Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten weltweit hat einem UN-Bericht zufolge im vergangenen Jahr "extreme Ausmaße" angenommen - unter anderem auch im Gaza-Krieg. Die Zahl der "schweren Verstöße" - also Tötung und Verstümmelung von Kindern, Einsatz von Kindersoldaten, sexuelle Gewalt, Entführung, Angriffe auf Schulen oder Krankenhäuser und Verweigerung von humanitärem Zugang zu Kindern - habe 2023 um 21 Prozent zugenommen, hieß es in dem am Donnerstag in New York veröffentlichten Bericht.
In zuvor nie dagewesenem Ausmaß sei das unter anderem in Konflikten in Israel und den Palästinensergebieten, vor allem dem Gazastreifen, Burkina Faso, Nigeria, Myanmar, Somalia, der Demokratischen Republik Kongo, Syrien, der Ukraine und dem Sudan geschehen. Insgesamt seien 32 990 schwere Verstöße gegen 22 557 Kinder in rund 25 Weltregionen verifiziert worden, darüber hinaus ist eine hohe Dunkelziffer möglich.
Unter anderem sei die Tötung von 5301 Kindern verifiziert worden - statistisch also etwa 15 Kinder pro Tag. Rund die Hälfte der Verstöße wurde dem Bericht zufolge von bewaffneten Gruppen begangen, der Rest von Regierungstruppen und "nicht identifizierten Tätern", darunter auch etwa Minen.
Der Bericht sei ein "Weckruf", sagte die UN-Sonderbeauftragte für das Thema, Virginia Gamba. "Wir lassen Kinder im Stich." Sie rief zu mehr Engagement beim Schutz von Kindern weltweit auf. Eine positive Entwicklung sei, dass mehr als 10 600 Kinder, die zuvor Teil von bewaffneten Gruppen waren, Schutz und Unterstützung bei der Reintegration in den Alltag erhalten hätten.
Erstmals enthält der Bericht Informationen über Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten unter anderem in Haiti, dem Niger sowie Israel und den Palästinensergebieten. Israel hatte an seiner Aufnahme schon im Vorfeld scharfe Kritik geäußert. Die Vereinten Nationen veröffentlichten einen Bericht dieser Art seit rund einem Vierteljahrhundert jedes Jahr. Automatische Konsequenzen hat er nicht. © dpa
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