Die erste große Auslandsreise führt Kanzlerin Angela Merkel wieder nach Afrika. Wieder geht es um Reformen, Stabilität und Krisen. Doch auch die Wirtschaft erhofft sich wichtige Impulse.
Kanzlerin
Merkel kommt an diesem Donnerstag am südafrikanischen Regierungssitz in Pretoria mit dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa zusammen. Ramaphosa übernimmt direkt nach dem Besuch Merkels beim Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba den AU-Vorsitz vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Südafrika ist auch G20-Mitglied und zeitgleich mit Deutschland derzeit nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat.
Merkel dürfte in Ramaphosa einen Verbündeten für ihre Bestrebungen zur Verteidigung einer regelbasierten internationalen Ordnung und des Multilateralismus sehen. Auch die Lage im Bürgerkriegsland Libyen könnte beim Gespräch Merkels mit Ramaphosa eine Rolle spielen.
Die Nichtregierungsorganisation One, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten einsetzt, begrüßte die Bemühungen Merkels um engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Südafrika und Angola. Wichtig sei, dass deutsche Investitionen bei den Menschen vor Ort ankämen, forderte der One-Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Angesichts der Korruptionsvorwürfe gegen die angolanische Unternehmerin Isabel dos Santos sollten die Themen Transparenz und Korruptionsbekämpfung am Freitag Priorität bei den Gesprächen Merkels in Angola haben.
Alternative Energien sind kein Schwerpunkt südafrikanischer Politik
In Merkels Wirtschaftsdelegation reisen Vertreter der Branchen Energie, Erneuerbare Energien, Finanzdienstleistung, Transport, Logistik, Sicherheit und Bauwirtschaft mit.
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft erhofft sich von Merkels Reise wichtige Impulse. Das Interesse deutscher Unternehmen an Südafrika leide zusehends unter der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage im Land, sagte eine Sprecherin des Vereins der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). Die Regierung Ramaphosa müsse die versprochenen Reformen umsetzen. Es gebe noch viel Potenzial zur verstärkten Zusammenarbeit. So seien die Möglichkeiten im Bereich der Erneuerbaren Energien zu wenig ausgeschöpft.
Die Einführung alternativer Energien ist bislang kein Schwerpunkt südafrikanischer Politik. Die Regierung in Pretoria setzt angesichts großer Kohlevorkommen auf die Energieproduktion durch Steinkohlekraftwerke und auch auf Atomenergie. Südafrika gehört zu den größten CO2-Produzenten auf dem afrikanischen Kontinent. In einer Kurzanalyse der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung heißt es, Anspruch und Wirklichkeit klafften beim Klimaschutz in Südafrika weit auseinander. Angesichts der hohen Arbeitslosenquote sei es politisch schwer durchsetzbar, Kohleminen zu schließen.
In Südafrika sind etwa 600 deutsche Unternehmen tätig, als Handelspartner lag die Bundesrepublik 2018 mit einem Volumen von 17 Milliarden Euro nach China und vor den USA auf dem zweiten Platz. Der bilaterale Handel mit Angola sei ausbaufähig, heißt es angesichts eines Handelsvolumens von 183 Millionen Euro und 25 in dem Land vertretenen deutschen Unternehmen in Berliner Regierungskreisen.
Merkel war zuletzt im Juli 2010 zum damaligen Viertelfinale der Fußball-WM zwischen Deutschland und Argentinien in Südafrika. Bei ihrer ersten großen Afrikareise als Kanzlerin hatte sie im Oktober 2007 in Johannesburg auch den 2013 gestorbenen ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela getroffen. Angola hatte Merkel im Juli 2011 als erste deutsche Regierungschefin besucht. Die ehemalige portugiesische Kolonie ist einer der größten Erdölproduzenten Afrikas, gilt aber dennoch als eines der ärmsten Länder der Welt. © dpa
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