Israels Bodentruppen rücken in den Süden des Gazastreifens vor. Hilfsorganisationen beschreiben die humanitäre Lage als desolat und schlagen Alarm. Der Tag im Überblick.
Nach der Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes auf den Süden des Gazastreifens wächst angesichts des Leids der Zivilbevölkerung die Kritik am Vorgehen der Armee. Bundesaußenministerin
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Kein sicherer Ort im Gazastreifen
Keiner fühle sich sicher, wenn alle zehn Minuten Bomben fallen würden, sagte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, am Montag der britischen BBC. Er bezeichnete die Lage als "Horror". "Wenn ich sehe, wie ein Kind nach dem anderen hereingerollt wird, wie Eltern mit schrecklichen Kriegsverletzungen auf Bahren schreien - dann sind sie weder in Krankenhäusern noch in Unterkünften sicher", sagte Elder. Für die Menschen im Süden des Gazastreifens komme neben der Gefahr vor Angriffen erschwerend hinzu, dass sie schon von der Flucht aus dem Norden erschöpft seien.
Rotes Kreuz: Keine angemessene humanitäre Hilfe möglich
Das israelische Militär wirft der islamistischen Hamas vor, Angriffe aus Wohngebieten und Krankenhäusern heraus zu verüben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, beklagte, dass derzeit keine angemessene humanitäre Hilfe möglich sei. "Das Ausmaß des menschlichen Leids ist unerträglich", sagte sie bei einem Besuch in dem umkämpften Palästinensergebiet.
UNRWA: fast 1,9 Millionen Binnenflüchtlinge in Gaza
Hunderttausende Palästinenser waren aus dem umkämpften Norden in den Süden geflohen, wo es nun auch verstärkt Kämpfe am Boden geben dürfte. Nach Angaben des Palästinenserhilfswerkes UNRWA sind inzwischen fast 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies seien mehr als 80 Prozent der Bevölkerung. Fast eine Million Binnenflüchtlinge würden sich in 99 Einrichtungen im Zentrum des Küstengebietes sowie in Chan Junis und Rafah im Süden aufhalten. Im Gazastreifen leben mehr als 2,2 Millionen Menschen - auf einer Fläche, die nur etwas größer als jene der Stadt München ist.
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind mehr als 1200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten.
Hamas: Zahl der Toten in Gaza steigt auf fast 15.900
Bei den israelischen Gegenangriffen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen fast 15.900 Menschen getötet worden. Mehr als 42.000 Menschen wurden demnach verletzt. Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.
Baerbock an Israel: Ziviles Leid im Gazastreifen lindern
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die Ausweitung der Kämpfe auf den gesamten Gazastreifen betreffe nun auch Gebiete, in denen Menschen auf Aufforderung Israels Schutz gesucht hätten. Die humanitäre Lage drohe, sich weiter zu verschlechtern. Deshalb appelliere man "notwendige humanitäre Hilfe, einschließlich Treibstoffen in den Gazastreifen hereinzulassen, um die Menschen zu versorgen." Israel hatte nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober eine komplette Blockade des Gazastreifens verhängt.
Baerbock sagte bei einer Konferenz der Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin an die Adresse Israels: "Die zentrale Frage ist, wie dieses Recht auf Selbstverteidigung ausgeführt wird. Dass es gerade in dieser Phase eine Verantwortung gibt, ziviles Leid zu lindern."
Israel: Haben Hamas im Norden noch nicht besiegt
Israels erklärtes Ziel ist es, die Führung und die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören. Nach dem Ende einer Feuerpause am Freitag hatte Israels Armee den Krieg gegen die Hamas verstärkt und rückt nach eigenen Angaben inzwischen auch mit Bodentruppen in den Süden vor. Aber auch im Norden gehen die Kämpfe weiter. Man habe gute Fortschritte gemacht, aber die Hamas sei im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, erklärte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Sender CNN. Man habe es mit einem Feind zu tun, "der kein Problem damit hat, Zivilisten für seine militärische Sache zu opfern", so Conricus.
Israels Militär: 200 Hamas-Ziele angegriffen
Israels Armee griff nach eigenen Angaben in der Nacht zu Montag im Gazastreifen 200 Ziele der islamistischen Hamas an. Soldaten hätten etwa eine Schule im Norden attackiert, aus der die Hamas israelische Soldaten angegriffen habe, teilte das Militär mit.
Extremistische Palästinenser feuerten am Montag erneut Raketen in Richtung Israel. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.
Beschuss an Grenze zum Libanon - israelische Soldaten verletzt
Israels Militär registrierte zudem mehrere Abschüsse aus dem Libanon auf Ziele in Israel. Bei den Angriffen seien drei israelische Soldaten leicht verletzt worden. Die Armee attackierte demnach die Orte, von denen die Angriffe ausgingen. Die Hisbollah im Libanon bekannte sich zur Attacke auf israelische Soldaten sowie zum Beschuss weiterer Ziele. Israel reagierte mit Gegenbeschuss.
Armeeeinsätze im Westjordanland - drei Palästinenser tot
Die Lage im Westjordanland bleibt derweil angespannt. Bei einer Razzia der israelischen Armee und Polizei in Kalkilia im nordwestlichen Westjordanland wurden zwei militante Palästinenser getötet. Nach Angaben der israelischen Einsatzkräfte soll es sich bei den Getöteten um Terroristen handeln. Der bewaffnete Arm der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilte mit, die beiden seien Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden gewesen.
Zudem wurde dem Gesundheitsministerium in Ramallah zufolge ein 33-Jähriger bei einem Armeeeinsatz in Kalandia bei Ramallah getötet. Berichten zufolge kam es dabei zu bewaffneten Zusammenstößen. (dpa/cgo)
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