Die Stimme Südafrikas ist verstummt. Mit 95 Jahren starb am Donnerstag Nelson Mandela an den Folgen einer Lungenentzündung. Der spätere südafrikanische Präsident verbrachte wegen seines Kampfes gegen die Apartheid 27 Jahre im Gefängnis, setzte sich aber dennoch später für Versöhnung ein. Lesen Sie die Reaktionen einiger Prominenter, die Mandela persönlich getroffen haben.

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An seine erste Begegnung mit ihm erinnert sich der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher noch ganz genau, wie er diesem Portal sagt. Es war der 21. März 1990, die Feier zur Unabhängigkeit Namibias in Windhoek. "Da waren die Außenminister der Großmächte, aber im Mittelpunkt des Treffens stand er", fasst der Politiker seine Eindrücke zusammen. Schon zuvor habe er sich intensiv mit Mandelas Schicksal befasst und vor den Vereinten Nationen seine Freilassung gefordert. "Es war eine eindrucksvolle Begegnung, ein großer Mann, ungebrochen, in einer eindrucksvollen Schlichtheit, aber auch Bestimmtheit und Festigkeit. Schon da kam er mir entgegen, ganz offen und freundlich, als sei das eine ganz normale Begegnung. In Wahrheit war es der Beweis dafür, dass die Kraft des humanen Menschen stärker sein kann als die Brutalität eines Unterdrückungsregimes."

Mandela habe das Gefängnis nicht mit Bitterkeit verlassen, sondern dem Willen zur Versöhnung, auch der Opfer mit den Tätern. "Das ist eine ganz großartige menschliche Leistung gewesen. Ich halte Nelson Mandela für eine der herausragendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts." Die Nachricht rühre ihn tief an, "die ganze Menschheit ist mit dem Tod dieser großen Persönlichkeit ärmer geworden".

Für Genschers Nachfolger Klaus Kinkel hatte Mandela etwas "Gandhi-haftes", mit seiner Aura habe er ganze Räume ausfüllen können. "Das Beeindruckende war, dass der Mann, der so Schreckliches mitgemacht hatte, die Verkörperung der Versöhnung war", sagte er. Er habe immer sehr ruhig und bescheiden gewirkt, sei kein Lauttönender gewesen. Wann er Mandela zuletzt getroffen hatte, vermag er nicht zu sagen, jedenfalls sei es wohl ein internationaler Kongress gewesen. "Da war er zwar schon alt, aber immer noch eine beeindruckende Figur", konstatiert er.

Unglaubliche starke Ausstrahlung

Aus nächster Nähe erlebte den Friedensnobelpreisträger auch Armin Hering, ARD-Korrespondent in Südafrika von 1995 bis 2000. Auf der Internetseite des SWR erinnert er sich an das erste Treffen 1995 beim Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl in Kapstadt. "Er war damals schon mit 77 eine lebende Legende", formuliert er. Er sei gemessenen Schrittes auf die Journalisten zugegangen, mit typischem Afrohemd, großgewachsen und breitschultrig.

Schon an seiner Statur habe man gesehen, dass er früher Boxer war. Dann sei er durch die Reihen der wartenden Journalisten gegangen, mit freundlichem Gesicht. "Mit diesen schmalen Augen, die immer irgendwie zu lächeln schienen. Er hat uns zugenickt und gefragt, wie es uns geht", blickt er zurück. Dies seien nur wenige Augenblicke gewesen. "Aber man merkte, dass er ein besonderer Mensch ist aufgrund dieser unglaublich starken Ausstrahlung, die er hatte."

Besonders beeindruckend sei er aber gewesen, wenn er "spürbar und für jedermann sichtbar gelitten" habe, etwa bei der Bekanntgabe der Trennung von seiner Frau Winnie. "Egal ob er glücklich war, oder traurig: Da war nie etwas Gespieltes dabei. Man hatte immer das Gefühl: Diesem Mann kann man sich anvertrauen, der hört zu und findet immer die passenden Worte. Deshalb wirkte Nelson Mandela auf mich immer zutiefst menschlich."

Hering besuchte einmal die Gefängnisinsel Robben Island und seine Zelle: "winzig klein, zwei mal drei Meter groß. Darin war gerade mal Platz für eine dünne Matratze, die tagsüber zusammengerollt wurde, ein winziges Metallkästchen an der Wand für ein paar kleine Dinge, wie eine Zahnbürste oder einen Rasierpinsel, dazu noch ein Eimer für die Notdurft und ein winziges, vergittertes Fenster". Durch die harte Zwangsarbeit in einem Steinbruch hätten seine Augen gelitten. "Deshalb durfte man Mandela später auch nie mit Blitzlicht fotografieren", klärt er auf.

In einer Mitteilung drückt auch IOC-Präsident Dr. Thomas Bach seine Trauer aus über den Verlust "eines großen Freundes und eines Helden der Menschlichkeit". Bach blickt zurück auf eine persönliche Begegnung mit Mandela in den 1990er Jahren : "Als ich ihn traf, fragte ich ihn, ob er seine Feinde gehasst habe. Als er verneinte, habe ich meine Zweifel ausgedrückt. Er sagte: 'Wenn ich sie gehasst hätte, wäre ich nicht länger ein freier Mensch gewesen'. Dies zeigt, was diesen Mensch und sein Menschenverständnis ausgemacht hat."

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