- Der Fraktionschef der Linken im Saarland, Oskar Lafontaine, hat offen dafür geworben, die Partei in dem Bundesland bei der Bundestagswahl nicht zu wählen.
- Grund für diesen ungewöhnlichen Schritt: Lafontaine hält den Spitzenkandidaten Thomas Lutze wegen angeblichen Betruges bei den Mitgliederlisten für untragbar.
Der Fraktionschef der Linke im saarländischen Landtag,
"Diese Entwicklung führt dazu, dass diese Partei sich in die falsche Richtung entwickelt", sagte Lafontaine der Deutschen Presse-Agentur. "Das geht nicht so weiter. Auf der Basis eines Betrugssystems kann man keine erfolgreiche politische Arbeit aufbauen." Lutze war am Sonntag bei einer Mitgliederversammlung mit 55,6 Prozent der Stimmen auf Platz eins der Landesliste für die Bundestagswahl gewählt worden.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lutze wegen Urkundenfälschung
Lafontaine hatte vor der Wahl des 51-Jährigen gewarnt. Das Wahlergebnis vom Sonntag geht nach Ansicht von Lafontaine auch auf das System des "Mitglieder-Kaufs" zurück. "Heute "hilft" er (Lutze) vermutlich eher 50 bis 60 Mitgliedern bei der Beitragszahlung und einige seiner Unterstützer "helfen" bei der Rekrutierung fingierter Mitglieder ebenfalls", teilte Lafontaine mit.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lutze wegen des Anfangsverdachts der Urkundenfälschung. Nach Angaben der Behörde geht es dabei um Listen über Beitragszahlungen von Parteimitgliedern aus 2018 und darum, wer dort diverse Unterschriften geleistet hat. Lutze, seit 2009 Mitglied im Bundestag, hat jegliche Vorwürfe bestritten.
Lafontaine wollte sich zu der Frage, ob er bei der Landtagswahl im Saarland im März 2022 erneut als Spitzenkandidat für die Linke antreten werde, nicht äußern. "Zunächst warten wir die Bundestagswahl ab. Dann werden wir weitere Entscheidungen treffen."
Lafontaine: Bund muss Mitglieder-Bestechung künftig bestrafen
Der Linke-Politiker erneuerte seine Forderung an den Bundesvorstand, "die Mitgliederkartei im Saarland zu bereinigen. Denn sonst geht das ja endlos weiter". Zudem müsse der Bund nicht nur Wählerbestechung, sondern auch Mitglieder-Bestechung künftig bestrafen.
Lutze könne auch nicht gewählt werden, weil er Waffenlieferungen an Kriegsparteien befürworte und Staatsbeteiligungen zur Rettung von Betrieben ablehne, sagte Lafontaine. (dpa/fra) © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.