Die EU will Streamingdiensten vorschreiben, einen gewissen Prozentsatz an europäischen Produktionen in ihr Angebot aufzunehmen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist bereits in Arbeit. Mit dem Schritt will die Europäische Union die Filmindustrien der Mitgliedsstaaten stärken.
Laut Angaben von "Variety" plant die EU ein Gesetz, um Streamingdiensten wie Netflix und Amazon dazu zu verpflichten, mindestens 30 Prozent ihres Angebots aus europäischen Produktionen zusammenzustellen.
Das Branchenblatt bezieht sich dabei auf Angaben des EU-Generaldirektors für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien Robert Viola. Eine entsprechende Regelung sei seinen Aussagen zufolge bereits in Arbeit.
Im Dezember dieses Jahres will die EU über das Gesetz abstimmen. Laut Viola handle es sich dabei aber nur um eine "Formalität". Innerhalb von 20 Monaten sollen die Mitgliedsstaaten die neuen Regelungen dann umsetzten.
Europäische Filmlandschaft soll gestärkt werden
Wie viele europäische Filme und Serien die Streamingdienste in den 28 Ländern der Europäischen Union tatsächlich anbieten müssen, können die Staaten dabei zum Teil selbst entscheiden. Denn die 30 Prozent seien nur der Minimalwert, auf den man sich geeinigt habe.
Die EU-Staaten könnten diesen Prozentsatz auf bis zu 40 Prozent anheben. Außerdem sollen sie im Rahmen des Gesetzes auch Extraquoten für Produktionen aus dem eigenen Land einführen dürfen.
Zumindest Netflix habe laut Viola schon fast 30 Prozent an europäischen Filmen und Serien im Angebot. Im Oktober will die EU Zahlen veröffentlichen wie hoch der Anteil an europäischen Produktionen bei den einzelnen Streaminganbietern genau ist. Grundsätzlich soll das neue Gesetz Netflix und Co. dazu zu drängen, mehr in die Filmlandschaft Europas zu investieren.
Unterstützungszahlungen für nationale Produktionen
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Mitgliedsstaaten auch entscheiden können, ob die Streamingdienste Abgaben an den jeweiligen nationalen Produktionsfond entrichten müssen.
Viola verwies im Gespräch mit Variety diesbezüglich auf das deutsche Modell. In Deutschland sind beispielsweise Kinobetreiber und TV-Sender dazu verpflichtet, Zahlungen an die deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) zu überweisen.
Seit einem Gerichtsurteil im Mai muss auch Netflix Abgaben an die FFA entrichten. Die so gesammelten Gelder werden dazu genutzt, die nationale Filmindustrie zu unterstützen und beispielsweise die Produktion von Kinofilmen mitzufinanzieren. Kaum ein deutscher Film kommt ohne die Gelder der FFA aus.
Die Pläne der EU könnten allerdings negative Auswirkungen für die Kunden haben. Denn um die Quoten leichter einhalten zu können, wäre es auch möglich, dass die Streamingdienste ihr Angebot verkleinern.
Statt Produktionen in Europa zu kaufen oder in Auftrag zu geben, könnten auch einfach außereuropäische Filme und Serien aus dem Programm genommen werden.
Verwendete Quellen:
- Variety: Local Product Quotas for Netflix, Amazon to Become Law, EU Official Says.
- Heise Online: EU-Gericht weist Netflix-Klage gegen deutsche Filmförderung ab.
- Spiegel Online: Filmförderung umstrukturieren. Wie wir Flops mit Ansage vermeiden können.
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