Israel führt seine Kämpfe im Gazastreifen fort. Die USA fürchten dadurch eine Ausweitung des Konflikts in der gesamten Region und mehr Leid für die Menschen. Die Entwicklungen im Überblick.
Die USA sehen den Nahen Osten in einem "Moment erheblicher Spannungen" und haben Israel gemahnt, mehr für den Schutz von Zivilisten in Gaza zu tun. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schafft es seit fast zwei Wochen nicht, eine geplante Hilfsmission im Norden des Küstenstreifens durchzuführen.
Unterdessen setzt Israel die Angriffe im Gazastreifen fort und liefert sich im Norden an der Grenze zum Libanon Kämpfe mit der Hisbollah-Miliz.
Könnte Gaza-Krieg "metastasieren"?
US-Außenminister Antony Blinken warnte in Katar vor einer Eskalation in der gesamten Nahost-Region. "Der Konflikt könnte schnell metastasieren, was noch mehr Leid in der Region verursachen würde", sagte er auf seiner vierten Nahost-Reise bei einem Treffen mit Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani in Doha. Katar habe von Beginn an vor einer wahrscheinlichen und gefährlichen Ausweitung des Konflikts gewarnt, sagte Al Thani. Die Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut und eines ranghohen iranischen Generals in Syrien – beide mutmaßlich durch Israel angeordnet – seien zu verurteilen und ein Verstoß gegen die Souveränität dieser Länder.
Blinken forderte, dass Israel die Zivilisten in Gaza bei seinen Angriffen dort besser schützen müsse: "Es ist absolut zwingend, dass Israel mehr zum Schutz von Zivilisten unternimmt". "Es sind schon viel zu viele unschuldige Palästinenser getötet worden", sagte er. Dies werde er auch bei seinem geplanten Besuch in Israel ansprechen.
Hilfslieferungen für Gaza reichen nicht
Auch die Hilfslieferungen für Gaza, wo vor Kriegsbeginn etwa 2,2 Millionen Menschen lebten, sind laut Blinken noch "nicht ausreichend, um den enormen Bedürfnissen gerecht zu werden". Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung seien von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Sie hätten nicht genügend Zugang zu Wasser, Essen, Arzneimitteln und anderen wichtigen Gütern.
In der Nacht zum Montag berichtete die WHO, seit zwölf Tagen nicht mehr in den Norden des Gazastreifens gelangt zu sein. Eine geplante Mission zum Krankenhaus Al-Awda sei zum vierten Mal abgesagt worden, weil die Sicherheit nicht gewährleistet gewesen sei, teilte die UN-Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Schwere Bombardierungen, nur eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten und unterbrochene Kommunikation hätten es "nahezu unmöglich" gemacht, medizinische Hilfsgüter in den isolierten Küstenstreifen und vor allem in dessen Norden zu liefern.
Baerbock trifft Amtskollegen in Israel
Parallel zu Blinkens Nahost-Reise traf die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Jerusalem am Sonntag ihren neuen israelischen Amtskollegen Israel Katz. Katz habe ihr für die deutsche Unterstützung Israels und den Einsatz für die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen gedankt, hieß es. Der israelische Minister lobte ferner auch das in Deutschland ausgesprochene Betätigungsverbot für die islamistische Hamas.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker von Hamas-Terroristen und anderer extremistischer Gruppen in Israel am 7. Oktober greift Israel den Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus an. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bislang mehr als 22.800 Menschen getötet und rund 58.000 verletzt. Auch im Norden Israels an der Grenze zum Libanon kommt es immer wieder zu Beschuss zwischen Israels Armee und der Hisbollah. Die Schiitenmiliz meldete seitdem den Tod von mehr als 150 Mitgliedern, Israels Armee den Tod von neun Soldaten. Auch Zivilisten kamen ums Leben. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.
Hackerangriff auf libanesischen Flughafen
Auch am Sonntag beschossen sich das israelische Militär und die Hisbollah. Die Angriffe richteten sich gegen Terroristen und mehrere Ziele der vom Iran unterstützten Miliz, teilte Israels Armee mit. Die Hisbollah erklärte, sie habe israelische Soldaten nahe der Grenze mit Raketen angegriffen.
In Libanons Hauptstadt Beirut drangen Hacker derweil in die IT-Systeme des internationalen Flughafens ein, wie der geschäftsführende Tourismusminister Walid Nassar laut Staatsagentur NNA bestätigte. Auf Bildschirmen wurden den Reisenden statt Abflugs- und Ankunftszeiten plötzlich Botschaften gegen die schiitische Hisbollah und deren Chef Hassan Nasrallah angezeigt. "Hassan Nasrallah, du wirst keine Verteidiger mehr haben, wenn der Libanon in den Krieg gezogen wird", war dort zu lesen.
Tragischer Verlust für Al-Dschasira-Korrespondent
Nach dem Verlust seiner Frau, zweier Kinder und eines Enkels musste ein in der arabischen Welt bekannter Korrespondent des Nachrichtensenders Al-Dschasira im Gazastreifen nun auch den Tod seines ältesten Sohnes beklagen. Bereits in der Nacht zum Montag berichtete Wael al-Dahdu wieder live im Fernsehen. Sein 27-jähriger Sohn starb laut dem arabischen Sender bei einem israelischen Luftangriff.
Fotos zeigten, wie der Vater weinend von seinem ältesten Sohn Abschied nahm. "Hamza war alles für mich, der älteste Junge, die Seele meiner Seele", sagte er. Auch Hamza al-Dahdu war laut Al-Dschasira Journalist und mit einem Fahrzeug im Westen der Stadt Chan Junis unterwegs gewesen, als eine Rakete einschlug.
Israel greift in Chan Junis weiter an
Israel griff derweil am Sonntag im Süden des Gazastreifens weiter an. Nach eigener Darstellung zerstörte die Armee mehr als 100 Ziele palästinensischer Terroristen im heftig umkämpften Chan Junis. Dutzende Terroristen seien dort zudem getötet worden, teilte das Militär mit.
Soldaten zerstörten demnach Tunnel, Beobachtungsposten und ein Hauptquartier der Hamas, welche die Islamistenorganisation auch für die Planung ihres Massakers am 7. Oktober genutzt habe. Extremistische Palästinenser feuerten am Sonntag erneut Raketen Richtung Israel. In Grenzorten wurde Raketenalarm ausgelöst.
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