Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 geht Israel im Palästinensergebiet massiv militärisch vor. Nun hat sich der israelische Finanzminister für den Einsatz von Hunger als Waffe ausgesprochen - und erntet weltweit scharfe Kritik.

Mehr News zum Krieg in Nahost

Die Äußerungen des rechtsextremen israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich zu Hunger als seiner Ansicht nach zulässige Waffe gegen Palästinenser sorgen weiter international für Empörung.

Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sei "schockiert und entsetzt" und verurteile die Äußerungen des Ministers "auf das Schärfste", erklärte dessen Sprecher am Freitag in Genf. Derlei Äußerungen schürten "den Hass gegen unschuldige Zivilisten". Hunger als Waffe einzusetzen, sei überdies ein Kriegsverbrechen.

Smotrich hatte zu Beginn der Woche auf einer Konferenz gesagt, Israel habe keine andere Wahl als Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen. Niemand erlaube Israel, zwei Millionen Menschen hungern zu lassen - "auch wenn dies gerechtfertigt und moralisch in Ordnung sein könnte, um die Geiseln zu befreien", sagte der Hardliner.

"Völlig inakzeptabel": Westen kritisiert Äußerung scharf

Auch bei westlichen Regierungen hatten die Äußerungen des Finanzministers im Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Empörung ausgelöst. "Das sind völlig inakzeptable und empörende Äußerungen des israelischen Finanzministers", hatte der Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin erklärt.

"Wir setzen uns seit Monaten als Deutschland, als Europäische Union, als internationale Gemeinschaft dafür ein, das Leid der Menschen in Gaza zu lindern und wir erwarten von der israelischen Regierung, dass sie dies ebenfalls tut", sagte der Sprecher. Dies sei "ein Gebot der Menschlichkeit".

111 Geiseln immer noch festgehalten

Die Verhandlungen über eine Feuerpause und eine Freilassung der von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln treten seit Monaten auf der Stelle. Die Regierung Netanjahu steht deshalb massiv unter Druck.

Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen hatten Israel am 7. Oktober überfallen und dabei nach israelischen Angaben 1198 Menschen getötet sowie 251 Menschen als Geiseln verschleppt.

111 Geiseln werden immer noch dort festgehalten, 39 von ihnen sind offiziellen Angaben zufolge tot.

Katastrophale humanitäre Lage

Als Reaktion auf den Großangriff geht Israel seither massiv militärisch in den Palästinensergebiet vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei inzwischen mehr als 39.690 Menschen getötet.

Die humanitäre Lage für die 2,4 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen am Mittelmeer wird von Hilfsorganisationen als katastrophal eingeschätzt. Fast alle mussten ihre Wohnorte verlassen und leiden unter der extrem knappen Versorgungslage. (afp/lla)

Vermittler drängen auf Gaza-Abkommen – aus Sorge vor Vergeltung

Angesichts der Sorgen vor einem großen Krieg im Nahen Osten drängen die Vermittler auf eine Waffenruhe in Gaza. Die Forderung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.