Während Donald Trump trotz seiner Corona-Infektion noch mit der Maske auf Kriegsfuß steht, wird der Mund-Nasen-Schutz unter europäischen Regierungen immer beliebter. Manche Länder wie Finnland führen ihn sogar nun erst verpflichtend ein. Wer jetzt nachzieht - und wer nach wie vor verzichtet.

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Schweiz

In der Schweiz sind die Tage ohne Maskenpflicht passé. Denn wie in anderen Ländern Europas steigen auch hier die Fallzahlen: Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind besonders die Kantone Genf, Waadt und Zürich betroffen.

Jüngst wurden innerhalb von drei Tagen 4.068 Infektionen im Labor bestätigt, in den Krankenhäusern mussten 70 Personen behandelt werden. Sieben Personen starben (Stand: 12.10.2020).

Bereits Anfang Juli griff der Bundesrat durch und beschloss eine durchgehende Maskenpflicht in den öffentlichen Transportmitteln. Derzeit müssen laut dem Schweizer Gesundheitsamt alle Personen, die über zwölf Jahre alt sind, dort sowie auf Schiffen und Flügen eine Maske tragen. Davon ausgenommen sind Skilifte, Sesselbahnen und Restaurantbesuche.

SARS-CoV-2 trat in der Schweiz laut dem Bundesamt für Gesundheit erstmals am 25. Februar 2020 auf. Zwar setzte die Regierung zunächst nicht auf eine Maskenpflicht, aber auf andere Eindämmungsmaßnahmen.

Trotzdem wurden bis zum 27. April insgesamt 29.313 Fälle gezählt, 1.427 Personen starben. Als die Fallzahlen zurückgingen, beschloss der Bundesrat Lockerungen.

Der Wirtschaft half das nichts: Lag der Anteil der Langzeitarbeitslosen 2019 noch bei 13 Prozent, sind es jetzt laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) 17 Prozent, wie die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt.

Seit dem Beginn der Pandemie sind in der Schweiz insgesamt 1.801 Personen gestorben, es gab 64.436 laborbestätigte Infektionen (Stand 12.10.2020).

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Finnland

Die Finnen stehen in Europa an der Spitze der Länder, die gut durch die Corona-Pandemie kommen. Wohl auch deswegen hatte die finnische Gesundheitsbehörde THL eine Maskenpflicht lange abgelehnt. Die offizielle Begründung: Trägt man die Maske falsch, könnte sich die Ansteckungsgefahr sogar noch erhöhen.

Die Wirtschaft ist im Frühling kaum geschrumpft. Das habe selbst Experten überrascht, schreibt die "Neue Zürcher Zeitung". Im zweiten Quartal lag das Bruttoinlandsprodukt um nur 3,2 Prozent niedriger als im ersten Quartal: Europarekord.

Doch nun steigen die registrierten Fälle: Im vergangenen Monat zählte die Johns Hopkins Universität 3.655 registrierte Fälle und zehn Tote, zur Hochphase im April waren es 3.577.

Damals starben 195 Menschen an oder mit COVID-19. Jüngst verzeichnete Finnland an einem Tag 214 Fälle, der höchste je gemeldete Stand war am 8. Oktober mit 296 Fällen. Wohl auch deswegen ruderte Mika Salminen von THL bezüglich der Masken bei einer Pressekonferenz zurück.

Es gebe zwar "keine besonders starken Belege" für die Wirkung von Masken, allerdings seien schon "kleine Ergänzungen zu unserer Maßnahmen­liste gerechtfertigt".

Ab dem 26. Oktober gilt laut dem Deutschen Auswärtigem Amt in der Ekstra-Klasse der finnischen Bahn (VR) eine Maskenpflicht. Ein Novum für die Finnen.

Laut der Johns Hopkins Universität zählte Finnland insgesamt 12.212 bestätigte Fälle, 346 Personen starben (Stand. 13.10.2020).

Schweden

Schweden und sein Sonderweg – gut oder schlecht? Darüber streiten sich Experten und Nicht-Experten seit Monaten. Fest steht: Schweden setzt seit Beginn der Corona-Pandemie auf Freiwilligkeit.

