Fast drei Monate dauert der Gaza-Krieg. Nun kommt in Beirut der Hamas-Anführer Al-Aruri bei einer Explosion ums Leben. Die Sorge vor einer Eskalation steigt. Der neue israelische Außenminister Israel Katz spricht von einem "Dritten Weltkrieg". Der Tag im Überblick.
Mit dem Tod eines Hamas-Anführers in Beirut wächst die Sorge, dass inmitten des Gaza-Kriegs auch der Konflikt Israels mit der libanesischen Hisbollah eskalieren könnte. Der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, ist bei einer Explosion in Libanons Hauptstadt ums Leben gekommen, wie mittlerweile die Hamas selbst bestätigt hat.
Die Explosion ereignete sich vor einem Büro der Hamas und Polizeikreisen zufolge in einem südlichen Stadtteil Beiruts, in dem die Hisbollah stark vertreten ist. Die genauen Hintergründe der Explosion blieben zunächst unklar. Schnell kam aber der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Tötung handelt - möglicherweise durch Israels Armee oder im Auftrag Israels. Israels Militär kommentierte die Berichte auf Anfrage nicht.
Unterdessen hat die Hisbollah-Miliz Vergeltung angekündigt. Das "Verbrechen" in Beirut sei "eine gefährliche Attacke auf den Libanon" und dessen Volk und Sicherheit, teilte die Miliz am Dienstagabend mit. "Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen." Die Hisbollah habe "den Finger am Abzug" und ihre Kämpfer seien "in höchster Stufe der Bereitschaft".
Der libanesische Militärexperte und frühere General Chalil Hilo bezeichnete die Situation als "sehr gefährlich". Die Hisbollah werde einen "Angriff in ihrer Hochburg in Beirut nicht tolerieren". Al-Aruri, den Israel als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland sah, galt schon länger als mögliches Ziel für einen Anschlag. Er soll für die Aktivitäten des militärischen Hamas-Arms im Westjordanland zuständig gewesen sein. Israel und die Hamas hatten im Sommer - schon vor Beginn ihres laufenden Kriegs - Drohungen ausgetauscht.
Außenminister sieht Israel im "Dritten Weltkrieg"
Der neue israelische Außenminister Israel Katz sieht sein Land unterdessen "mitten in einem Dritten Weltkrieg" gegen den Iran. "Dieser Feind erinnert an die dunkelsten Perioden in der Geschichte der Menschheit, und wir sind entschlossen, unser Ziel zu erreichen, die Hamas zu stürzen", sagte Katz am Dienstag bei der Amtsübernahme von seinem Vorgänger Eli Cohen, wie die israelische Nachrichtenseite ynet und die Zeitung "Times of Israel" berichteten.
Das palästinensische Bildungsministerium berichtete indes von bisher mehr als 4000 im Gazastreifen getöteten Schülern. Die Zahl der bei israelischen Angriffen auf die islamistische Hamas getöteten Bewohner des Gazastreifens steigt nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde derweil auf mehr 22 000.
Der Krieg in Gaza dauert mittlerweile fast drei Monate an. Auslöser war die grausame Terrorattacke der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober. Sie ermordeten mehr als 1200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Ziel ist die völlige Zerstörung der Hamas. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet und der hohen Zahl ziviler Opfer geriet Israel zuletzt international immer mehr in die Kritik.
Laut Hamas-Behörde schon mehr als 22.000 Tote im Gazastreifen
Die Zahl der bei israelischen Angriffen auf die islamistische Hamas getöteten Bewohner des Gazastreifens ist nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 22.185 gestiegen. Weitere 57 035 Menschen seien seit Kriegsbeginn verletzt worden, teilte die Behörde am Dienstag weiter mit. Es handele sich überwiegend um Zivilisten. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht überprüfen.
Bildungsministerium: Mehr als 4.000 Schüler im Gaza-Krieg getötet
Nach Angaben des palästinensischen Bildungsministeriums mit Sitz in Ramallah sind seit Kriegsbeginn mindestens 4.119 Schülerinnen und Schüler im Gazastreifen getötet worden. Darüber hinaus seien im Gazastreifen 221 Lehrerinnen und Lehrer sowie Verwaltungsbeamte getötet worden, teilte das Ministerium laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa am Dienstag mit. Demnach wurden 278 öffentliche und 65 UN-Schulen bei Angriffen beschädigt oder zerstört.
UN-Einrichtungen dienen nach Angaben der Vereinten Nationen 1,4 Millionen der insgesamt 1,9 Millionen Binnenflüchtlinge im Gazastreifen als Notunterkunft. Es gab immer wieder Berichte über Tote und Verletzte bei israelischen Angriffen auf Schulgebäude. Die israelische Armee wirft der islamistischen Hamas vor, Schulen, Moscheen und Krankenhäuser im Gazastreifen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.
Türkei: Israelischer Geheimdienst plante Aktionen im Land
Die Türkei hat dem israelischen Geheimdienst Mossad vorgeworfen, Aktionen gegen in der Türkei registrierte Ausländer geplant zu haben. In dem Zusammenhang seien 33 Personen gefasst worden, teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya auf X (ehemals Twitter) mit. Ob die Verdächtigen verhaftet oder festgenommen wurden, war nicht klar. Aus Israel gab es zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Israel Anfang Dezember im Falle einer Verfolgung von Mitgliedern der islamistischen Hamas in seinem Land gedroht. Die Türkei attackiert Israel verbal immer wieder scharf für das Vorgehen im Gaza-Krieg. Die türkische Regierung unterhält ihrerseits Verbindungen zur Hamas, es sollen sich auch Funktionäre im Land aufhalten. Die Hamas gilt in Europa und den USA als Terrororganisation, in der Türkei nicht.
Israels Armee greift erneut Ziele im Libanon an - Luftalarm im Norden
Unterdessen griff das israelische Militär nach eigenen Angaben als Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem Libanon erneut Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah an. Wie die israelische Armee am Dienstag mitteilte, wurden Ziele in der Gegend der südlibanesischen Stadt Jarun unter Feuer genommen. Die Hisbollah teilte mit, sie habe israelische Einheiten bei dem nordisraelischen Dorf Sarit beschossen. Im Norden Israels gab es am Dienstagvormittag erneut Luftalarm. Über mögliche Opfer auf beiden Seiten der Grenze war zunächst nichts bekannt.
USA ziehen Flugzeugträger aus dem Mittelmeer ab
Nach einem knapp dreimonatigen Sondereinsatz im östlichen Mittelmeer ziehen die USA den Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" wieder ab. Das Schiff und der dazugehörige Verband würden in den kommenden Tagen in ihren Heimathafen in Norfolk im Bundesstaat Virginia zurückkehren, um sich auf künftige Einsätze vorzubereiten, teilte die US-Marine am Montag (Ortszeit) mit. Das US-Militär werde aber im Mittelmeerraum und im gesamten Nahen Osten umfangreiche Kapazitäten beibehalten. Dazu gehörten etwa der Flugzeugträger "USS Dwight D. Eisenhower", der zur Abschreckung in den Persischen Golf entsandt worden war. (dpa/cgo)
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