9 Prozent). Die Grünen (19), die AfD (10) und die FDP (9) gewannen jeweils einen Punkt hinzu.(dpa/fra)
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