Keine Maske, keine flächendeckenden Schul- oder Restaurantschließungen. Auch jetzt, bei der zweiten Welle, bleibt Schweden dabei.

Bei den Fallzahlen steht Schweden jedoch nicht gut da. Laut dem Nachrichtensender NTV kommt das Land auf 57,9 Tote gemessen an 100.000 Einwohnern. Schwedens Nachbar Dänemark liegt bei 11,6; Finnland kommt auf 6,3 und Norwegen sogar nur auf 5,2. Deutschland liegt hier bei 11,6 (Stand 12.10.2020).

Vor allem in den Pflegeheimen Schwedens forderte COVID-19 viele Opfer. Die Regierung musste sich deswegen im Frühjahr viel Kritik anhören.

Zwar ohne Lockdown, dafür aber mit Besuchsverboten, Obergrenzen für Veranstaltungen und Appellen an die Bevölkerung konnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen gesenkt werden.

Auch deswegen kam das Land wirtschaftlich gut durch die Krise. Doch gleichzeitig verstärkt das die Kritik: Hat Schweden seine Senioren für die Wirtschaft geopfert?

Mit der zweiten Pandemie-Welle steigen die Zahlen wieder – vor allem in der Hauptstadt Stockholm. Im vergangenen Monat zählte die Johns Hopkins Universität 11.946 Fälle und 60 Tote, der Höchststand in Schweden lag im Juni mit 29.263 registrierten Fällen und 2.569 Verstorbenen im April.

Insgesamt sind es 98.451 registrierte Fälle. 5.894 Menschen starben (Stand: 13.10.2020).

Alltagsmaske richtig auf- und absetzen
© 1&1

Russland

Eine Maskenpflicht gibt es nur in der Hauptstadt Moskau. Ansonsten nicht. Dabei steigen die Corona-Zahlen auch hier wieder. Jüngst verzeichneten die offiziellen Stellen 13.868 positive auf insgesamt mehr als 1,32 Millionen Tests. Das ist ein neuer Rekord.

Innerhalb von 24 Stunden gab es zudem die Meldung über 244 Tote. Auch das ist ein neuer Höchstwert. Insgesamt sind 22.966 Personen gestorben.

Trotzdem setzt die Regierung um Wladimir Putin weiterhin nur in Moskau auf einen Mund-Nasen-Schutz sowie Handschuhe in Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln, so das Deutsche Auswärtige Amt.

In Russland haben unlängst die Impfungen für die Phase-III-Studie des Corona-Impfstoffs "Sputnik V" begonnen. Die Bevölkerung soll aber weiter skeptisch sein, obwohl Politiker dafür werben, berichtet das ARD-Studio in Moskau.

Im Frühjahr erfolgte ein harter Lockdown, der jedoch schnell wieder gelöst wurde, um Normalität für Russland und die damals bevorstehende Abstimmung über eine Verfassungsänderung zu garantieren.

Für die Wirtschaft war das zu spät: Im zweiten Quartal ging die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu 2019 um 9,6 Prozent zurück, zitiert das "Handelsblatt" das Wirtschaftsministerium. Im Juni verringerte sie sich auf 6,4 Prozent.

Insgesamt verzeichnet die Johns Hopkins Universität 251.430 registrierte Fälle. 4.168 Menschen starben (Stand: 13.10.2020).

Verwendete Quellen:

  • Daten der Johns Hopkins Universität
  • Bundesamt für Gesundheit Schweiz: "Neues Coronavirus: Situation Schweiz"
  • Auswärtiges Amt: "Finnland: Reise- und Sicherheitshinweise"
  • NZZ: "Was hat Finnland während der Corona-Krise besser gemacht?"
  • NTV – Europavergleich: "Neue Corona-Risiken in EuropaVirus-Krise trifft Deutschlands Nachbarn"
  • Handelsblatt: "Corona-Beschränkungen schlagen auf Russlands Wirtschaft durch"
  • ARD: "Corona-Impfung in Russland: 40.000 Freiwillige und viele Skeptiker"
  • Auswärtiges Amt: "Russische Föderation: Reise- und Sicherheitshinweise"
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