- Angela Merkel sieht in Verschwörungstheorien einen Angriff auf die Gesellschaft.
- Die Bundeskanzlerin mahnte am Dienstag in einem Gespräch mit Studenten aber auch eindringlich, den Ernst der Lage rund um das Coronavirus vor Augen zu führen.
Bundeskanzlerin Angela
"Seit der Aufklärung ist Europa den Weg gegangen, sich auf der Basis von Fakten sozusagen ein Weltbild zu verschaffen. Und wenn ein Weltbild plötzlich losgelöst oder antifaktisch ist, dann ist das natürlich mit unserer ganzen Art zu leben sehr schwer vereinbar."
Bundeskanzlerin: "Trotzdem sind wir ein tolerantes Land"
"Das übliche Argumentieren, das hilft da nicht, deshalb ist das für uns schon eine besondere Herausforderung", sagte Merkel weiter und erklärte: "Das wird vielleicht auch eine Aufgabe für Psychologen sein."
Forschung zur Frage sei nötig: "Wie verabschiedet man sich eigentlich aus der Welt der Fakten und gerät in eine Welt, die sozusagen eine andere Sprache spricht und die wir mit unserer faktenbasierten Sprache gar nicht erreichen können?" Es gebe bei Anhängern solcher Denkmuster "eine richtige Diskussionsverweigerung".
"Trotzdem sind wir ein tolerantes Land", betonte die Bundeskanzlerin Merkel. Auch diese Menschen seien seine Bürgerinnen und Bürger.
Doch sie wieder in die Welt des gegenseitigen Zuhörens zu führen, werde sehr schwer. Dazu gehöre auch mehr Verständnis für die Rolle sozialer Medien.
Hier gebe es Räume, in denen Betroffene nur bestätigt würden. Eine perfekte Antwort habe sie nicht, aber das Problem beschäftige die Politik sehr.
Lesen Sie auch: Verschwörungsmythen kosteten Schäuble einst fast das Leben
Merkel mahnt eindringlich, Ernst der Lage vor Augen zu führen
Merkel sprach mit den Studenten auch über unvorsichtiges Verhalten und bezeichnete dieses angesichts der gegenwärtigen Ausbreitung des Coronavirus als "verheerend" für die Gesellschaft. Einige Menschen würden jede Lücke ausnutzen, die die Politik nicht geregelt habe, sagte sie. "Das ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht so schön. Manche fordern das Risiko heraus."
Die Kanzlerin bedauerte, dass die Bereitschaft für Einschränkungen im Vergleich zum ersten Lockdown in Deutschland im Frühjahr gesunken sei. Dabei würden jeden Tag mindestens 400 Menschen an oder mit COVID-19 sterben.
Manche beruhigten sich damit, dass dies vor allem Ältere treffe. Merkel mahnte, sich Folgendes zu vergegenwärtigen: "Ob meine Eltern mit 80 oder mit 90 sterben, ist schon ein Unterschied."
Die Kanzlerin stellte fest: "Die zweiten Wellen von Pandemien sind oft die gefährlichsten." Jetzt im Winter sei die Situation viel härter. Eindringlich mahnte Merkel die Menschen in Deutschland, sich den Ernst der Lage vor Augen zu führen. (msc/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.