Steht ein Angriff Irans auf Israel bevor? Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, hält das für möglich: Wenn Teheran so einen Schritt androhe, müsse man das ernst nehmen.

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Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, rechnet mit einem baldigen Angriff des Iran auf Israel. "Wenn sie das sagen, wenn sie es auch öffentlich sagen, muss man sie wirklich ernst nehmen", sagte Prosor am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Dies sei bei dem ersten iranischen Angriff von seinem Staatsgebiet aus auf Israel im April deutlich geworden.

Bei dem Angriff vor fünf Monaten hatte Teheran rund 300 Raketen auf Israel abgefeuert. Damals habe der Iran "alle roten Linien" überschritten, sagte Prosor. Israel müsse sich daher verteidigen und seine Bürger beschützen "wie jedes andere demokratische Land auch".

Prosor: Hamas und Iran wollen Israel vernichten

Zudem brauche der Iran "keinen Grund, um Israel anzugreifen", sagte der Diplomat mit Blick auf die Tötungen von Hamas-Chef Ismael Hanija und des hochrangigen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr vergangene Woche. "Terror" sei Teil der "iranischen Staatsräson" nicht nur gegenüber Israel, sondern auch im eigenen Land sowie in den Ländern der Region wie Libanon, Syrien und Jemen.

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Zu Kritik an der Verhältnismäßigkeit des israelischen Vorgehens im Gazastreifen sagte der Diplomat, hier seien "Ursache und Wirkung" zu unterscheiden. Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas habe am 7. Oktober ein beispielloses "Massaker" verübt, das auch vom Iran und seinen Verbündeten unterstützt worden sei. Wie der Iran wolle die Hamas Israel "vernichten".

Natürlich sei ein Ende des Krieges im Gazastreifen wünschenswert. Doch solange die Geiseln nicht freigelassen würden und die Hamas Israels weiter aus dem Gazastreifen beschieße, sei "überhaupt nicht an Frieden zu denken" - erst recht nicht mit Jahja Sinwar als neuem Politbüro-Chef an der Hamas-Spitze.

Chamenei droht mit "harscher Bestrafung"

Hanija war in der vergangenen Woche in Teheran getötet worden. Die Hamas und der Iran machten Israel für die Tötung verantwortlich, Irans geistlicher Führer Ayatollah Ali Chamenei drohte mit einer "harschen Bestrafung". Israel hatte die Tötung von Hanija nicht kommentiert. Rund eine Woche nach der Tötung von Hanija bestimmte die Hamas Sinwar, der als Drahtzieher des brutalen Hamas-Angriffs am 7. Oktober auf Israel gilt, zu dessen Nachfolger.

Wenige Stunden vor der Tötung Hanijas hatte Israel Fuad Schukr und damit den ranghöchsten Kommandeur der von Teheran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon getötet. Der Chef der pro-iranischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, drohte ebenfalls mit Vergeltung.

Mit einem Vergeltungsschlag des Iran und seiner Verbündeten auf Israel wird seit Tagen gerechnet. International laufen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation auf Hochtouren. US-Außenminister Blinken sagte, sein Land arbeite "rund um die Uhr" an einer Beruhigung der Lage. Er rief den Iran und Israel am Dienstag auf, eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden. (afp/bearbeitet von fab)

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