Vor allem an Jerusalem hängt, ob zwischen Israelis und Palästinensern je Frieden herrschen wird. Warum die Stadt eine so große Rolle spielt, ist auch in ihrer Geschichte begründet.
Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem ist zwar nicht die erste, wohl aber die bedeutendste Einweihung einer diplomatischen Vertretung in der Heiligen Stadt.
Jerusalem beherbergt bedeutende religiöse Zentren für Judentum, Islam und Christentum. Seit dem Sechstagekrieg 1967 hält Israel neben dem westlichen auch den arabisch geprägten Ostteil.
Elfenbeinküste, Zaire und Kenia zogen Botschaften ab
Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 kappten die afrikanischen Staaten Elfenbeinküste, das damalige Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) und Kenia aus Protest ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel und schlossen ihre Botschaften in Jerusalem. Bei der Wiederaufnahme der Beziehungen wurden die Botschaften nach Tel Aviv verlegt.
Als Israel 1980 den überwiegend palästinensischen Ostteil der Stadt annektierte und Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt" ausrief, erklärte der UN-Sicherheitsrat das Vorgehen für illegal. Er verabschiedete eine Resolution, in der alle Staaten aufgefordert wurden, ihre diplomatischen Vertretungen aus Jerusalem abzuziehen.
Die Niederlande, Haiti und mehrere lateinamerikanische Staaten kamen der Aufforderung nach. Costa Rica und El Salvador kehrten 1984 nach Jerusalem zurück, verließen die Stadt aber 2006 wieder.
Eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt
Der Status der Stadt ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als seine "ewige und unteilbare Hauptstadt". Den Anspruch der Palästinenser auf den Ostteil als künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaats lehnt Israel ab.
Nach Ansicht der internationalen Gemeinschaft muss der Status Jerusalems in Friedensgesprächen beider Parteien festgelegt werden. Auch verschiedene Lösungsvorschläge der USA sahen bislang eine Aufteilung der Stadtgebiete unter Israelis und Palästinensern vor.
Donald Trump brüskierte Palästinenser
US-Präsident
Die Entscheidung stieß international auf heftige Kritik und gilt den Palästinensern als Zerstörung der Zwei-Staaten-Lösung.
Trump betonte allerdings auch, trotz der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels müsse der künftige Grenzverlauf in der Stadt in Verhandlungen beider Seiten geklärt werden.
Die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem könnte übrigens nicht die letzte sein: Mehrere Länder vor allem aus Afrika und Lateinamerika hatten in der Vergangenheit bereits ihre Botschaft in Jerusalem, und einige von ihnen wollen dorthin zurückkehren.
Guatemala, Paraguay und Rumänien denken über Schritt nach
Der Präsident von Guatemala, Jimmy Morales, hat angekündigt, dass die Botschaft seines Landes bereits am 16. Mai nach Jerusalem umziehen wird.
Und auch das Außenministerium in Paraguay erklärte, dem Beispiel folgen zu wollen. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums soll die Eröffnungszeremonie "bis Ende des Monats" stattfinden. Paraguays Präsident Horacio Cartes habe seine Teilnahme zugesagt.
Als erstes Land der Europäischen Union erwägt Rumänien eine Verlegung seiner Botschaft nach Jerusalem. Die Regierung beschloss einen entsprechenden Gesetzentwurf. Rumäniens Präsident Klaus Iohannis, der mit der Regierung immer wieder über Kreuz liegt, lehnt das Ansinnen jedoch ab, weil es kein Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern gibt.
Auch Tschechiens Präsident Milos Zeman würde die Botschaft seines Landes gerne in Jerusalem sehen. Einen konkreten Plan legte er bislang nicht vor, die Regierung in Prag kündigte jedoch Ende April an, in Kürze ihr Honorarkonsulat in Jerusalem wiederzueröffnen. Zudem werde dort ein tschechisches Kulturzentrum eingerichtet.
EU hält an internationalem Konsens fest
Die Europäische Union hält an der seit Jahrzehnten von der internationalen Gemeinschaft vertretenen Haltung fest, wonach der Status Jerusalems zwischen Israelis und Palästinensern geklärt werden muss.
Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reiste kurz nach der Entscheidung Trumps, die US-Botschaft zu verlegen und Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, zu Gesprächen mit EU-Außenministern nach Brüssel. Er gehe davon aus, dass künftig "alle oder die meisten europäischen Länder ihre Botschaften nach Jerusalem verlegen", zeigte er sich überzeugt.
Doch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini ließ ihn abblitzen: Netanjahu könne "sich seine Erwartungen für andere aufheben". Vonseiten der EU-Mitgliedstaaten werde es keinen derartigen Schritt geben, sagte sie. (ank/dpa/afp)
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