Die als Nazi-Jägerin bekanntgewordene Beate Klarsfeld will unter Umständen das rechtsnationale Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen wählen. "Ich würde nie freiwillig Le Pens Partei wählen, ich bin Anhängerin der Politik der Mitte von [Präsident Emmanuel] Macron", sagte die Deutsche mit französischer Staatsbürgerschaft der "Berliner Zeitung" (Freitag). Wenn es allerdings in der zweiten Wahlrunde zu einem Duell zwischen dem rechten RN und der Linkspartei La France Insoumise käme, würde sie wohl für Le Pen stimmen. Ihr Mann Serge hatte sich zuvor ähnlich geäußert.
Als Begründung führte die 85-Jährige unter anderem einen grassierenden Antisemitismus in der französischen Linken an. "Die Partei, die am meisten Israel und die Juden hasst, ist La France Insoumise, das Bündnis von Jean-Luc Mélenchon. (...) Man kann doch keine Partei wählen, die Israel hasst." Bei der anstehenden ersten Wahlrunde werde sie aber wie gewohnt für Macrons Partei stimmen.
Frankreichs Linkspartei fährt momentan einen dezidiert propalästinensischen Kurs. Auch andere Parteien wie die Sozialisten werfen der Linkspartei derzeit Antisemitismus vor. Die Haltung der Partei zum Gaza-Krieg war der Grund für das Auseinanderbrechen eines linken Bündnisses in der Nationalversammlung. Dennoch wollen die linken Parteien bei der Wahl nun abermals mit einer Linksallianz antreten.
Frankreich wählt am 30. Juni und 7. Juli eine neue Nationalversammlung, nachdem Präsident Emmanuel Macron als Reaktion auf die Niederlage seiner liberalen Kräfte bei der Europawahl und den haushohen Sieg der Rechtsnationalen überraschend Neuwahlen angekündigt hatte.
Der Franzose Serge Klarsfeld und seine deutsche Frau Beate sorgten für die Enttarnung untergetauchter NS-Verbrecher und wurden deshalb als "Nazi-Jäger" bekannt. So spürten sie in den 1970er Jahren den wegen seiner Grausamkeit als "Schlächter von Lyon" gefürchteten Gestapo-Chef Klaus Barbie auf, der versteckt in Bolivien lebte. Neben Simon Wiesenthal galten die Klarsfelds als die wohl bekanntesten Verfolger von NS-Verbrechern. © dpa
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